Arrivabene (Ferrari): «Haben Piloten, keine Butler»
Kimi Räikkönen, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton
Valtteri Bottas nahm kein Blatt vor den Mund. Der Finne räumte seine Rolle beim Italien-GP freimütig ein. «Meine Mission zur Mitte des Rennens bestand darin, Kimi Räikkönen das Leben schwer zu machen.» Das gelang dem Mercedes-Piloten prima, dann er fuhr genau so schnell, um sich vor Kimi zu halten, aber gemächlich genug, um seinen Stallgefährten Lewis Hamilton hinter Kimi aufrücken zu lassen.
Findet Bottas, er habe eine Siegchance für Hamilton geopfert? Valtteri: «Nein. Ich konnte ihm zum Sieg verhelfen, dazu arbeiten wir als Team. Ich habe gar nichts opfern müssen. Es war also gut für mich und gut für Lewis, weil ich Kimi eingefangen habe. Und so hatte ich die Chance, Max Verstappen am Ende mit frischen Reifen anzugreifen.»
Man muss es nicht gut finden, wenn Bottas auf diese Art und Weise eingesetzt wird. Den Vorwurf, er lasse sich als Bremsklotz für die Konkurrenz von Teamkollege Lewis Hamilton missbrauchen, gibt es schon länger. Bottas ist es relativ wurscht, und letztendlich gibt der Erfolg Mercedes Recht. Die Rechnung geht auf, Hamilton hat 30 Punkte Vorsprung auf Vettel, der unter Druck Fehler macht.
Und auch mit dem Begriff «Wingman» (Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in Ungarn) kann er heute entspannter umgehen. «Ich habe den Begriff ein bisschen falsch verstanden. Im Film Top Gun sieht man, was er eigentlich bedeutet. Und wir sind beide Wingman des anderen, also alles in Ordnung.»
Ferrari verzichtet auf eine Teamorder. Vettel macht gute Miene zum bösen Spiel. Der Deutsche beschwerte sich nach dem Qualifying, wo er die Pole an Kimi Räikkönen verlor, dass man reden müsse. Nach dem Rennen erklärte er (nach dem Gespräch mit denjenigen, die es angehe), dass es ihn nicht groß störe, dass er im Gegensatz zu seinem WM-Gegner Hamilton gegen drei Autos zu kämpfen hat, weil Ferrari darauf verzichtet, eine Teamordner zugunsten des Titelkandidaten zu verhängen.
«Ich kämpfe gerne gegen drei Autos, und auch gegen alle anderen Gegner, die auf der Strecke sind, das war schon immer so. Wir sind auch alt genug, um zu wissen, wie wir uns im teaminternen Zweikampf zu verhalten haben. Ich erwarte auch keine Geschenke, die habe ich noch nie bekommen und auch heute nicht, deswegen rechne ich auch nicht mit sowas», meinte Vettel.
Gleichzeitig wird Ferrari aber von Mercedes vorgeführt, wie man im Teamzusammenspiel die Konkurrenz Schach matt setzen kann. Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene wurde immer wieder gefragt, warum die Teamorder nicht kommt. «Wir beschäftigen Piloten, keine Butler», sagte der 61-Jährige und ergänzte: «Sogar wenn wir es gewollt hätten, wäre es unmöglich gewesen, es ist sehr gefährlich und verrückt, sie am Start zu geben. Ich weiß, was wir zu tun haben, ich will nicht andere kritisieren.»
«Das Auto ist dem Mercedes nicht unterlegen, wir müssen nicht aufgeben. Es ist wichtig, die Daten zu analysieren und zu verstehen, was passiert ist. Der Rückstand in der Tabelle ist viel, aber wenn man nicht ins Ziel kommt, sind 25 Punkte weg. Die Zuverlässigkeit wird sehr wichtig und wir müssen fokussiert und ruhig bleiben», sagte Arrivabene.