Günther Steiner (Haas): «Das Experiment ist zu Ende»
Haas-Teamchef Günther Steiner, im Hintergrund Romain Grosjean
Zur Sommerpause belegt der Formel-1-Rennstall des Werkzeugmaschinen-Unternehmers Gene Haas nur den neunten WM-Rang. Damit sind die Amerikaner weit von den eigenen Zielen entfernt. Die Einheitsreifen von Pirelli stellen die Ingenieure im US-Team vor die grösste Herausforderung, wie Teamchef Günther Steiner betonet: «Es ist eine schwierige Aufgabe, die diesjährigen Reifen konstant zum Arbeiten zu bringen. Es ist speziell für uns sehr schwierig. Natürlich geht es generell auch immer darum, mehr Abtrieb zu finden, um effizienter zu sein. Der Fokus liegt derzeit aber ganz klar auf den Reifen.» Das führte zu ungewöhnlichen Experimenten, aber mit dem GP-Wochenende in Spa-Francorchamps sind die zu Ende.
Günther, in den drei Rennen vor der Sommerpause ist euer Team einen ungewöhnlichen Weg gegangen: Romain Grosjean fuhr ein Auto in der Aerodynamik-Version von Melbourne, Kevin Magnussen bewegte den Haas-Renner mit den jüngsten Verbesserungen. Wie geht das weiter?
Wir werden in Belgien mit jenem Auto weitermachen, das Kevin seit Hockenheim ausprobierte. Wir haben bei diesem Direktvergleich sehr viel gelernt, aber ab jetzt fahren beide Piloten wieder mit der gleichen Spezifikation. Auf diese Weise wollen wir das Potenzial der jüngsten Verbesserungen ausschöpfen.
Wieviel Neues kommt noch? Wäre es nicht an der Zeit, sich auf das 2020er Auto zu konzentrieren?
Das ist bereits geschehen. Die Arbeit im Windkanal wird zeigen, ob wir noch kleine Verbesserungen während der 2019er Saison bringen. Das ist noch nicht entschieden.
Der Kampf im Mittelfeld ist gewaltig, Toro Rosso auf Rang 5 im Konstrukteurs-Pokal hat nur 17 Punkte Vorsprung auf euch. Wieviel Boden könnt ihr in der zweiten Saisonhälfte gutmachen?
Da liegt noch alles drin, aber einfach wird es nicht, weil es schwierig ist, im Rennen das Beste aus unserem Wagen zu holen. Wir wollen noch ein paar gute Grands Prix zeigen, dann wird sich weisen, wo uns das hinführt. Es war jetzt gut, ein paar Wochen durchzuatmen und einen freien Kopf zu bekommen.
Wir stehen vor einem Lauf auf einer Traditionsrennstrecke, Spa-Francorchamps. Wir stehen aber auch vor einer Saison 2020, in welcher die Formel 1 nach Vietnam ausrücken wird. Was ist beim WM-Programm die richtige Balance zwischen alt und neu?
Wir haben ein paar echte Klassiker, wir haben einige Pisten, die ich als Halbklassiker bezeichne, also Strecken, auf welchen wir seit zehn, fünfzehn Jahren fahren, wir haben ganz neue Anlagen. Ich finde Neues immer interessant. Nehmen wir Zandvoort. Das ist zwar ein klassischer Kurs, aber wir waren sehr lange nicht mehr dort. Das wird spannend. Hanoi ist für alle Neuland. Ich finde: Die Mischung derzeit stimmt.
Wir werden 2020 wohl 22 Rennen haben. Wo liegt hier die Grenze?
Wir verhandeln darüber, ob wir den einen zusätzlichen Grand Prix durch weniger Tests abfedern. Aber wenn 2021 noch mehr Rennen hinzukommen sollten, dann werden wir anfangen müssen, mehr Personal einzustellen und ein Rotationsprinzip einzuführen.