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GP-Teambesitzer Gene Haas: «Dann hören wir auf»

Von Mathias Brunner
Gene Haas

Gene Haas

​Rennstallbesitzer Gene Haas schliesst nicht aus, dass sein Formel-1-Abenteuer zu Ende gehen könnte. Der US-Amerikaner nennt die Gründe für ein mögliches Scheitern seines Grand-Prix-Projekts.

Der Haas-Renner bleibt eine Wundertüte. Teamchef Günther Steiner sagt: «Wir wissen, dass wir grundsätzlich ein gutes Auto haben. Sonst wären gewisse Ergebnisse gar nicht möglich. Wie etwa Startplatz 5 von Kevin Magnussen auf dem Red Bull Ring. Aber wir kommen mit diesen Reifen einfach nicht klar. Wir haben ein ganz schmales Betriebsfenster, und wir tun uns schwer damit, dieses Fenster zu treffen und dann darin zu bleiben. Wenn wir es schaffen, fahren wir vorne im Mittelfeld mit. Wenn wir das nicht schaffen, rutschen wir auf den zweitletzten Platz ab.»

In der laufenden Weltmeisterschaft belegt das US-amerikanische Haas-Team tatsächlich den neunten Platz, nur Williams liegt noch dahinter. Aber der Anschluss ans Mittelfeld ist noch da: Die Haas-Fahrer haben 26 Punkte gesammelt, davon kommen Racing Point auf 31, Alfa Romeo-Sauber auf 32, Renault auf 39, Toro Rosso auf 43 – nur McLaren ist als Vierter mit 82 Zählern ausser Reichweite.

Die Abhängigkeit von den Reifen macht den Werkzeugmaschinenhersteller Gene Haas wütend. Der 66jährige Amerikaner lästert: «Das ist eine Thermometer-WM – wir veranstalten hier Spielchen mit Temperaturmessungen, statt einen Rennwagen einzusetzen. Unser Start in die Saison war miserabel. Der Speed im Abschlusstraining stimmt, wir sind schnell genug auf eine oder zwei Runden. Aber dann verlieren die Walzen Temperatur, und wenn das passiert und du die Pirelli nicht mehr ins richtige Betriebsfenster zurückbringst, dann bist zu verloren. Manchmal habe ich den Eindruck – es ist reine Glückssache, das korrekte Temperaturfenster zu treffen. Es wäre wirklich schön, wenn Pirelli Reifen bauen würde, die nicht ganz so temperatursensibel wären.»

Haas sagt: Auf die Dauer kann das so nicht weitergehen. Gegenüber den Kollegen von Autosport meint er: «Wenn die finanzielle Bürde zu gross wird, dann hören wir auf zu existieren. Unsere Bedenken für 2021 mit den neuen Autos: Wie viel kostet das? Jedes Mal, wenn es eine Änderung gibt, dann kostet das 20 Millionen, 30 oder 40 Millionen Dollar. Sie sagen immer, sie wollen Geld sparen, dennoch wird ständig etwas geändert, wie: ‘Machen wir es interessanter, lasst uns das Nachtanken zurückbringen.’»

Haas hat Bedenken, ob sein Team je in die Position kommt, in der Formel 1 ein Rennen zu gewinnen. Australien 2016 war der erste Grand Prix des US-amerikanischen Haas-Rennstalls. Rund zweieinhalb Jahre später kämpfte der Rennstall des Werkzeugmaschinenherstellers Gene Haas mit Renault um Rang 4 im Konstrukteurs-Pokal – Hut ab! Am Ende wurde Haas ausgezeichneter WM-Fünfter 2018.

Das Fernziel von Gene Haas: einen Formel-1-WM-Lauf gewinnen. Das letzte US-amerikanische Team, dem das gelungen ist, das waren die American Eagles von Dan Gurney, aber dazu müssen wir schon nach Belgien 1967 zurückblättern! Gene Haas weiss: So lange es in der Formel 1 nicht den Ausgleichsfaktor Budgetdeckel gibt, wird es kaum möglich sein, die Bastion der besten drei Rennställe zu knacken – Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing.

Haas spottet: «Manchmal geht mir durch den Kopf, dass wir eigentlich gar nicht in der Formel 1 antreten, sondern eher in der Formel 1,5. Es gibt Rennen, da sehe ich den Speed der besten drei Rennställe und denke: „Wow! Wie können wir um so viel langsamer sein? Was machen wir falsch?“»

«Ob ein Budgetdeckel hilft? Vielleicht dann, wenn die Top-Teams nicht mehr so viel in Forschung und Entwicklung stecken können. Wenn sich bei uns ein Spezialist um eine gewisse Aufgabe kümmert, dann tun das bei einem Top-Team fünf Leute. Ich persönlich finde es verwirrend, wenn sich fünf Menschen auf den gleichen Job stürzen, aber das scheint zu funktionieren. Aber im ganzen System Formel 1 stimmt etwas nicht, wenn wir eine Zweiklassengesellschaft haben.»

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