Felipe Massa: «Das ist das Problem bei Ferrari»
Felipe Massa
Der letzte WM-Titel eines Ferrari-Fahrers geht auf Kimi Räikkönen 2007 zurück, den Konstrukteurs-Pokal hat Ferrari letztmals 2008 gewonnen. Das ist lange her, dennoch ist die Erwartungshaltung von CEO Louis Camilleri hoch. Bei der üblichen Telefonkonferenz zur Veröffentlichung der Geschäftszahlen erklärte das Ferrari-Oberhaupt ehrgeizig: «Wir haben 2018 das beste Ergebnis seit unserem letzten WM-Gewinn erzielt. Das Ziel ist klar – 2019 muss der WM-Titel her!»
Und der 63-Jährige versprach auch: «Wir werden unsere Ausgaben erhöhen, um diesen Ehrgeiz zu untermauern.» Dass mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, dürfte die Mannschaft in Maranello freuen, denn der Druck, der auf den Schultern der Roten lastet, ist nicht zuletzt wegen der hohen Erwartungshaltung der Bosse so gross.
Das ist ein Problem, ist sich der frühere Ferrari-Star Felipe Massa sicher. Der Brasilianer, der zwischen 2006 und 2012 acht Jahre lang in Diensten des ältesten GP-Teams der Welt stand und in dieser Zeit elf GP-Siege holte, verriet gegenüber «Autosport»: «Hinter den Ferrari-Kulissen passiert in Sachen Druck sehr viel. Das ist deutlich zu spüren und das war auch schon immer so.»
«Es gab natürlich auch Zeiten, in denen der Erfolgsdruck sich nicht so stark bemerkbar machte, weil die Ergebnisse besser waren, damals, als Jean Todt noch bei Ferrari war», erinnerte sich der heutige Formel-E-Pilot. «Jean hatte alle Bereiche des Teams im Griff und alle profitierten von seinen Führungsqualitäten. Er konnte eine Abteilung ohne Druck dazu bringen, mit den anderen Abteilungen zusammenzuarbeiten.»
Doch seit dem Abgang des heutigen Präsidenten des Automobilweltverbands FIA habe sich viel geändert. Massa ist sich sicher: «Der Druck ist nun konstant spürbar durch die Verpflichtung, Siege einfahren zu müssen, und das ist ein Problem.» Seine Hoffnungen liegen auf dem neuen Teamchef Mattia Binotto, der die Rolle des Mannschaftsoberhaupts von Maurizio Arrivabene übernommen hat. «Binotto ist ein ruhiger Typ. Er ist einer jener Menschen, die ruhiger bleiben und einen Teil des Drucks besser absorbieren können als Arrivabene.»
«Aber es ist Neuland für ihn, der bisher als Motorenchef und Technikdirektor unterwegs war. Er war noch nie zuvor als Teamchef tätig. Wir werden also abwarten und schauen müssen, wie er sich schlagen wird, denn das ist eine wichtige Veränderung. Er ist der Boss, ist aber auch auf der technischen Seite dabei – und ehrlich gesagt kann das sehr gut sein. Ich wünsche ihm auf jeden Fall das Beste, denn ich kenne ihn schon seit meinem damaligen Wechsel zu Ferrari.»