Camilleri (Ferrari): Immer noch sauer auf Verstappen
Ferrari-CEO Louis Camilleri
In seinem fünften Formel-1-Jahr legte Max Verstappen einen reifen Auftritt hin. Der Red Bull Racing-Star holte im Honda-befeuerten RB15 drei GP-Siege und sechs weitere Podestplätze. Am Ende durfte er sich als WM-Dritter über seinen bisher stärksten Tabellenrang freuen. Der ebenso ehrgeizige wie flotte Niederländer lässt dennoch keinen Zweifel daran, dass noch mehr geht.
Entsprechend hoch im Kurs steht der Sohn von GP-Veteran Jos Verstappen bei den Rennställen. Ob Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff, McLaren-CEO Zak Brown oder Formel-1-Sportchef Ross Brawn: Viele Fahrerlager-Protagonisten und Red Bull Racing-Konkurrenten haben die Auftritte von Verstappen Junior schon gelobt.
Bei Ferrari steht der 22-Jährige allerdings nicht sehr hoch im Kurs und das hat mit seinen Aussagen zu tun, die er zu Beginn des vergangenen Monats gemacht hatte. Angesichts der ausbleibenden Ferrari-Power in Austin hatte er gestichelt: «Das passiert eben, wenn man nicht mehr trickst.» Damit spielte er auf die von der FIA nie bestätigte Unterstellung an, dass Ferrari möglicherweise bei der Benzinversorgung eine Lücke im Reglement gefunden hatte, um in bestimmten Situationen mehr Leistung zu erzeugen.
Vor dem Wochenende in Texas hatte der Automobilweltverband die technische Direktive 35/19 veröffentlicht, in der einige Präzisierungen zu diesem Thema festgehalten wurden. Doch Ferrari-Teamchef Mattia Binotto konnte die fehlende Ferrari-Leistung in Amerika erklären. «Seb hatte gute Chancen, die Pole zu erringen, es hat nicht viel gefehlt. Charles verlor das dritte Training, wir mussten einen anderen Motor einbauen, der weniger Leistung abgab. Wir hätten also durchaus auf dem üblichen Niveau fahren können. Im Rennen waren wir schwach, aber das lag nicht am Speed auf den Geraden, sondern am Reifen-Management.»
Beim darauffolgenden Wochenende in Brasilien trat Ferrari auch wieder in alter Stärke auf. Doch die spitze Bemerkung von Verstappen ist den Team-Verantwortlichen in Maranello in Erinnerung geblieben. So erklärte Ferrari-CEO Louis Camilleri beim traditionellen Medien-Lunch in Maranello: «Aufsehenerregende Äusserungen bringen einen im Allgemeinen nicht sehr weit.» Deshalb wolle er dem Rennfahrer-Talent keine Aufmerksamkeit schenken, stellte der 64-Jährige gegenüber italienischen Medien klar. «Manchmal ist Schweigen wirkungsvoller. Das ist mein Standpunkt.»