Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Verstappen, Ricciardo: Privates von Vettel, Räikkönen

Von Rob La Salle
Max Verstappen und Daniel Ricciardo amüsieren sich

Max Verstappen und Daniel Ricciardo amüsieren sich

​Was passiert, wenn sich Max Verstappen und Daniel Ricciardo aufs Sofa setzen und Fan-Fragen beantworten? Lesen Sie, wie die Red Bull Racing-Piloten Privates der Ferrari-Stars Vettel und Räikkönen ausplaudern.

Wenn Daniel Ricciardo und Max Verstappen mit einem Stapel Karten in der Hand im Ausstellungsraum von Red Bull Racing auftauchen, dann kann das nur eines heissen – vom Sofa aus lassen der Australier und der Niederländer die Saison rekapitulieren.

Was passiert, wenn sich der 20jährige Max und der 28jährige Daniel die Fragen der Fans zuwerfen, lesen Sie hier.

«Da sind wir also wieder», sagt Daniel. «Auf unserem geliebten Sofa.» Und schon setzt Ricciardo eine erste Spitze: «Viel Liebemachen hat unser Sofa im vergangenen Jahr nicht erlebt.»

Was auf die Saison von Red Bull Racing gemünzt werden kann oder auf die zwischenzeitlichen Spannungen zwischen Max und Daniel, Stichworte Kollision in Ungarn.

Erste Frage eines Fans: «Vor einem Jahr habt ihr gesagt, wie optimistisch ihr für die Saison 2017 seid. Wie ist das für 2018?»

Daniel Ricciardo: «Ich bleibe einfach bei meinem Niveau an Optimismus.» Max Verstappen klopft dazu vielsagend auf den Boden. Daniel weiter: «Wenn du gut unterwegs bist, dann ist es einfacher, den Schwung aufrecht zu erhalten. Aber wenn du zu viel erwartest, dann wirst du nur enttäuscht. Ich glaube daran, dass wir 2018 stark sein werden, aber ich halte den Ball flach.»

Verwandte Frage: «Wie lautet das Urteil über das Modell RB13 von 2017, in Verbindung mit den Erwartungen, die Daniel vor der Saison hatte?»

Ricciardo lacht: «Ich hasse wirklich das Wort Erwartung! Ich glaube, du und ich hatten vor der Saison erwartet, die Saison auf einem besseren Platz abzuschliessen als es nun passiert ist. Auf der anderen Seite: Nach den ersten paar Rennen hätte ich nicht erwartet, dass ich 2017 mehr Podestplätze holen würde als in jeder anderen Formel-1-Saison zuvor. Vor der Saison hätte ich mehr erwartet. Als die Saison begann und ich wusste, dass unser Auto nicht so schnell ist, erhielt ich mehr als erwartet. Am Ende hast du zwei Rennen gewonnen, ich eines, dazu die ganzen Podestränge – alles in allem nicht übel.»

Nun stellt Daniel Ricciardo Max Verstappen eine Frage: «Das ist eine Frage in der Frage. Welche Frage wurde dir in der vergangenen Saison am meisten gestellt?» Der Niederländer gibt zur Antwort: «Bis der Vertrag unterzeichnet war, waren das wohl Fragen um meine Zukunft. Vor allem weil wir zu Beginn der Saison viele Probleme mit der Standfestigkeit hatten, gab es reichlich Spekulationen.»

Daniel Ricciardo wirft todernst ein: «Und so wie ich das verstanden habe, bist du dann zu Helmut Marko und Christian Horner gegangen und hast gesagt – wenn ich 2018 nicht eine zehnstellige Summe bekomme, dann bin ich weg.»

Max lacht zurück: «Nein, die Zahl ist neunstellig.»

Max zu Daniel mit einer weiteren Fan-Frage: «Zu Beginn der Saison hast du dich mit drei Worten so beschrieben – positiv, getrieben, glücklich. Würdest du das heute anders sagen?»

Daniel mimt den Unglücklichen: «Ich bin schwer depressiv!»

«Ja, das kann ich sehen», schmunzelt Max, und Ricciardo kann jetzt die ernste Miene nicht mehr halten. Dann meint der Australier: «Nein, ernsthaft – ich glaube nicht, dass sich etwas geändert hat. Eine Formel-1-Saison ist für jeden Fahrer wie ein Probe. Ich meine, selbst Lewis, der Weltmeister wurde, hatte einige Hürden zu überwinden. Aber es stimmt schon: Ab und an schleicht sich Frustration ein. Ich glaube nicht, dass sich daran bis zum Ende meiner Rennkarriere etwas ändern wird – du hast als Racer eine Hassliebe zum Sport. Es gibt so viele Unwägbarkeiten. Aber wenn du dann Erfolg hast, dann macht der die ganzen Anstrengungen lohnenswert. So viele einzelnen Puzzle-Teile müssen passen, um auf dem Siegerpodest zu stehen, aber wenn du dann die Gesichter deiner Truppe siehst, dann ist das schon ein tolles Gefühl.»

Daniel fragt Max: «Du hattest dich selber so beschrieben – „ruhig, entspannt, zielorientiert“. Hast du das wirklich gesagt?»

Max: «Ja, aber im Laufe der Saison hätte ich das geändert. Da hatte ich alle Gründe, um nicht mehr ruhig und entspannt zu sein. In der zweiten Saisonhälfte lief es besser, da hatte ich weniger Defekte.»

Daniel: «Genau, die hast du mir untergeschoben.»

Max grinst: «Wir haben im Geheimen die Autos gewechselt.»

Daniel ist baff: «Machst du jetzt Witze oder was? Tut mir leid, ich kann dieses Gespräch nicht weiterführen, ich muss sofort den Chef sehen!»

Daniel steht zum Amüsement von Max auf und geht ein paar Schritte, dann kommt er lachend zurück. Natürlich gab es solch einen Fahrzeugwechsel nie.

Max weiter: «Du hast doch von Proben gesprochen. Für mich war der erste Saisonteil ein guter Test zu sehen, wie ruhig ich bei solchen Schwierigkeiten bleibe. Zielorientiert und entspannt bin ich noch immer. Das Wort ruhig würde ich wohl ersetzen durch etwas weniger Ruhiges. Mir fällt jetzt nichts Passendes ein, aber bis zum Saisonstart 2018 werde ich ein besseres Wort bereit haben.»

Daniel zu Max: «Du hattest ein paar interessante Duelle mit Vettel und Räikkönen. Glaubst du, du wirst von ihnen eine Weihnachtskarte bekommen?»

Verstappen: «Ich habe im vergangenen Jahr von Sebastian eine erhalten, also erwarte ich das Gleiche in diesem Jahr.»

Ricciardo: «Ich habe von ihm auch eine bekommen. Nun, nennt mich faul oder unaufmerksam, aber Weihnachtskarten für andere Fahrer? Ich weiss nicht, ich mach mit meiner Zeit lieber Anderes. Aber ich finde es dennoch eine nette Geste.»

Max grinst: «Ich schätze, das sind Dinge, die du machst, wenn du über 30 bist – also dauert das bei dir ja nicht mehr so lange.»

Daniel, und das ist nun eine Frage des Australiers selber, zu Max: «Sag mal, wie kommst du eigentlich mit Kimi aus? In all meinen Jahren in der Formel 1 habe ich das Gefühl, ich habe nie einen Zugang zu Räikkönen gefunden.»

Max: «Wenn ich es mir so überlege, ich kann mich nicht daran erinnern, mich auch nur ein einziges Mal richtig mit ihm unterhalten zu haben.»

Daniel imitiert Kimi: «Boah.»

Max zitiert Sätze von Kimi: «Ist mir egal. Ich mach, was ich will. Lasst mich in Ruhe. Ich weiss, was ich tue.»

Daniel: «Die Leute, die Kimi kennen, sagen – ausserhalb der Rennorte, im eigenen Umfeld also, sei er komplett anders. Aber er ist schon sehr verschlossen.»

Nun ist die Reihe wieder an Max: «Wenn du über Nacht eine neue Fähigkeit erlangen könntest – was wäre das?»

Daniel: «Ich wäre gerne ein Rennfahrer!» Verstappen prustet los.

Dann fügt Ricciardo hinzu, nun wieder ernst: «Ich würde gerne besser Dirt-Bike fahren können. Mich faszinieren beispielsweise Sprünge. Das Gefühl, durch die Luft zu fliegen und dennoch Herr der Lage zu sein. Oder ich wäre gerne schwerelos. Ich kann ja zurück zur NASA, wie bei unserem Besuch in diesem Jahr. Aber aufs Dirt-Bike steigen, das ist einfacher als zu sagen – heute fliege ich ins All. Und wie ist das bei dir?»

Max: «Eine Fähigkeit, die ich über Nacht haben könnte? Hmm, ich wäre gerne ein besserer FIFA-Player. Mit den ganzen Tricks am Controller. Da bin ich wirklich Kind.»

Daniel: «Wirklich? Da macht sich wohl der Altersunterschied bemerkbar. Wie viel Zeit verbringst du denn mit dem FIFA-Spiel?»

Verstappen: «Das hängt davon ab, wie oft ich zuhause bin und welche neuen Spiele es gibt.»

Daniel: «Sagen wir, du bist eine Woche zuhause in Monaco. Wie oft spielst du da FIFA?»

Max: «Jeden Tag, würde ich sagen, aber es hängt natürlich auch davon ab, wer mit mir in Monte Carlo ist.»

Daniel: «Was ist die längste Dauer?»

Max: «Vier oder fünf Stunden.»

Ricciardo: «Am Stück oder in Etappen?»

Verstappen: «In Etappen, weil du frustriert wirst, wenn du ein paar Spiele verloren hast.»

Daniel: «Wieviele Controller hast du dabei schon kaputtgemacht?»

Max: «Ich habe mal einen aus dem Fenster gepfeffert.»

Daniel lacht: «Ah, deshalb lag der bei mir auf dem Balkon! Nein, das geht nicht, du wohnst ja unter mir.»

Max: «Dann muss ich den nächsten wohl hochwerfen.»

Daniel mit einer weiteren Frage eines Fans: «Wie hast du dich gefühlt, nachdem du in Texas eine Fünfsekundenstrafe erhieltest und Rang 3 an Boah abgeben musstest. Findest du, die Reaktionen von Fans und Medien zu deinen Gunsten haben dein Manöver gegen Boah bestätigt? Wir nennen Kimi jetzt nur noch Boah ...»

Verstappen: «Ich glaube noch immer, das war ein toller Angriff. Aber wenn wir die Regeln angucken, dann war er eben unkorrekt. Mich hat damals eher genervt: Das ganze Wochenende lang fuhren die anderen Piloten in Texas schon neben der Bahn. Straffrei. Nur ich erhielt eine Strafe. Aber ich versuche, das Positive in Erinnerung zu behalten. Es war ein aufregendes Rennen, mit Spannung bis ganz zum Schluss. Ich darf noch immer stolz darauf sein, dass ich von Startplatz 16 unter die ersten Drei vorgestossen bin. Rückblickend war die ganze Sache vielleicht nicht so schmerzvoll, wie viele Leute glauben.»

Daniel: «War dies das beste Überholmanöver deiner Saison?»

Max: «Ja, denn ich finde – ich hatte 2017 nicht so viele überragende Überholmanöver. Vielleicht liegt das an den geänderten Autos, aber 2016 fühlten sich Überholmanöver besser an.»

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