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Stewart und seine Helen: Die heimtückische Krankheit

Von Andreas Reiners
Jackie Stewart und seine Helen

Jackie Stewart und seine Helen

Jackie Stewart feierte im Juni seinen 80. Geburtstag. Man musste ihn gar nicht fragen, was er sich zu seinem Ehrentag wünschte.

Man konnte sich denken, wie schnell er wahrscheinlich seine ganze Karriere eintauschen würde. Wenn es denn dadurch im Kampf gegen Demenz einen Durchbruch geben würde, denn daran leidet seine große Liebe Helen, die er 1962 heiratete, seit ein paar Jahren. Er setzt sich genauso lange für die Erforschung der Krankheit ein, gründete «Race Against Dementia».

«Das ist mein größter Kampf», sagte Stewart, der mit seiner Frau in der Schweiz lebt, eine Klinik ist direkt um die Ecke, seine Frau bekommt die bestmögliche Betreuung. Eine Heilung bleibt aber utopisch.

Genau das will Stewart ändern. «Das ist ein globales Problem. In den vergangenen 30 Jahren sind wir einer Antwort nicht wirklich nähergekommen», sagte er zum Stand der Forschung. Er sucht eigene Antworten, sammelte mit seiner Initiative bereits über 3,5 Millionen Dollar.

Er zieht dabei einen Vergleich zur Formel 1. «In den modernen Zeiten haben vier Leute den Sport tatsächlich verändert: Gordon Murray, Ross Brawn, John Barnard und Adrian Newey. Es hat nur vier Leute gebraucht, um das zu schaffen. Im Geschäftsleben waren es Bill Gates oder Steve Jobs. Man braucht nur andere Ideen, einen anderen Ansatz. Beim Wettlauf gegen Demenz ist es nicht anders.»

Im «Mirror» gab Stewart nun einen Einblick, wie tückisch und belastend diese Krankheit ist. Auch für ihn.

«Ich weiß, dass es einen Tag geben kann, an dem Helen sich nicht an mich erinnern kann, aber ich gebe ihr jeden Tag Küsse und Umarmungen und versuche, jeden Moment zu schätzen», sagte er: «Sie braucht Liebe, weil sie verloren ist. Ich lebe jetzt seit fünf Jahren mit Demenz und ich habe gesehen, wie sehr sich die Frau, die ich liebe, verändert hat.»

Keine Frage, und das können alle, die mit der Krankheit umgehen müssen, bestätigen: «Es ist eine grausame Krankheit für den Patienten, aber auch eine große Herausforderung für die Familien. Man lernt damit umzugehen - es gibt keine andere Option. Es ist eine Lernkurve.»

Das beginnt mit Kleinigkeiten. Worte oder Sätze, die man einfach so dahinsagt. Stewart: «Wie zum Beispiel: ‚Denk dran, ich habe es dir gesagt‘. Doch sie erinnert sich nicht daran, was du ihr gesagt hast, also musst du dir auf die Zunge beißen. Oder wenn jemand zu uns kommt und sie trifft, würde sie sich eine Stunde später nicht mehr an ihn erinnern. Manchmal weiß sie nicht, in welchem unserer Häuser sie sich befindet und fragt: ‚Sind wir in der Schweiz oder in England?‘ Aber die Wahrheit ist, dass wir derzeit kaum in England sind. Es sind alles Symptome der Krankheit.»

Aber es gibt sie auch, die guten Momente. «Es gibt immer noch Zeiten, in denen ich die alte Helen sehe. Hin und wieder strahlt sie nur. Sie kommt dann mit etwas, bei dem ich kaum glauben kann, dass sie sich daran erinnert. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn es passiert.»


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