Daniel Ricciardo (Red Bull/1.): «Das ist Erlösung!»
Sieger Daniel Ricciardo
Kein Wort passt besser: Erlösung. Erlösung für Daniel Ricciardo, als er nach scheinbar nicht enden wollenden 78 Runden die karierte Flagge sah. Erlösung aber auch, weil der Renngott ihm endlich zugestanden hat, was er ihm 2016 genommen hatte – einen Sieg in Monaco. Vor zwei Jahren kostete ein Fehler beim Boxenstopp den Australier den Sieg – es lagen die falschen Reifen bereit. Daniel wurde hinter Lewis Hamilton Zweiter.
Erlösung aber auch, weil es mit der Antriebseinheit im Wagen von Daniel ein Problem gab. Ricciardo konnte nicht die komplette elektrische Energie abrufen. Auf den Geraden war sein Auto fast dreissig Kilometer pro Stunde langsamer als der Ferrari von Vettel.
«Ich weiss nicht, wie du das geschafft hast, Junge, aber du hast es getan!» funkte ihm Renningenieur Simon Rennie ins Auto.
Daniel nach seinem siebten GP-Sieg (dem zweiten 2018 nach China), übrigens seinem ersten von der Pole-Position aus: «Ich hoffe, ich kann jetzt mehr Emotionen zeigen als nach dem Abschlusstraining. Die Erlösung ist da! Ich weiss nicht, wie viel ihr vom Boxenfunk gehört habt, aber es war ein sehr schwieriges Rennen.»
Nach 27 Runden funkte Daniel an die Box: «Ich habe Leistungsverlust.» Die Techniker mussten dem Australier antworten: «Es liegt an dir, es gibt nichts, was wir hier für dich machen können.»
Ricciardo: «Klar schoss mir durch den Kopf – das war es wohl! Aber ich konnte den Speed halten.»
Das lag auch daran, dass Verfolger Sebastian Vettel seinerseits mit Reifenproblemen kämpfte. Eine irre Situation: Leader Ricciardo mit waidwundem Motor, aber mit Pirelli in gutem Zustand, Seb mit einem Tipptopp-Motor, aber Reifenproblemen.
Nach einer Safety-Car-Phase wegen des Unfalls von Leclerc mit Hartley hatte Daniel Glück: An seinem Renner erwachten die Reifen viel schneller als am Ferrari von Vettel, zudem hatte er auf einmal Vandoornes McLaren hinter sich. Vettel hatte grosse Schwierigkeiten, die Reifen auf Temperatur zu bringen, die Entscheidung war gefallen.
Auf dem Podest pfiff Ricciardo auf Konventionen, trank natürlich aus seinem Rennstiefel, das tat sich auch Red-Bull-Technikchef Adrian Newey an, und zur Feierstunde kippten sogar der Fürst samt Gattin aufs Protokoll und tranken direkt aus der Siegerflasche von Daniel.
Ricciardo: «Ich hatte meine Zweifel, aber wow! Wir haben Monaco gewonnen! Wie gut sich das anfühlt!»
Hat Daniel mit der Idee gespielt, dem Fürsten den Rennschuh anzubieten? «Hm, das wäre wohl etwas zu viel des Guten gewesen!»
Daniel Ricciardo hat nicht nur mit weniger Leistung gewonnen, «ich habe auch nur sechs Gänge benutzt».
Aber das hat gereicht.
Daniel: «In Runde 18 kamen Probleme auf. Einige Runden nach dem Boxenstopp hatte ich das Gefühl, nur noch halbe Kraft zur Verfügung zu haben. Ich habe alles Mögliche verstellt. Wie es ausschaut, hat die kinetische Energierückgewinnung nicht funktioniert.»
Das sind 160 PS weniger.
Daniel: «Einige Runden lang zerbrach ich mir den Kopf, wie ich dieses Rennen gewinnen kann. Auf jeder anderen Piste hätte ich wohl den Sieg verloren. Dann ging es nur noch darum, den Wagen ins Ziel zu tragen.»
«Ich war froh, dass wir nur eine virtuelle Safety-Car-Phase hatten, nicht eine echte. Denn ich dachte: Wenn es wieder losgeht, dann bin ich eine Zielscheibe.»
«Ich fühle eine so enorme Erleichterung. Wir hatten was gut seit zwei Jahren, das ist heute gekommen. Hatte ich Zweifel? Natürlich: Als mir klar war, dass ich so viel Leistung auf einen Schlag weghatte, war ich kurz am Boden zerstört. Ich dachte an 2016, als ich den Sieg auch verlor. Ich dachte – nicht schon wieder! Aber zum Glück ist alles gut gegangen. Ich bin kein abergläubischer Mensch, aber für einen kurzen Moment hatte ich den Eindruck, es ist mir nicht gegönnt, dieses Rennen zu gewinnen. Zum Glück weiss ich jetzt: Das stimmt nicht.»