Sebastian Vettel (Ferrari): «Ich bin am Verhungern!»
Sebastian Vettel
Seit im vergangenen Jahr im Saisonfinale von Abu Dhabi die schwarz-weiss karierte Flagge geschwenkt wurde, hat sich bei Ferrari viel getan: An der Spitze des ältesten GP-Rennstalls der Welt steht nicht mehr der illustre Maurizio Arrivabene sondern der Techniker Mattia Binotto, und an der Seite des vierfachen Weltmeisters Sebastian Vettel gibt nicht mehr Altmeister Kimi Räikkönen sondern Jungspund Charles Leclerc Gas.
Vettel warnte im Fahrerlager von Melbourne denn auch, dass die stärkere Umstrukturierung der Scuderia Risiko und Chance zugleich sei. «Natürlich ist es immer ein Risiko, aber eine Änderung kann auch sehr viel Gutes bringen. Es ist gleichzeitig auch etwas Neues, auf das sich jeder erst einmal wieder einschiessen muss», erklärte der Heppenheimer. «Aber soweit läuft es sehr gut, die Mannschaft ist motiviert und die Dinge laufen in die richtige Richtung.»
«Im Endeffekt hat sich auch nicht so viel geändert», betonte Vettel. «Mattia ist ja kein Unbekannter, er ist ja auch schon länger im Team – länger als die meisten von uns. Und die Leute, die ihm unterstellt sind, das sind die gleichen Gesichter, die die Verantwortung tragen. Auch Charles fühlt sich nicht wie ein Neuling an, da er schon seit Jahren zur Nachwuchstruppe von Ferrari gehört. Er ist ein netter Junge, der sicherlich noch eine etwas andere Denke hat als ich, denn ich habe ein bisschen mehr Erfahrung. Aber wir beide freuen uns, ins Rote Auto zu steigen und für Ferrari in der WM zu kämpfen.»
Der 31-jährige Deutsche kann es kaum erwarten, erneut auf Titeljagd zu gehen. Auf die Frage, wie gross der Hunger auf den fünften WM-Titel sei, gestand er freimütig: «Ich bin am Verhungern, und das jetzt schon seit einigen Jahren. Es ist aber nicht so, dass ich fünf schreckliche Jahre erlebt habe. Jedes Jahr ist anders und natürlich, in der Formel 1 ist der Sieger grossartig und hat alles richtig gemacht und der zweite Platz bedeutet nichts. Das durfte ich jetzt zwei Mal in Folge erleben. Aber ich denke nicht, dass es wirklich so ist. Wir hatten in den letzten Jahren viele positive Momente und sind als Team gewachsen. Es gab vieles, das grossartig gemacht wurde, und einiges auch nicht. Und genau das müssen wir nun ändern.»
Dass die Experten Ferrari die Favoritenrolle zuschreiben, stört den F1-Routinier nicht. Im Gegenteil: «Das ist gut so, das soll auch so sein, denn dafür arbeiten wir sehr hart. Aber ich glaube, im Moment ist es schwer zu sagen, wo wir stehen. Die zwei Wochen, die wir seit dem Test noch hatten, waren gut. Denn wir hatten noch ein paar Schwächen, die es auszumerzen galt.»
«Ansonsten glaube ich, dass es hier sehr, sehr eng werden wird. Ich erwarte, dass alle Top-3-Teams sehr nahe beieinander liegen werden. Red Bull Racing ist zwar noch ein bisschen ein Fragezeichen mit dem grossen Update, das sie dabei haben. Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass wir bei der Musik sind, solange das der Fall ist, sind wir in einer guten Position», erzählte der 52-fache GP-Sieger.
Und was sagt Vettel zur Mercedes-Form? Glaubt er wirklich, dass Mercedes so weit weg ist, wie alle sagen? Der 219-fache GP-Teilnehmer erklärt offen: «Nein, das denke ich nicht. Sie sahen in der zweiten Testwoche sehr stark aus, und zwar nicht nur auf einem Run, sondern bei jeder Ausfahrt. Ich weiss nicht, was sie die erste Woche gemacht haben, ehrlich gesagt hätten sie da vielleicht auch zuhause bleiben können. Aber ich denke, die werden sehr stark sein, sie werden hier schon um die Pole und den Sieg kämpfen.»