Flavio Briatore: «Ferrari zu langsam? Nichts Neues»
Der heute 69jährige Flavio Briatore ist mit Michael Schumacher bei Benetton Weltmeister geworden (1994 und 1995), danach mit seinem Schützling Fernando Alonso bei Renault (2005 und 2006). Der Italiener hat die Formel 1 nie aus den Augen gelassen, und im Zentrum seiner Kritik steht oft Ferrari.
In der italienischen Talk-Show «Non è l’Arena» von Massimo Giletti wird der erfolgreiche Unternehmer auf den Stotterstart von Ferrari in die Formel-1-Saison 2019 angesprochen – drei Rennen, keine Siege, nur zwei dritte Ränge (Charles Leclerc in Bahrain, Sebastian Vettel in China). Ferrari-Teamchef Mattia Binotto musste nach den Rennen in Australien und China zugeben, was die Tifosi mit eigenen Augen miterleben mussten: Ferrari ist zu langsam.
Briatore spottet: «Das ist doch nichts Neues, das ist seit acht Jahren so. Mattia Binotto ist ein grossartiger Technikchef. Aber dann ist er auch zum Teamchef gemacht worden, und so wird aufs Spiel gesetzt, dass der gute Cheftechniker eben verlorengeht.»
Die Doppelrolle von Binotto war seitens Briatore schon im Winter angeprangert worden. Briatore lobte damals: «Binotto hat als technischer Leiter hervorragende Arbeit geleistet. Ferrari hatte 2018 ein vorzügliches Rennauto, wirklich sehr schnell. Hätte man die Fahrer ein wenig anders geführt, hätte damit der Titel eingefahren werden müssen.»
Flavio warnte: «Wir werden sehen, wie sich Binotto als Teamchef macht. Was ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, das ist eine Doppelrolle als technischer Leiter und als Teamchef. Also müssen wir mal sehen, wer ihn als Technikchef ersetzt.»
Die Antwort kennen wir inzwischen: keiner. Ferrari-Präsident John Elkann und Ferrari-CEO Louis Camilleri sind der Ansicht, dass Binotto mit dieser Doppelbelastung umgehen kann.
Binotto selber sagt dazu in einer Medienrunde beim Barcelona-Test: «Ich habe grosse Verantwortung. Aber zum Glück habe ich ein fabelhaftes Team, das macht meine Aufgabe viel einfacher. Meine Rolle ist so: Alle Mitarbeiter sollen sich derart gut entfalten können, dass ihre gemeinsame Arbeit uns zum Weltmeistertitel führt. Die Rollen müssen klar verteilt sein im ganzen Team, angefangen bei den Piloten. Ich vergleiche das oft mit einem Dirigenten, ich sehe mich ein wenig in dieser Rolle. Es liegt gewissermassen an mir, aus den Ferrari-Musikern das Beste zu holen. Ich baue das Auto nicht selber, ich bin der Koordinator. Sehr wenig bei uns hat sich geändert, es sind immer noch die gleichen, tollen Solisten. Ich bin ein Freund von Kontinuität. Daher sind die wichtigsten Posten unverändert geblieben.»
Bereits nach dem Australien-GP hatte Flavio Briatore festgehalten: «Gemessen am vergangenen Jahr hat sich überhaupt nichts geändert. Ferrari hat keinen Boden verloren auf Mercedes, aber auch keinen gutgemacht. Doch aufgepasst – der Grosse Preis von Australien ist jeweils atypisch, aufgrund des Pistenlayouts. Das haben wir in den letzten Jahren immer wieder erlebt. Gleichzeitig gilt aber auch: Wenn du so stark fährst wie Mercedes in Australien, dann bist du überall stark. Jetzt wird wohl bei den Anderen wieder das Buch der Entschuldigungen aufgeschlagen.»
«In der Form von Melbourne muss Ferrari acht oder neun Zehntel gutmachen. Ich behaupte: Mercedes wird weiter dominieren. Sie sind ans Siegen gewöhnt und der Rest ans Hinterherfahren. Was bei Ferrari in Australien nicht funktioniert hat? Es muss eben alles stimmen – Fahrer, Auto, Reifengebrauch.»