Günther Steiner zur Formel 1: «Der lebt in Traumwelt»
Günther Steiner
Das regt Formel-1-Fans seit Jahren auf: Ständig wird am Reglement herumgedoktert, oft nicht zum Besseren der Königsklasse, und wenn wir zwischendurch ein – zugegeben – stinklangweiliges Rennen haben wie Ende Juni der Grosse Preis von Frankreich, dann ist das Gejammer gross.
Ich finde das jeweils seltsam und frage: Was soll das? Kennen Sie einen Eishockey-Fan, der nach einem torlosen Drittel Sofortmassnahmen fordert? Welche Fussballanhänger plädieren nach einem 90minütigen Trauerkick ohne Torjubel, dass künftig nach zwanzig Minuten ein zweiter Ball ins Spiel gebracht wird, um die Action ein wenig aufzupeppen? Nein, von global populären Sportarten verfällt nur die Formel 1 ständig in Aktionismus. Dabei haben die jüngsten vier WM-Läufe auf dem Red Bull Ring, in Silverstone, auf dem Hockenheimring sowie auf dem Hungaroring gezeigt – dem angeblichen Notfallpatienten Formel 1 geht es bestens, danke der Nachfrage.
Auch Haas-Teamchef Günther Steiner findet es seltsam, wie sich die Formel-1-Führung immer wieder mit überstürzten Änderungen selber im Weg steht. Der Südtiroler in Ungarn: «Wir müssen uns dessen bewusst bleiben, dass die Formel 1 eine erstklassige Show zeigen kann. Wir hatten jetzt vier sehr gute Rennen, und es gibt Mittel und Wege, den Sport noch attraktiver zu machen – etwa, indem wir die Ausgangslage gerechter gestalten.»
«Doch eines muss auch klar sein: Vier spannende Rennen in Folge heissen nicht, dass nun alles in bester Ordnung ist. Wer das glaubt, der lebt in einer Traumwelt. Wir hatten vier tolle Grands Prix, aber es kann durchaus sein, dass die nächsten vier wenig unterhaltsam verlaufen, und dann geht das Wehklagen wieder von vorne los. Wir sind als Sport da oft etwas übereifrig.»
«Ich finde, wir sollten das grössere Bild im Auge behalten. Und das sieht so aus: Vier grandiose WM-Läufe sind prima, aber wir müssen es schaffen, dass wir zwanzig davon haben, darauf müssen wir hinarbeiten. Das grössere Bild bedeutet auch, dass wir als ausgleichenden Faktor endlich die Budget-Obergrenze einführen.»