Toto Wolff über Fall Esteban Ocon: «Wie Schach»
Toto Wolff, Cyril Abiteboul und Esteban Ocon in Singapur 2016
Eigentlich schien alles klar: Toto Wolff und Cyril Abiteboul waren sich einig, dass der junge Esteban Ocon von Force India zu Renault rückt und dort seine Formel-1-Erfahrung vertieft. Dann aber passierte etwas, womit fast keiner im Fahrerlager gerechnet hatte: Daniel Ricciardo hatte keine Lust mehr auf Red Bull Racing und unterzeichnete bei Renault, als Stallgefährte von Nico Hülkenberg. Damit war Ocons Weg zu Renault versperrt.
Der nächste Stolperstein für den baumlangen Ocon: Lawrence Stroll kaufte mit einer Gruppe weiterer Investoren Force India. Logisch, dass er seinen Sohn Lance dort unterbringen will, am liebsten schon in Monza. Damit könnte Esteban, im Abschlusstraining sensationeller Drittbester, schon in wenigen Tagen ohne Formel-1-Auto dastehen.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff sagt über seinen Nachwuchsfahrer Ocon im Fahrerlager des Circuit de Spa-Francorchamps: «Im Moment laufen sehr viele Diskussionen. Was passieren wird, das hängt nicht an einer Person. Der Fahrermarkt ist eher wie Schach. Es braucht noch zahlreiche Züge um zu erkenne, wo die Partie hinführt.»
Auf die Frage, ob Ocon tatsächlich bereits eine Sitzprobe im McLaren-Werk von Woking hinter sich habe, wird McLaren-Sportchef Gil de Ferran wortkarg: «Esteban ist keiner unserer Fahrer, also kommentiere ich das nicht.»
Toto Wolff weiter: «Ich habe keinen Zweifel daran, dass Esteban Ocon in Zukunft Rennen gewinnen und um Titel mitfahren wird. Wir dachten Ende Juli, dass es klar ist, wo sein Weg hinführt, und dann hat sich innerhalb von 48 Stunden alles geändert. Aber so läuft es nun mal, es ist sinnlos, sich darüber zu beklagen. Wir helfen ihm, eine kurzfristige Lösung zu finden. Das Interesse ist da. Ich bin sehr zuversichtlich, was seine Zukunft angeht.»
Die wahrscheinlichsten nächsten Schachzüge: Stroll von Williams zu Force India, daher Ocon ohne Auto. Das dürfte in aller Wahrscheinlichkeit zum Italien-GP hin passieren. Robert Kubica rückt vom dritten Piloten zum Stammfahrer bei Williams auf. Falls McLaren Mittel und Wege findet, Stoffel Vandoorne aus seinem Abkommen zu entlassen, sitzt Ocon im zweiten Wagen neben Alonso.