F1-Probleme: Liegt die Lösung im Streckenlayout?
Max Verstappen und Charles Leclerc sorgten in Spielberg für viel Action
Der Österreich-GP hatte alles, was sich ein GP-Fan von einem Rennen wünschen kann: Ein packendes Spitzenduell, viel Drama und einen starken Sieger. Damit bot der WM-Lauf alles, was die Zuschauer im Frankreich-GP sieben Tage zuvor vermisst hatten. Der langweilige Grand Prix auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet bescherte der Königsklasse wieder einmal viel Kritik, die nach dem Rennen in Spielberg sehr viel leiser geworden ist.
Stattdessen wird darüber diskutiert, wie gross der Einfluss der Streckenführung auf die Rennaction ist. Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff erklärte bereits nach dem Rennen in Frankreich: «Ich denke, ob es spannende Rennen sind, hängt auch stark von der Strecke ab. Paul Ricard hat alle Zutaten, die es braucht – wir sind im schönen Südfrankreich, haben den Glamour und es ist eine fantastische Piste. Vielleicht brauchen wir einfach eine sehr lange Gerade statt der Schikane, um Windschattenduelle zu ermöglichen. Das ist sicher etwas, das wir für die Zukunft anschauen müssen. Wie können wir die bestmöglichen Streckenlayouts hinbekommen?»
Als Beweis führte der Wiener die Rennen in Baku und Montreal an, bei denen der Unterhaltungswert auch gross war. Auch für den früheren GP-Piloten und heutigen BBC-Experten Jolyon Palmer steht fest: Die Streckencharakteristik des Red Bull Rings trug zur Spannung bei – und zwar schon ab Freitag. In seiner Kolumne schreibt er: «Die hohen Randsteine und Kiesbetten am Red Bull Ring betonen ein Problem, das beim Parkplatz-mässigen Circuit Paul Ricard in Le Castellet besteht. In Frankreich können die Piloten überall neben die Strecke fahren und sich so einen Vorteil verschaffen. Die Strecke ist schlicht eine asphaltierte Fläche.»
«In Österreich sind die Streckengrenzen hingegen viel klarer, da hohe Randsteine die Piste säumen, hinter denen oft Gras oder Kies folgt», fügt der Brite an, und erinnert: «Verstappen war der Erste, der am Freitag in Spielberg in der Streckenbegrenzung gelandet ist, und kurz darauf folgte Mercedes-Pilot Valtteri Bottas seinem Beispiel. Auch Charles Leclercs Teamkollege Sebastian Vettel flog an gleicher Stelle wie Verstappen ab, konnte aber einen Einschlag gerade noch vermeiden. Am Samstag erlebte der Deutsche noch mehr Drama, weil seine Hoffnungen auf die Pole durch technische Probleme im Q3 zerschlagen wurden.»
Und was sagt Palmer zum Spielberg-Auftritt von Mercedes? «WM-Leader Lewis Hamilton kassierte eine Strafe, weil er im Qualifying Kimi Räikkönen im Weg stand. Das war einer der seltenen Fehler des fünffachen Champions und seines Mercedes-Teams, der ihm den Platz in der ersten Startreihe gekostet hat. Auch im Rennen erlaubte sich Hamilton Fehler, und zerstörte sich dabei etwa den Frontflügel. Es war nicht sein bestes Rennwochenende, und das Gleiche kann für die Silberpfeile gesagt werden, die zu überhitzen drohten, weshalb sie im Rennen um den Sieg nicht mitreden konnten», kommentiert er trocken.