Toto Wolff: «Wichtiger Sieg – aber nicht für die WM»
James Allison und Toto Wolff
In der Mercedes-Box sah man nach dem Flutlicht-GP von Singapur nur strahlende Gesichter. Die Mannschaft von Toto Wolff feierte den Sieg von Lewis Hamilton nach 61 anstrengenden Rennrunden auf dem anspruchsvollen Strassenkurs ausgelassen. Technikchef James Allison gestand gleich nach dem Zieldurchlauf im Sky erleichtert: «Das war ein langes, spannendes Rennen, ich war sehr nervös, denn uns hätte ein Safety-Car zu jedem Zeitpunkt einen Strich durch die Rechnung machen können.»
«Wir konnten uns in den letzten Monaten im Bereich der langsamen Kurve schrittweise verbessern. Die ersten Anzeichen für diesen Fortschritt sahen wir wohl in Budapest, wo wir im letzten Sektor stark waren. Da waren wir im Vorjahr noch nirgendwo. Wir haben unglaublich viel Arbeit hineinstecken und ziemlich viel verändern müssen, doch wir haben das Auto gut hinbekommen. Lewis hat den Job gemacht, aber wir haben ihm auch ein Auto gegeben, mit dem das möglich war», fügte der Ingenieur an.
Und mit Blick auf den vierfachen Weltmeister aus den eigenen Reihen, der auf dem Strassenkurs von Singapur seinen siebten Saisonsieg und seinen 69. Formel-1-Triumph insgesamt feiern durfte, schwärmte Allison: «Er verwandelt sich zu diesem Zeitpunkt der Saison in eine Maschine, er ist unglaublich fokussiert, seine Freude und seine Fertigkeiten erreichen ein noch höheres Niveau als gewohnt. Es ist faszinierend, ihn dabei zu beobachten.»
Auch von Toto Wolff gab es nette Worte für den WM-Leader. Der Motorsport-Direktor der Silberpfeile lobte: «Für mich war seine Qualifying-Runde vom Vortag die beste Formel-1-Runde, die ich gesehen habe – und das sage ich nicht so schnell. Das ist eine Runde für die Geschichtsbücher, da bin ich mir sicher. Er selbst erklärte mir gestern, dass es sich unwirklich angefühlt hat.»
Dass der Triumph im Flutlicht Hamiltons WM-Führung auf 40 Punkte wachsen lässt, will der Wiener nicht überbewerten: «Es fühlt sich wichtig an, aber nicht mit Blick auf die WM, denn es stehen noch sechs Rennen vor uns, in denen es je 25 Punkte zu holen gibt. Und wir alle wissen, dass im Motorsport viel passieren kann. Das mussten wir in diesem Jahr etwa in Österreich bitter erfahren. Das Gute ist, dass wir unser Auto richtig verstanden haben. Nun müssen wir schauen, wie wir das bis zum Saisonende für uns nutzen können.»
«Das Rennen war ein bisschen wie ein Schachspiel. Wir wussten, dass es wichtig war, die Versuche der Gegner abzuwehren, mit einer cleveren Reifenstrategie und einem frühen Boxenstopp an uns vorbeizukommen. Und uns war auch klar, dass das Reifenmanagement eine besonders wichtige Rolle spielte. Wir haben damit gerechnet, dass Vettel den Undercut versucht. Aber wir blieben trotzdem bei unserer Strategiewahl und bogen wie geplant zum Stopp ab, bei dem wir die weichen Reifen aufziehen liessen. Und das ging am Schluss ja auch auf», schilderte Wolff.