Valtteri Bottas: «Ferrari vorne, Mercedes hat Arbeit»
Volle Hütte bei Mercedes-Benz, als der bärtige Valtteri Bottas das Mikro in die Hand nimmt. Der 29jährige Finne ist nicht dafür bekannt, um den heissen Brei herumzureden. Und so bestätigt der dreifache GP-Sieger den nachhaltigesten Eindruck dieser Wintertests auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya: «Auch aus unserer Sicht liegt Ferrari vorne, Mercedes-Benz hat Arbeit.»
Valtteri, wo steht ihr mit dem Mercedes genau?
Der Wagen ist mit den Verbesserungen zur zweiten Testwoche hin besser geworden. Ob besser reicht, um in Australien konkurrenzfähig zu sein, das bleibt für mich ein Fragezeichen. Das Auto erzeugt jetzt mehr Abtrieb und liegt stabiler. Es bleibt aber auch die Ansicht, dass wir das wahre Potenzial dieses Fahrzeugs noch nicht entschlüsselt haben. Wir nähern uns dem Ende dieser Tests, aber wir lernen jeden Tag massiv dazu. Wir haben viel Arbeit vor uns.
Entspricht das Auto hier der Melbourne-Konfiguration?
Das kann ich nicht bestätigen. Alles Rennställe planen jeweils zum Saisonbeginn in Australien nochmals Verbesserungen, wir auch. Unser Auto wird in Melbourne anders aussehen.
War es richtig, in der ersten Woche mit einem Basispaket anzutreten und dann zur zweiten Woche diese Verbesserungen zu bringen?
Das war von Anfang an der Plan, und das Team hat sich dabei etwas überlegt. Wir wollten so lange als möglich am Upgrade arbeiten. Wir haben 2019 eine geänderte Aerodynamik, das hat neue Freiräume geschaffen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mehr Entwicklungen erleben werden als im vergangenen Jahr.
In der ersten Woche haben wir alle gedacht: Ferrari liegt vorne. Wie siehst du das heute?
Sie sind noch immer sehr stark. Von den Tests zum Saisonstart kann sich Einiges ändern, aber wenn ich mir unsere Situation betrachte, dann ist klar – wir können mehr machen. Ich selber muss die Abstimmung verfeinern, nur dann kann ich alles aus mir herausholen. Jeder von uns Piloten hätte gerne vier weitere Testtage, aber die haben wir nun mal nicht. Wir haben sehr effizient gearbeitet. Ich habe nur einmal einen halben Tag eingebüsst, sonst konnten wir immer arbeiten. Wir werden für Australien bereit sein.
Wie kommst du mit den 2019er Pirelli zurecht?
Sie fühlen sich markant anders an als im November 2018, als wir in Abu Dhabi die ersten Prototypen fuhren. Barcelona beim Test ist nicht Australien am GP-Wochenende. Am Morgen und gegen Abend gab es hier jeweils körnende Reifen, wenn es kühler war, das hat die Erkenntnisse verfälscht, da konntest du übers Auto wenig lernen. Zwischendurch war es warm genug, um Einiges zu lernen. Dann haben sich die Walzen recht manierlich verhalten. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Mischungen sind kleiner geworden. Aber das Verhalten der Reifen kann sich komplett ändern, wenn wir unter anderen äusseren Bedingungen fahren.
Welche Probleme aus der ersten Testwoche sind mit eurem Evo-Paket ausgebügelt worden?
Wir haben die Fahrzeugbalance verbessert, wir haben mehr Abtrieb, wir haben bessere Stabilität. Aber wir haben kein perfektes Auto. Es könnte ein Auto sein, bei welchem du alles auf den Punkt bringen musst, um das Beste herauszuholen. Gut ist: Alle neuen Teile, die wir ans Auto gebracht haben, waren wirklich eine Verbesserung.
Heisst das, dieses Auto könnte wieder eine Diva werden, wie es Teamchef Toto Wolff mal gesagt hat?
(Schmunzelt.) Wenn es so sein sollte, dann erschreckt mich das nicht. Wir stehen mit diesem Wagen noch ganz am Anfang. Schwer zu sagen, ob das Fahrzeug sich auf verschiedenartigen Pisten unterschiedlich anfühlen wird. Wenn wir weiter Fortschritte machen, mache ich mir keine Sorgen. In langsamen Kurven fühlt sich das Auto besser an als im vergangenen Jahr.
Wie wichtig ist es, nun zwei perfekte halbe Testtage zu haben?
An dem einen verlorenen Halbtag hätte ich mehr an der Abstimmung feilen können. Wenn du Zeit verlierst, dann fängst du an, noch schärfer Prioritäten zu setzen. Ich will am Donnerstag Dauerläufe machen und am Freitag kürzere Einsätze fahren. Ich glaube nicht, dass ich zu wenige Kilometer im Auto habe. Du musst auch abschätzen können, wann es die richtige Zeit ist für Dauerläufe. Wenn es zu kühl ist, dann bringt das wenig. Die unterschiedlichen Pistenverhältnisse verfälschen das ohnehin schon schwer lesbare Bild noch mehr.
Wie steht es ums Überholen? Kevin Magnussen ist der Ansicht, er kann den Gegnern besser folgen, Max Verstappen erwidert, er spüre keinen Unterschied. Wie siehst du das?
Durch die neuen Flügel bauen die Autos mehr Luftwiderstand auf, das spürst du. Allein schon das verbessert das Windschattenfahren, weil der Vordermann gewissermassen ein grösseres Loch erzeugt. Wir sind also auf den Geraden etwas langsamer, dafür in den Kurven schneller, die Bremswege werden noch kürzer. Alle reden vom Frontflügel, und tatsächlich habe ich den Eindruck, es ist ein wenig besser geworden, deinem Gegner zu folgen. Aber ich glaube, den grösseren Effekt wird der verstellbare Heckflügel haben. Alles in allem glaube ich, das Überholen wird erleichtert. Wenn du heute hinterherfährst, fühlt sich der Wagen stabiler an, das Fahrverhalten ist berechenbarer. Wir bewegen uns da in die richtige Richtung. Die Leute haben geglaubt, die neue Formel 1 würde wegen der Aerodynamik langsamer werden. Das glaube ich nicht. Weil wir in den Kurven schneller sind.
Die Fahrer müssen nicht mehr auf jedes Gramm achten. Was hat das für dich im vergangenen Winter bedeutet?
Dass ich normal essen konnte, das war schön. Es war auch der erste Winter seit vielen Jahren, in dem ich nicht krank geworden bin, kein Schnupfen, keine Grippe, nichts. Viele Fahrer mussten unter ihrem Normalgewicht antreten, also wurden einige von uns kränklich. Nun fühlen wir uns alle gesünder.
Du hast von Ferrari gesprochen, aber was ist mit Red Bull Racing-Honda?
Auch die scheinen flott unterwegs zu sein. Ich glaube nicht, dass der Unterschied zwischen RBR und uns massiv ist. Doch Ferrari hat uns etwas voraus. Ich glaube auch, das Feld ist zusammengerückt.
Solltet ihr in Australien hinterherfahren, wie beunruhigend wäre das?
Klar hättest du am liebsten ständig das beste Auto. Aber es kommt ja nicht nur darauf an, wie schnell du beim ersten Rennen bist, sondern über die ganze Saison gesehen. 2018 haben wir bewiesen, dass wir sehr effizient entwickeln können. Und diese Fähigkeit haben wir behalten. Selbst wenn wir hinten liegen sollten, könnten wir aufholen, das macht mich nicht bange. Dann müssen wir halt die Ärmel hochkrempeln und noch mehr arbeiten.
Barcelona, 7. Tag (Donnerstag, 28. Februar), 13h
1. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:16,231 min, C5* (56 Runden)
2. Alex Albon (T), Toro Rosso STR14-Honda, 1:16,882, C5 (75)
3. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:17,084, C5 (66)
4. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:17,091, C5 (44)
5. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:17,496, C5 (73)
6. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:17,556, C5 (37)
7. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:17,639, C4 (49)
8. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:18,097, C2 (85)
9. George Russell (GB), Williams FW42-Mercedes, 1:18,130, C5 (45)
10. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,199, Prototyp (53)
*Reifenmischungen: C1 die härteste, C5 die weichste
Abstände zwischen den Mischungen gemäss Pirelli: C1 zu C2 0,9 Sekunden, C2 zu C3 0,7 Sekunden, C3 zu C4 0,6 Sekunden, C4 zu C5 0,6 Sekunden
Barcelona, 6. Tag (Dienstag, 27. Februar)
1. Carlos Sainz (E), McLaren MCL34-Renault, 1:17,144 (130 Runden) C4*
2. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:17,842 (88) C4
3. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:18,195 (40) C3
4. Kimi Räikkonen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:18,209 (113) C4
5. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,330 (120) C5
6. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:18,395 (128) C3
7. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:18,682 (101) C3
8. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:18,941 (74) C3
9. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:18,943 (102) C3
10. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:19,056 (58) C3
11. Robert Kubica (PL), Williams FW42-Mercedes, 1:19,367 (130) C4
12. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:22,597 (72) C2
13. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, keine Zeit (1)
Barcelona, 5. Tag (Dienstag, 26. Februar)
1. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:17,709 (80 Runden) C4
2. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:17,715 (136) C3
3. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:17,824 (82) C5
4. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:17,925 (81) C3
5. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:18,589 (99) C4
6. Alex Albon (T), Toro Rosso STR14-Honda, 1:19,649 (103) C4
7. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:18,651 (29) C3
8. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,769 (131) C4
9. George Russell (GB), Williams FW42-Mercedes, 1:19,662 (119) C5
10. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:20,107 (77) C2
11. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:20,167 (7) C2
12. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:20,332 (83) C2
13. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:20,348 (80) C3
Barcelona-Test: Die Zeiten der ersten Woche
1. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:17,393 (Donnerstag), C5
2. Alex Albon (T), Toro Rosso STR14-Honda, 1:17,637 (Donnerstag), C5
3. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:17,704 (Mittwoch), C5
4. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:17,762 (Mittwoch), C5
5. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:17,785 (Donnerstag), C5
6. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:17,857 (Donnerstag), C5
7. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:17,977 (Donnerstag), C4
8. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:18,046 (Donnerstag), C3
9. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:18,161 (Montag), C3
10. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:18,431 (Donnerstag), C4
11. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:18,511 (Donnerstag), C3
12. Carlos Sainz (E), McLaren MCL34-Renault, 1:18,558 (Montag), C4
13. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,563 (Donnerstag), C3
14. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,720 (Donnerstag), C3
15. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:18,780 (Donnerstag), C3
16. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:18,787 (Mittwoch), C3
17. Pietro Fittipaldi (BR), Haas VF-19-Ferrari, 1:19,249 (Mittwoch), C4
18. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:19,664 (Donnerstag), C2
19. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:19,944 (Montag), C3
20. George Russell (GB), Williams FW42-Mercedes, 1:20,997 (Donnerstag), C3
21. Robert Kubica (PL), Williams FW42-Mercedes, 1:21,542 (Donnerstag), C2
Laufleistung Woche 1: Runden und Kilometer
Fahrer
1. Lewis Hamilton (Mercedes): 307 Runden/1429 Kilometer
2. Valtteri Bottas (Mercedes): 303/1410
Sebastian Vettel (Ferrari): 303/1410
4. Charles Leclerc (Ferrari): 295/1373
5. Alexander Albon (Toro Rosso): 268/1247
6. Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo-Sauber): 255/1187
7. Kimi Räikkönen (Alfa Romeo-Sauber): 252/1173
8. Nico Hülkenberg (Renault): 247/1149
9. Pierre Gasly (Red Bull Racing): 238/1107
10. Max Verstappen (Red Bull Racing): 237/1103
11. Lando Norris (McLaren): 236/1098
12. Daniil Kvyat (Toro Rosso): 214/996
13. Romain Grosjean (Haas): 198/921
14. Daniel Ricciardo (Renault): 186/865
15. Carlos Sainz (McLaren): 186/865
16. Lance Stroll (Racing Point): 151/702
17. Kevin Magnussen (Haas): 124/577
18. Sergio Pérez (Racing Point): 97/451
19. Pietro Fittipaldi (Haas): 61/283
20. Robert Kubica (Williams): 48/223
21. George Russell (Williams): 40/186
Teams
1. Mercedes: 610/2840
2. Ferrari: 598/2784
3. Alfa Romeo-Sauber: 507/2360
4. Toro Rosso: 482/2244
5. Red Bull Racing: 475/2211
6. McLaren: 445/2071
7. Renault: 433/2016
8. Haas: 383/1783
9. Racing Point: 248/1154
10. Williams: 88/410
Motoren
1. Ferrari (Ferrari, Haas, Alfa Romeo-Sauber): 1488/6927
2. Honda (Red Bull Racing, Toro Rosso): 957/4455
3. Mercedes (Mercedes, Racing Point, Williams): 946/4404
4. Renault (Renault, McLaren): 878/4087