Ferrari-Star Charles Leclerc: 1. GP-Sieg schon nah?
Charles Leclerc
Bis zur drittletzten Rennrunde durfte Charles Leclerc auf den ersten GP-Sieg seiner Karriere in Spielberg hoffen, dann drängte sich Max Verstappen am roten Renner vorbei in Führung und holte sich damit den zweiten GP-Triumph im Heimspiel seines Red Bull Racing Teams in Folge. Leclerc musste sich zähneknirschend mit dem zweiten Platz begnügen, dennoch wurde der Ferrari-Hoffnungsträger hinterher für seine grossartige Performance in Österreich gelobt.
GP-Veteran und BBC-Experte Jolyon Palmer erklärt in seiner Rennanalyse etwa: «Im ganzen Spielberg-Drama brillierte Charles Leclerc mit einer unglaublichen Performance. Er hat die zweite Pole seiner Karriere in überlegener Manier erobert und wie schon beim ersten Mal auf dem Wüstenkurs von Bahrain reichten beide Q3-Versuche, um den ersten Startplatz zu erobern. Im Rennen machte er bis zum Spitzenduell gegen Max Verstappen in den letzten Runden alles richtig.»
«Ja, wahrscheinlich hätte Charles die Innenseite abdecken müssen, als beim entscheidenden Angriff klar wurde, was Max beabsichtigte. Aber eigentlich kämpfte er da schon auf verlorenem Posten gegen einen Red Bull Racing-Renner, der sehr viel schneller als sein Ferrari war», ist sich der Brite sicher. Und er kritisiert: «Sein Team holte ihn auch zu früh an die Box, was er gegen Ende des Rennens teuer bezahlte, weil seine Reifen älter waren. Aber wir sollten dieses Rennen nicht als weiteren verlorenen Sieg des jungen Monegassen ansehen, sondern vielmehr als weiteren Beweis für seine Qualität.»
«Leclerc war das ganze Wochenende hindurch schneller als sein Teamkollege Sebastian Vettel. Während die Konkurrenz in allen Sessions neben die Strecke geriet und auf den hohen Randsteinen für viel Schrott sorgte, kann ich mich an keinen solchen Zwischenfall bei Leclerc erinnern. Klar, die Niederlage gegen Verstappen schmerzt, aber Leclerc hat wieder einmal gezeigt, warum Ferrari ihn verpflichtet hat. Sein erster Sieg ist sehr nah», prophezeit Palmer.
Der frühere Renault-Pilot übt aber auch Kritik am 21-jährigen Ferrari-Talent aus Monte Carlo: «Auch wenn Charles in Österreich vorbildlich fuhr, so hat er sich in diesem Jahr bereits einige Fehler erlaubt, die er ausmerzen muss. In Baku landete er etwa im Qualifying in der Mauer, in Monaco leistete er sich eine Fehleinschätzung beim Überholen. Oft schaffte er es auch nicht, das Beste aus seinen letzten Qualifying-Versuchen zu machen.»
«Aber das ist ganz normal, schliesslich bestreitet er erst seine zweite Formel-1-Saison. Ich bin mir sicher, dass ihm das schnell gelingen wird», relativiert der 28-Jährige aber auch gleich. Und er betont noch einmal: «In den letzten beiden Rennwochenenden war er nahezu perfekt, womit er seinen Teamkollegen in den Schatten stellen konnte. Und wenn dein Teamkollege Vettel und somit ein vierfacher Champion ist, dann ist das wahrlich keine leichte Aufgabe!»