Niki Lauda startet Reha: «Motor brummt schon wieder»
Niki Lauda mit Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff
Dr. Walter Klepetko blieb im Bild des Motorsports, um den Gesundheitszustand von Niki Lauda auf den Punkt zu bringen. «Der Motor brummt schon wieder, am Fahrgestell müssen wir aber noch ein bisschen arbeiten», sagte der Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der Universitätsklinik für Chirurgie AKH Wien/MedUni Wien. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister hatte am Mittwoch 82 Tage nach seiner Lungentransplantation das Krankenhaus verlassen können.
Warum so lange? «Ein Reifenwechsel in der Formel 1 dauert heute 2,6 Sekunden, wir waren auch beim Faktor 2,6, alleridngs in Monaten. Ein erfolgreiches Ende entsteht nur dann, wenn die nötige Zeit da ist», so Klepetko. Die Behandlung sei «extrem intensiv» und «ein beachtliches Kapitel in seinem facettenreichen Leben» gewesen, so Klepetko: «Und dieses Kapitel hat sich zu einem guten Ende entwickelt.»
Dem 69-jährigen Lauda gehe es aber den Umständen entsprechend sehr gut, die Genesung sei optimal verlaufen, so Klepetko, der alle Beteiligten lobte: «Es ist leicht, als der große Hero dazustehen, wenn man der Operateur ist. Aber die vielen kleinen Helden, die heute nicht hier sind - wie zum Beispiel das Pflegepersonal -, muss man hervorstreichen.»
Christian Hengstenberg, der Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin II und Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie AKH Wien/MedUni Wien, erklärte, dass die Ausgangslage sehr komplex gewesen sei. «Die Transplantation war die einzig mögliche, lebensrettende Maßnahme.» Aber: «Wir haben es geschafft, Herrn Lauda sicher durch eine bewegte See zu bringen.»
Peter Jaksch ist für die internistische Betreuung des Lungentransplantationsprogramms an der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie AKH Wien/MedUni Wien zuständig. Er bestätigte, dass Laudas Lunge tadellos funktioniere, es habe keine Abstoßungsreaktionen gegeben. Nun steht für Lauda das umfangreiche und intensive Reha-Programm an. «In den nächsten Wochen muss er viel Muskeltraining und Ausdauertraining absolvieren. Er muss sich danach weiterhin körperlich fit halten, damit die Muskeln nicht wieder abbauen.»
Klepetko verglich das Programm mit einem Trainingslager eines Fußballers, mit über den Tag verteilten Einheiten: «Es ist ein Fulltime-Job. Aber Niki Lauda ist ein guter und disziplinierter Sportler, er macht sehr ambitioniert mit.»
Kann der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende denn Ende November tatsächlich, wie er offenbar Lewis Hamilton ankündigte, zum Formel-1-Finale nach Abu Dhabi fliegen? Ausschließen wollten das die Ärzte nicht. Klepetko: «Das wäre natürlich toll, aber viel wichtiger ist, dass der weitere Genesungsverlauf sehr gut ist. Ich möchte keine Vermutungen anstellen, ich bin kein Hellseher.»
Grundsätzlich ist es «das Ziel, die ursprüngliche Form des Lebens wieder zu leben. Es ist fast alles erlaubt. Aber man muss ein bewusstes Leben führen und keine Risiken eingehen.» Vor allem, was Infektionen betrifft. «Eine fast normale Lebensqualität» sei trotzdem möglich, fügte Jaksch hinzu.