Neue Autos für 2021: Sitzungen bis ins Jahr 3000
Noch wird an den Formel-1-Autos der Zukunft gearbeitet, im Dreieck FIA, Formel-1-Führung und GP-Rennställe. Die Zeit drängt: Die Teams wollen endlich ein brauchbares Reglement sehen, um die Arbeit aufnehmen zu können. Das Ziel der Regelmacher punkto Rennwagen: Autos, mit welchen es leichter ist, dem Vordermann zu folgen. Das soll spannendere Rennen begünstigen.
Als Weg dafür wird Abtrieb über den Wagenkörper erzeugt, nicht vorrangig durch Front- und Heckflügel. Das freut den früheren Formel-1-Fahrer Stefan Johansson. Der 62jährige Schwede schreibt in seinem Renn-Blog: «Einige der Punkte, die ins Reglement 2021 einfliessen, sind genau das, was ich seit Jahren predige. Das ist auch nicht weiter erstaunlich, weil es sich hier nur um gesunden Menschenverstand handelt, das ist alles.»
«Was ich interessant finde: Formel-1-Grossaktionär Liberty Media hat ein kleines Experiment gewagt. Sie haben die zehn gegenwärtigen GP-Rennwagen virtuell alle weiss eingefärbt und dann die Frage gestellt: Wer kann die Autos auseinanderhalten? Wenig verblüffend, dass dies offenbar nur drei Leute konnten. Wenn also nicht mal die F1-eigenen Fachleute Autos voneinander unterscheiden können, wie sollen es dann die Fans können?»
Angestrebt wird ein Reglement, welches den Teams Spielraum schenken soll, damit die Autos wieder unterschiedlicher aussehen können. Aber einen Weg zurück wie zur Vielfalt in den 70er oder 80er Jahren ist verbaut: Der Windkanal wird auch bei der kommenden Rennwagengeneration die Form vorgeben.
Der frühere Ferrari- und McLaren-Pilot Johansson fährt fort: «Der Vorschlag sieht vernünftig aus, mehr Abtrieb durch Bodeneffekt zu erzeugen als durch Flügel. Aber eins wird bleiben: So lange wir Rennwagen haben, die vor allem durch ihre Aerodynamik so leistungsfähig sind, so lange begleitet uns auch das Problem der Luftverwirbelungen. Die ganzen Computermodelle, Windkanäle und was die Aerodynamiker sonst noch alles zur Verfügung haben, dies alles wird niemals komplett simulieren können, was auf der Rennstrecke passiert. Denn auf der Piste haben wir eben nicht Idealverhältnisse wie in ausgeklügelten Flussberechnungen oder im Windkanal, sondern die Wirklichkeit.»
«Daher behaupte ich: Wir brauchen weniger Betonung auf die Aerodynamik, wir benötigen mehr Haftung über die Reifen, wir brauchen mehr Leistung und weniger Gewicht. Dann sind wir schwupps wieder bei den heutigen Leistungswerten, aber ich garantiere besseren Sport und vor allem interessantere Autos, auch aus ästhetischer Sicht.»
Bis 15. September also soll das Reglement eingetütet sein. Stefan Johansson erlaubt sich Skepsis: «Also wenn sie darauf warten, dass alle mit dem Reglement einverstanden sind, dann können sie Sitzungen machen bis ins Jahr 3000 – nichts wird sich ändern, abgesehen von Details. Nein, es liegt am Autoverband und an den Rechtehaltern, mit einem Reglement aufzukreuzen, das für alle stimmt, nicht nur für die Top-Teams. Ein Reglement, das leicht zu kontrollieren und finanziell gerecht ist.»
«Sobald die Rennställe anfangen mitzureden, ist es unvermeidlich, dass ihre eigenen Interessen über das Wohl des Sports gestellt werden. Dann haben wir eine Patt-Situation, und am Ende kommen Regeln heraus, welche die Hersteller bei der Stange halten sollen. Rennställe und Hersteller kommen und gehen, mit Ausnahme von Ferrari. Umso wichtiger ist es, dass ein Reglement geschrieben wird, das von Bestand ist. Stabile Regeln sind die Grundlage einer erfolgreichen Rennserie.»