Weltmeister Alan Jones: «Das finde ich ernüchternd»
Alan Jones mit Lewis Hamilton
Das Vorgehen des Autoverbands FIA ist immer gleich: Als Rennkommissare treten vier Experten an, einer aus dem Land, in welchem der jeweilige Grand Prix stattfindet, zwei aus anderen Nationen, dazu ein früherer Rennfahrer. In den letzten Jahren haben als FIA-Kommissare Derek Warwick, Tom Kristensen Emanuele Pirro, Mika Salo, Heinz-Harald Frentzen, Danny Sullivan oder Nigel Mansell gearbeitet – und Alan Jones. Doch der inzwischen 72jährige Australier, Formel-1-Weltmeister des Jahres 1980 mit Williams, hat keine Lust mehr.
Wie der zwölffache Grand-Prix-Sieger gegenüber der australischen Rennsportseite speedcafe sagt, ist ihm die Lust auf Formel 1 ein wenig vergangen: «Unterm Strich bin ich, wie soll ich es formulieren, ernüchtert davon, welche Richtung die Formel 1 einschlägt. Also denke ich ernsthaft darüber nach, meinen Posten als Kommissar zur Verfügung zu stellen. Mir gefällt Einiges nicht, was derzeit passiert. Und es wäre nicht ehrlich, die FIA zu kritisieren und gleichzeitig für sie zu arbeiten.»
Was Alan Jones quer im Halse steckenbleibt: «Wir haben ein Regelbuch, das unfassbar detailliert ist. Wir haben, sagen wir auf Seite 5, im dritten Abschnitt, auf Zeile 4 einen Paragraphen, der besagt, welche Strafe wir auszusprechen haben, wenn ein Batteriekabel abfällt. Ich hingegen finde, die Kommissare müssten einen gewissen Freiraum haben, um Strafen zu verhängen.»
Alan Jones war gar nicht begeistert darüber, dass Sebastian Vettel in Kanada eine Zeitstrafe erhielt, welche ihn gegen Lewis Hamilton den Sieg gekostet hat. «Wenn es um Szenen zwischen zwei Piloten geht, dann frage ich mich: Wieso haben wir einen früheren Rennfahrer unter den Kommissaren, wenn der nicht sagen kann – das war nun wirklich ein Rennzwischenfall! Wir sollten nicht nach einem Handbuch entscheiden müssen.»
Alan Jones gefällt auch nicht, dass ein Pilot bestraft wird, wenn sein Team versagt. «Wenn es ein mechanisches Problem gibt, dann sollte nicht der Fahrer darunter leiden und eine Strafe erhalten, sondern der Hersteller. Die Teams erhalten ihren Anteil am Preisgeldkuchen abhängig davon, wie viele Punkte sie einfahren. Also wieso ziehen wir ihnen nicht WM-Zähler ab, statt Fahrer zu strafen und zu versetzen? Sie sollten leiden, nicht die Piloten. Und schon gar nicht der Zuschauer, der ein Ticket bezahlt, um eine gute Show zu erleben.»