Mattia Binotto: Keine Angst vor Kontrollverlust
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto
In Sotschi beschwerte sich Charles Leclerc darüber, dass ihn sein Teamkollege Sebastian Vettel nach dem Platztausch beim Start nicht mit einem neuerlichen Positionswechsel revanchierte, während der Deutsche erklärte, er würde seinen Stallgefährten sehr wohl vorbeiziehen lassen, wenn dieser nah genug herankomme. Vettel, der beim Start den Windschatten nutzte und in Führung ging, zog nämlich gleich darauf davon und da Lewis Hamilton seinem Hintermann im Nacken sass, machte er auch keine Anstalten, auf den roten Renner in seinem Rückspiegel zu warten. Ferrari sorgte schliesslich durch die Boxenstopp-Strategie, dass der 21-Jährige aus Monte Carlo wieder vor dem vierfachen Weltmeister lag.
Leclerc, der rückblickend von einem Missverständnis sprach, fuhr dennoch nicht zum Sieg, denn ausgerechnet der Ausfall von Vettel sorgte dafür, dass Lewis Hamilton während der Safety-Car-Phase an die Box abbiegen und den obligaten Reifenwechsel mit wenig Zeitverlust absolvieren konnte. Leclerc musste sich letztlich mit dem dritten Platz hinter dem WM-Leader und dessen Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas begnügen.
In der darauffolgenden Woche setzte sich Teamchef Mattia Binotto mit seinen Schützlingen jeweils einzeln zusammen, um die Situation zu besprechen und dafür zu sorgen, dass der Haussegen in Maranello nicht mehr schief hängt. «Das war nicht das erste Mal, dass wir uns in Maranello unterhalten haben, das machen wir öfter», erklärte der Italiener, als er in Suzuka darauf angesprochen wurde.
«Sie waren beide im Werk um im Simulator zu sitzen und für andere Aktivitäten und ich denke, wir hatten positive, konstruktive, ehrliche, faire und transparente Diskussionen darüber. Ich denke, es war nichts wirklich Schlimmes, was in Sotschi passiert ist, aber es war sicherlich etwas, das wir ansprechen mussten, um die Situation zu verbessern. Wir haben die Gelegenheit ergriffen, unsere Lehren zu ziehen und werden versuchen, es in Zukunft besser zu machen», erzählte der 49-Jährige.
Trotzdem könne er nicht versprechen, dass sich eine solche Situation nicht wieder ergibt, betonte der Ferrari-Teamprinzipal. «Ich bin mir überhaupt nicht sicher, dass das wieder passieren wird, denn Beide verfolgen das individuelle Ziel, Siege einzufahren. Trotzdem ist es wichtig, dass wir nun Klarheit geschaffen haben», sagte er, und stellte auch gleich klar, dass er trotz der Rivalität seiner Fahrer keinen Kontrollverlust fürchte: «Ich denke nicht, dass das Risiko besteht, die Kontrolle zu verlieren, denn es gibt einen Unterschied zwischen der Situation, in der man die Fahrer nicht managt und der Situation, in der man es wenigstens versucht. Es gibt immer die Lösung, sie nicht zu mangen, und einige mögen diesen Weg gehen. Wir aber werden immer versuchen, die Situation im Wohle des Teams zu kontrollieren.»