Force India: Anderer Team-Name bereits für Belgien-GP
Die Formel 1 ist nach der Sommerpause zurück, und ein Rundgang durchs Fahrerlager zeigt bei Force India: Es ist etwas im Busch. Die Renntransporter stehen lediglich in Pink und Weiss im Fahrerlager, bar aller Sponsoraufschriften, an den Rennwagen ist von Force India nichts mehr zu lesen – alle Sponsoren, die mit dem früheren Force-India-Mitbesitzer Vijay Mallya zu tun haben, also UB Group (United Breweries), Kingfisher (Bier) oder die Bezeichnung Force India sind verschwunden. Der Rennstall ist bei der FIA vorstellig geworden, um schon zum Belgien-GP-Wochenende hin mit neuem Namen fahren zu dürfen.
Die neuen Besitzer, eine Gruppe von Geschäftsleuten rund um den kanadischen Unternehmer Lawrence Stroll, wollen endlich Vollgas geben. Die anhaltenden Rechtsstreitigkeiten rund um die früheren Mitbesitzer Vijay Mallya und Subrata Roy haben den Übernahmeprozess sehr komplex gestaltet. Insolvenzverwalter Geoff Rowley hatte vor dem Londoner Gericht die Offerte von Stroll & Co. als am geeignetsten bezeichnet. Neben Stroll gehören zu der Investorengruppe der kanadische Geschäftsmann Andre Desmarais, Jonathan Dudman (Monaco Sports und Management), Unternehmer John McCaw, der Finanzexperte Michael de Picciotto, der Modeunternehmer John Idol und Strolls Geschäftspartner Silas Chou.
Noch aber hat der Londoner Richter die Übernahme nicht bewilligt. Gemäss britischen Recht muss das Gericht den verhängten Gläubigerschutz wieder aufheben, aber offenbar sind noch nicht alle daran geknüpften Bedingungen erfüllt worden. Lawrence Stroll und die weiteren Investoren haben in der vergangenen Woche alles gekauft, was fassbar ist: Das Rennwagenwerk in Silverstone, die Renner, alles Material, alles, um Formel 1 zu fahren. Alles – mit Ausnahme der Teilnahmeberechtigung an der Formel-1-WM, die rechtlich noch immer Force India gehört.
Es ist davon die Rede, dass nicht alle rivalisierenden Rennställe zustimmen, dass Force India den Besitzer und den Namen wechseln darf und anhaltend am Preisgeldkuchen beteiligt ist.
An sich muss sich ein Rennstall bis 30. November des Vorjahres für die neue Weltmeisterschaftssaison einschreiben. Die FIA lässt allerdings eine Hintertür offenstehen: «Bewerbungen zu anderen Zeiten werden berücksichtig, wenn ein Platz frei und eine entsprechende Gebühr entrichtet wird.»
Force India würde in diesem Falle gewissermassen sich selber ersetzen. Die Bewerbung eines Teams muss jeweils über den Landesverband eingereicht werden, bislang war dies der indische.
Formel-1-Mehrheitsbesitzer Liberty Media will unbedingt Weichen stellen helfen, dass der Rennstall aus Silverstone nahtlos weitermachen kann. Marketing-Chef Sean Bratches: «Es ist wichtig für unseren Sport, dass wir das volle Feld behalten. Wir hatten grosses Interesse daran, dass der Rennstall aus dem Gläubigerschutz wieder in den normalen Betrieb zurückgeführt wird, und dass die neue Besitzerstruktur die Zukunft garantiert. Wir sind zuversichtlich, dass das Team an die tollen Leistungen der letzten Jahre anschliessen kann.»
Stimmen die Gegner endlich zu, ist davon auszugehen: nur, wenn sie selber dadurch einen Vorteil erlangen. Die Kollegen von auto, motor und sport berichten – es liegt der Kompromissvorschlag auf dem Tisch, wonach das neue Team zwar Preisgelder erhält, jedoch in Sachen Punkte bei null anfangen muss, dadurch würde der Preisgeldanteil automatisch geringer.
Sollte alles nach den Plänen der Formel-1-Führung und der neuen Investoren von Force India klappen, dürfte es vor dem Italien-GP zum grossen Sesselrücken kommen: Lawrence Stroll zieht seinen Sohn von Williams ab und setzt ihn in einen Force India, wo der Kanadier Esteban Ocon ersetzt, Robert Kubica würde bei Wiliams Stammfahrer. Und Ocon? McLaren würde ihn in den zweiten Wagen neben Alonso setzen und Vandoorne nach dem Belgien-GP auf die Strasse stellen.