Christian Horner (Red Bull Racing): Urteil über Gasly
Wenn der Formel 1 etwas fehlt, dann Zeit. Die Gemächlichkeit früherer Jahre ist weg, heute ist nur noch Leistung gefragt und zwar jetzt und sofort. Schonfristen und Lehrjahre scheinen abgeschafft worden zu sein. Nach drei GP-Wochenenden ist klar: Pierre Gasly hat bei Red Bull Racing-Honda einen schweren Stand. Kein Wunder – immerhin ist sein Stallgefährte das Ausnahmetalent Max Verstappen. Typisch Haifischbecken Formel 1, dass im Fahrerlager von Shanghai bereits verbreitet wurde, Gasly müsse sein Cockpit zittern. Das Gerücht stammte von englischen Journalisten, denn der angebliche Nachfolger von Pierre wäre für die britischen Medien interessanter – es handelte sich um den Thai-Briten Alex Albon, der für Toro Rosso fährt.
Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko und RBR-Teamchef Christian Horner sind klug genug zu wissen: Eine gewisse Eingewöhnungsphase muss bei allem Zeitdruck schon sein. Von Gasly wird erwartet, dass er bis Saisonmitte auf Augenhöhe mit Verstappen fährt. Das ist bislang nicht der Fall. Wenn wir uns die bisherigen Ergebnisse im Detail ansehen, dann wird klar, wie überlegen Verstappen ist.
Australien
Quali
Max Verstappen 4. (1:21,320)
Pierre Gasly 17. (1:23,020)
Das ging auf die Kappe von RBR: Die Strategen schickten Gasly nicht nochmals auf die Bahn, weil sie davon ausgingen, dass seine Zeit für den Einzug unter die besten 15 reichen würden. Es reichte nicht.
Rennen
Verstappen 3. (schnellste Rennrunde: 1:26,256)
Gasly 11. (1:27,229)
Bahrain
Quali
Verstappen 5. (1:28,752)
Gasly 13. (1:29,526)
Rennen
Verstappen 4. (1:35,311)
Gasly 8. (1:35,291)
China
Quali
Verstappen 5. (1:32,089)
Gasly 6. (1:32,930)
Rennen
Verstappen 4. (1:36,143)
Gasly 6. (1:34,742)
Gasly erzielte in der zweitletzten Runde die beste Zeit von allen, dank frischer Pirelli.
Aus den Zahlen geht hervor: Gasly kommt näher, und das bestätigt auch RBR-Teamchef Christian Horner. «Ich glaube, Pierre ist in China ein schöner Fortschritt gelungen», findet der Engländer. «Aber er fühlt sich noch immer nicht hundertprozentig wohl im Auto. Er befindet sich in einer Anpassungsphase, es geht um Nuancen beim Fahrstil, um mehr aus dem Wagen zu holen. Das ist eine grosse Herausforderung, aber er ist auf gutem Weg, und ich glaube, die beste Rennrunde schenkt ihm zusätzliches Selbstvertrauen.»
Gasly flog von Shanghai direkt zurück nach England, um im Rennsimulator von Milton Keynes weiter Feinarbeit zu machen. «Ich habe noch Einiges vor mir, aber Schritt um Schritt kommen wir dem Optimum näher.»