Neues Rätsel Racing-Raritäten: Orange ohne Vitamine
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Beim letzten Rätsel hatten wir folgenden kleinen Tipp gegeben: «Dass auf diesem Boliden keine Startnummer steht, sondern nur zwei Flaggen und einige technische Partner zu entdecken sind, hat einen guten Grund. Ebenso, dass der rote Renner nicht in freier Wildbahn abgelichtet wurde, sondern in eher ruhiger Umgebung.»
Die richtige Antwort: Zu sehen war der Ferrari 637, der 1986 für die IndyCar/CART-Serie entworfen worden war, aber nie zum Renneinsatz kam und nun als Kuriosität im Ferrari-Museum von Maranello zu bestaunen ist.
Derzeit stellt Fiat/Chrysler-Konzernchef Sergio Marchionne als Drohung in den Raum – falls das kommende Formel-1-Reglement nicht nach dem Geschmack von Ferrari sei, so könnte der berühmteste aller Rennställe den GP-Sport verlassen.
Solches Säbelgerassel ist nicht neu: Der legendäre Enzo Ferrari hat Dutzende Male gepoltert, aus der Formel 1 auszusteigen. So auch Mitte der 80er Jahre, als es um ein neues Motorreglement ging. Es ging darum, durchzusetzen, dass Ferrari nach Ablauf der ersten Turbo-Ära wieder Zwölfzylindermotoren einsetzen kann.
Als Zeichen dafür, dass es ihm durchaus ernst war, liess Enzo Ferrari den IndyCar-Ferrari 637 entwerfen und bauen. Um mehr über CART-Renner zu erfahren, reiste Truesports-Star Bobby Rahal samt eines March 85C-Cosworth nach Italien, wo der Amerikaner in Fiorano auf die Bahn ging. Die Weichen zwischen Truesports und Ferrari hatte Reifenhersteller Goodyear gestellt. Auch Ferrari-Pilot Michele Alboreto bewegte den March.
Rahal sagte Jahre später: «Ferrari versuchte sogar, den damaligen March-Ingenieur Adrian Newey zu bekommen! Als das nicht möglich war, erhielt Gustav Brunner den Auftrag zum Bau des 637. Ferrari hat den March komplett zerlegt und alles gründlich angeschaut.»
Der Ferrari 637 wurde sogar der Presse vorgestellt und von Michele Alboreto getestet, aber es kam nie zu einem Renneinsatz.
Inzwischen hatten sich die Wogen mit den Regelhütern geglättet, zudem sprach sich der neue Ferrari-Technikchef John Barnard gegen ein Indy-Programm aus. Der Wagen wanderte direkt ins Museum. Zuvor hatte der Ferrari 637 Rundenzeiten gefahren, die auf Augenhöhe mit den Vorgaben des March lagen.
Ganz umsonst war das Projekt nicht: Der Ferrari-Indy-Motor vom Typ 034 wurde weiterentwickelt und erhielt später die Aufschrift Alfa-Romeo – Alfa engagierte sich von 1989 bis 1991 mit einem March-Chassis im CART-Sport, hatte aber wenig Erfolg. Roberto Guerrero erreichte 1989 als bestes Rennergebnis einen achten Rang in Detroit, 1990 war Platz 5 des Kolumbianers in Michigan das Highlight, 1991 wurde Danny Sullivan beim Meisterschaftsauftakt in Surfers Paradies Vierter und am Ende Gesamtelfter.
Der Indy-Ferrari schaffte es übrigens doch noch nach Indianapolis: 1994 wurde er von Ferrari ans Indy-Museum ausgeliehen und stand eine Weile in der Hall of Fame.
Damit zum neuen Rätsel: Die legendäre Wagenfarbe weist schon mal in die richtige Richtung. Aber Vorsicht – diese Kombination aus Chassis, Motor und Fahrer erwies sich als Orange ohne Vitamine.
Wer war es?
Wo war es?
Wann war es?
Viel Spass beim Rätseln!