Formel 1: Böser Verdacht gegen Red Bull Racing

Force India: Sofort Trennung von Teamchef Bob Fernley

Von Mathias Brunner
Bob Fernely und Vijay Mallya

Bob Fernely und Vijay Mallya

​In Abwesenheit von Vijay Mallya trat der Engländer Bob Fernley jeweils als Teamchef von Force India auf. In der neuen Team-Struktur ist für den Briten kein Platz mehr, er hat seinen Posten geräumt.

Bob Fernley, der langjährige Wegbegleiter des indischen Unternehmers Vijay Mallya, ist nicht länger stellvertretender Teamchef des Force-India-Rennstalls. Vor dem Hintergrund der Übernahme durch eine Gruppe von Investoren rund um den Kanadier Lawrence Stroll ist Fernley eröffnet worden, dass für ihn kein Platz mehr ist. Er soll seinen Schreibtisch in Silverstone bereits geräumt haben.

Fernley führte das Team an den GP-Wochenenden, seine Rolle wurde noch gewichtiger, nachdem Mallyas Pass einzogen wurde und der Inder nicht mehr zu Rennen reisen durfte. Fernley kümmerte sich auch um sämtliche Team-Belange bei der Zusammenarbeit mit der Formel-1-Führung und mit der FIA.

Interemistisch leitet Force-India-CEO Otmar Szafnauer das Team.

Bob Fernley war schon als kleiner Junge vom Motorsport fasziniert, und als er 17 Jahre alt war, fuhr er sogar selbst ein paar Rallyes. Schon bald wurde ihm aber klar, dass sein Talent nicht ausreichte, um es bis ganz nach oben zu schaffen, und so beschloss der Engländer, andere Talente in sich zu suchen, um im Rennsport Karriere zu machen.

In den 70er Jahren gründete er mit seinem Geschäftspartner Bobby Howlings die Firma «Amco Motor Racing», kaufte ausgediente Formel-1-Autos und verkaufte diese als Sammlerstücke. Durch die Beziehungen, welche die beiden Geschäftspartner auf diese Weise in der Formel 1 aufbauten, kamen Fernley und Howlings mit der britischen Aurora-Serie in Kontakt, in der sowohl Formel-1- als auch Formel-2-Autos zugelassen waren. Fernley fand, es wäre an der Zeit, vom Handel in den Sport umzusteigen.

1982 wurden sie mit dem Schotten Jim Crawford und einem Rennwagen von Ensign Meister und machten den nächsten Schritt in die CanAm-Serie, 1984 dann zu den IndyCars, immer mit Crawford als Fahrer. Dann aber beschloss Fernley, mit dem Rennsport aufzuhören und dem Tingelleben in den USA den Rücken zu wenden.

In den 1980er lernte Fernley jedoch Vijay Mallya kennen, und als der Inder einen von Fernleys Rennwagen kaufte, kümmerte sich Fernley um den Einsatz des Fahrzeugs in Indien. Gemeinsam traten sie in der indischen Serie an, wobei sich der Unternehmer Mallya als nicht untalentierter Hobby-Racer erwies.

Als Mallya 2007 den Rennstall Spyker F1 kaufte und in Force India umbenannte, war klar, dass Fernley wieder mit an Bord sein würde. Fernley übernahm den Posten des stellvertretenden Teamchefs und war danach bei allen WM-Läufen mit dabei.

Force India hat verblüffende Fortschritte gemacht: Das in Silverstone stationierte Team zeigte 2015 seine beste Formel-1-Saison – fünfter Gesamtrang. Das Team war chronisch knapp finanziert, geniesst jedoch den Ruf, die beschränkten Mittel überaus effizient einzusetzen. Auch das hat Fernley im Laufe der Jahre gelernt.

2016 gelang dem effizientesten Rennstall der Formel 1 sogar noch eine Steigerung: Toller vierter Schlussrang hinter den grossen Drei Mercedes, Red Bull Racing und Ferrari. Fernley durfte auf seine Truppe zu Recht sehr stolz sein. Das war kein Strohfeuer: 2017 wiederholte Force India diese tolle Leistung – dieses Mal hinter Mercedes-Benz, Ferrari und RBR.

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