Lewis Hamilton: Viel reifer als Verstappen & Leclerc?
Reife Leistung: In Silverstone sicherte sich Hamilton seinen 80. GP-Sieg
Natürlich spielte die Safety-Car-Phase, die Alfa Romeo-Pilot Antonio Giovinazzi ausgelöst hat, Lewis Hamilton auf seinem Weg zum sechsten GP-Triumph in Silverstone in die Hände. Doch der fünfmalige Champion und WM-Leader war am Rennsonntag in Grossbritannien auch der schnellste Mann auf der Piste, stellt Jolyon Palmer klar.
Der frühere Renault-Pilot erklärt in seiner BBC-Kolumne: «Auch wenn Valtteri Bottas eine fairere Chance im Kampf um den Rennsieg verdient hätte – und die hätte er ohne die Safety-Car-Phase auch gehabt – so war Hamilton am Sonntag der Stärkere. Seine schnellste Rennrunde zum Schluss des Rennens unterstrich das nur. Er drehte sie auf 32 Runden alten, harten Reifen, und war damit schneller als Bottas auf den Softs, die gerade einmal fünf Umläufe im Einsatz waren. Das zeigt, wie gross sein Vorteil war.»
Dass es der 80-fache GP-Sieger überhaupt versuchte, deutet Palmer als ein Zeichen für dessen Überlegenheit. «Kein anderer Fahrer hätte das im Wissen versucht, dass der Teamkollege gerade frische Reifen abgeholt hat. Das würden viele als sinnlos erachten. Doch Hamilton hat uns eines Besseren belehrt.»
Vielleicht hatte der spätere Rennsieger auch unfreiwillige Schützenhilfe von seinem Stallgefährten, weil sich dieser seiner Sache zu sicher war, rätselt der 28-Jährige. «Angesichts seines späten Stopps und der Reifenwahl dachte er vielleicht, dass er nicht alles aus dem Renner herauskitzeln muss», spekuliert Palmer, und betont: «Dass es Hamilton geschafft hat, ihm diesen Extrapunkt wegzunehmen, dürfte ihn gleich stark schmerzen wie der verlorene Sieg selbst.»
Für seinen Landsmann Hamilton hat der frühere GP-Pilot denn auch viel Lob übrig. Er ist sich sicher: Keiner der aktuellen GP-Stars kommt an die Reife des 34-Jährigen heran: «Hamilton hat in diesem Jahr sieben von zehn Rennen gewonnen und marschiert zu einem weiteren Titel durch. Seit sein ehemaliger Teamkollege Nico Rosberg in den Ruhestand ging, habe ich ihn überhaupt nicht mehr nervös erlebt und seine Ruhe zeigt sich auch auf der Strecke.»
«Er scheint ein viel reiferer Fahrer zu sein, besonders im Gegensatz zu neuen Stars wie Charles Leclerc und Max Verstappen. Sie sind zweifelsohne fantastische Talente, und haben in Silverstone auch einmal mehr für viel Action gesorgt, aber manchmal hat man das Gefühl, dass sie nur ein leichtes Übersteuern davon entfernt sind, sich mit einem Crash aus dem Rennen zu verabschieden.»
Deshalb sei der Dauersieger der letzten Jahre auch nur schwer zu schlagen, ist Palmer überzeugt: «Er ist wahrscheinlich der schnellste Fahrer da draussen, er macht keine Fehler, sein Fahrstil ist prägnant und dennoch sauber und sein Können auf nasser Bahn ist unübertroffen – obwohl Verstappen da anderer Meinung sein könnte.»