Nelson Piquet: «Alonso hätte mehr erreichen müssen»
Nelson Piquet
Nach drei Jahren Gemurckse mit McLaren-Honda spürte die brasilianische Rennlegende Nelson Piquet, wo die Reise von Fernando Alonso wohl hingehen wird. Der Weltmeister von 1981, 1983 und 1987 schiebt dem Spanier jedoch eine Teilschuld in die Schuhe. Gemäss des 23fachen GP-Siegers aus Rio hätte der Asturier mehr erreichen müssen als 32 Grand-Prix-Siege und zwei WM-Titel. Das liegt nicht nur an Pech, das liegt auch an einem bestimmten Charakterzug, wie Piquet im brasilianischen TV-Sender «La Sexta» festhielt. «Fernando Alonso ist ein Unruhestifter. Wo er ist, da ist auch Schlamassel.»
Nelson Piquet, der am 17. August 66 Jahre alt geworden ist, eckt gerne an. Seinem früheren Pistenrivalen Ayrton Senna unterstellte er einmal, sich eher für Männer zu interessieren. Daraufhin war in Brasilien die Hölle los. Über die Gattin seines Williams-Stallgefährten Nigel Mansell meinte Piquet, sie sei unansehnlich. Das fanden viele Briten überhaupt nicht komisch.
Manchmal ist Piquets Humor voll kindlichem Übermut, manchmal geht es nur ums Provozieren, egal wie sehr er damit Menschen verletzt. Der erste Turboweltmeister, 1983 im Brabham-BMW, liess an der heutigen Fahrergeneration kein gutes Haar. Der 23fache GP-Sieger meinte schlicht, man könne ein vollendeter Dummkopf sein und keine Ahnung von der Technik seines Autos haben und könne gleichwohl schnell fahren. Man müsse nur darauf achten, keine Fehler zu machen.
Das wiederum brachte Nelsons Landsmann Felipe Massa auf die Palme. Der GP-Veteran schnaubte damals: «Das kann man doch nicht vergleichen! Damals steckte die Aerodynamik in den Kinderschuhen, kein Fahrer musste etwas über Elektronik wissen, gesprochen wurde mit den Technikern nur, wenn der Pilot an der Box war. Was mussten die Piloten denn damals alles an Bord tun während des Fahrens? Und worum müssen sich die modernen Piloten nun ständig kümmern? Damals hast du gelenkt, Gas gegeben, gebremst, gekuppelt, geschaltet, aus. Die jüngste Fahrerngeneration verstellt selbst in den Kurven Einstellungen des Fahrzeugs, das sind doch zwei komplett unterschiedliche Welten.»
Piquet ist das einerlei. Der 204fache GP-Teilnehmer lässt sich den Mund nicht verbieten. Wie bei seinen Aussagen über Alonso im vergangenen Winter. «Fernando hätte die Chance gehabt, fünf WM-Titel zu gewinnen. Aber die Wirklichkeit sieht so aus – wo immer Fernando ist, da ist auch ein Schlamassel. Er ist ein phantastischer Fahrer, aber er ist auch ein Unruhestifer, und am Ende verlassen die Leute das Team.»
«Wir er mit seinem Team arbeitet, das ist aus politischer Perspektive schlecht. Wenn du zu einem Rennstall kommst, dann musst du geduldig sein und mit den Menschen zusammenarbeiten. Dann kommen die Siege. Aber er will immer sofort alles, und das ist einfach nicht der klügste Weg.»