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McLaren: Seefracht für Australien-GP in zwei Wochen!

Von Rob La Salle
​Nach den Testfahrten von Abu Dhabi sind in der Formel 1 die Motoren verstummt – bis zum Beginn der Wintertests 2018. Aber in den Rennwerken brennt auch in der Nacht das Licht, so wie bei McLaren.

Das Wort Winterpause ist trügerisch. Gut, seit Abschluss der Abu-Dhabi-Tests Ende November schweigen die Motoren – bis zum ersten Wintertesttag 2018, am 26. Februar. Aber nach der hektischen Formel-1-Welttournee 2017 ist die Betriebsamkeit nicht etwa zu Ende, sie hat sich lediglich verlagert. Denn in den Rennwerken geht derzeit auch in der Nacht das Licht nicht aus.

Einen Tag nach dem WM-Finale von Abu Dhabi kamen die Rennwagen samt Frachtcontainern aus Arabien ins McLaren-Werk von Woking zurück. Im McLaren Technology Centre wurde Tag und Nacht ausgepackt. Tom Briggs, «Team Leader Support Crew» bei McLaren Racing: «Das komplette Material wird untersucht. Ein Teil der Fracht-Container wird zu den Herstellern geschickt, um sie zu reparieren oder zu warten.»

«Das komplette Material wird zerlegt und geprüft. Wir müssen entscheiden, ob Reparaturen oder Service notwendig sind und was neu lackiert werden muss. Wir sprechen hier von ungefähr 20 Tonnen Material. Wir haben nicht die Kapazität, das alles bei uns zu erleidigen, also geben wir das ausser Haus – zu fünf Spezialisten im ganzen Land.»

Briggs hat die Übersicht, welche McLaren-Mitarbeiter sich um welche Teile kümmern. «Alleine schon die Tankanlagen müssen bis zur letzten Schraube auseinandergenommen werden. Die Pumpen werden gewartet, die Kühlanlage wandert zum Hersteller, um alles zu prüfen. Die Anlage wird frisch lackiert.»

«Alle unsere Rennräder wandern aufs Altenteil. Die Sensoren hingegen werden wiederverwendet. Die Reifendecken verwenden wir ebenfalls weiter, sie werden aber alle überholt.»

«Reifenmessgeräte wandern zurück zum Hersteller. Die Mechaniker leeren sämtliche Werkzeugkästen, sie erhalten ebenfalls frische Farbe. Dann werden sie frisch gefüllt, um für den ersten Wintertest bereit zu sein.»

«Alles, was die Fans bei uns an der Rennstrecke sehen, wird gewartet: Die komplette Einrichtung, der Kommandostand, die Tanke, die Schlagschrauber. Messgeräte werden frisch kalibriert. Wagenheber werden auf Haarrisse untersucht.»

«Wir sprechen hier alles in allem von tausenden von Teilen. Dann gibt es ja nicht nur die Luftfracht, wir verschiffen auch einen erheblichen Teil des Materials. Teilweise haben wir fünf verschiedene Sätze von Seefracht. Wenn wir aufrechnen, um wie viele Teile sich jeder Mitarbeiter kümmert, Inspektion und Wartung, dann kommen wir pro Mann leicht auf eine vierstellige Zahl.»

Diese Tage sind für Tom Briggs besonders intensiv, denn die erste Seefracht für das Rennen in Australien verlässt das McLaren-Werk – in der ersten Januar-Woche! Der Engländer meint: «Wenn die mal auf dem Weg ist, kann ich zum ersten Mal durchatmen.»

Der Grund, wieso Rennställe Material nicht nur mit dem Flieger schicken, sondern auch mit dem Schiff, ist simpel: Es ist weniger teuer. Alles, was nicht wenige Tage zum Rennplatz befördert werden muss, kommt in die Seefracht: Boxenauskleidung, Kabel, Material zum Putzen, Schmierstoffe, Tische, Stühle, unzählige Schrauben und Bolzen, Büromaterial und so fort.

McLaren hat in der Saison 2017 pro Rennen im Schnitt 33,5 Tonnen Material um die Welt geschickt.

Briggs weiter: «Die Arbeit im Werk ist so auf Formel-1-Speed wie an den Rennstrecken. Wenn wir etwas lackieren lassen müssen, und die Spezialfirma meint, dass sie das innerhalb eines Monats erledigen kann, dann lautet unsere Antwort: „Wir brauchen das nächste Woche.“ Alles muss im Turbo-Tempo erledigt sein, um die Fracht nicht zu verzögern.»

«Bis Ende Dezember haben wir alles zerlegt und teilweise versandt. Im Januar ist alles zurück und muss entweder verpackt und als Seefracht verschickt werden oder für die Saison vorbereitet werden.»

Den Mechanikern ist auch sonst nicht langweilig: Sie üben im Werk fleissig Boxenstopps – zwei Mal am Tag. Sie sind zudem zwei Mal die Woche in der Kraftkammer.

Briggs: «Wir arbeiten so hart, um für die Tests und die Rennen bereit zu sein. Letzlich geht es nur darum. Wenn ich mich im Werk umhöre, dann ziehen die meisten Mitarbeiter die Arbeit auf Achse der Arbeit im Werk vor. Auch wenn wir natürlich viele Fachkräfte haben, die ausschliesslich im Rennwagenwerk tätigt sind. Aber ich schätze, der überwiegende Teil der Mitarbeiter fiebert der neuen Saison so entgegen wie ein Fan zuhause.»

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