Lewis Hamilton über MotoGP: Knochen gebrochen
Der Renngefährt-Tausch von Lewis Hamilton und Valentino Rossi ist in aller Munde: Der 34jährige Engländer setzte sich auf die MotoGP-Maschine des Typs Yamaha YZR-M1 von 2019, der 40jährige Italiener in den Mercedes-AMG F1 W08 EQ Power+, mit dem Lewis 2017 seinen vierten WM-Titel sichergestellt hatte.
Immer wieder ist Formel-1-Champion Hamilton mit einem Bike ausgerückt. Im Dezember 2018 hat er sich Superbike-Testfahrten gegönnt, zusammen mit Alex Lowes und Michael van der Mark in Jerez (Andalusien). Der fünffache Weltmeister Hamilton sass dabei auf einer pechschwarzen Yamaha YZF-R1, setzte sich zwischendurch mal unfreiwillig ab, was glimpflich verlief, und war Feuer und Flamme. «Ich würde nur zu gerne Motorradrennen bestreiten. Aber diese Jungs fahren auf einem anderen Niveau, also beschränke ich mich darauf, solche Maschinen zu fahren und ein wenig die eigenen Grenzen zu erkunden. Mein Herz schlägt derzeit dafür, mit dem Motorrad auf die Rennstrecke zu gehen. Das hat meinen Respekt für die Zweirad-Asse weiter vertieft.»
Auf Instagram stellte Hamilton Fotos seiner Zweiradkünste und fragte dazu: «Wie findet ihr meine Schräglage?» Tausende von Fans reagieren darauf, aber nicht nur Fans. So antwortete der siebenfache Weltmeister Marc Márquez: «Mit einer Honda wäre die Schräglage noch viel eindrucksvoller, Kumpel, aber ich bin sehr glücklich, dich auf dem Motorrad zu sehen.»
Max Biaggi schrieb: «Nicht übel, Lewis. Du solltest öfter mit dem Bike auf die Rennstrecke gehen, aber auf einer anderen Bahn fahren. Ruf mich an!» Und Jorge Lorenzo fragte: «Rundenzeiten?» Hamilton trocken zurück: «Nicht schnell genug.»
Yamaha-Fahrer Michael van der Mark damals: «Lewis war zuvor schon zwei Tage lang gefahren, und langsam machte sich das Team etwas Sorgen wegen seines Tempos. Um genau zu sein, machte sein Speed Angst. Wir müssten ihn dazu ermahnen, etwas weniger schnell zu fahren. Er war sauschnell, aber sein Stil war wenig geschliffen. Es mangelte nicht an Schräglage, aber das Team fand, jetzt sei es ein wenig Zeit für professionelle Hilfe.»
«Am ersten Tag war ich mit Lewis alleine, am zweiten stiess mein Stallgefährte Alex Lowes hinzu. Am ersten Tag versuchte ich nur, ihn langsamer zu machen! Ich musste ihn einbremsen, denn der Kerl hat überhaupt keine Angst und versuchte, gewisse Kurven so schnell zu fahren wie mit den Rennwagen. Am zweiten Tag haben wir sehr viel am Fahrstil gearbeitet.»
«Er ist absolut furchtlos und hat null Selbstzweifel. Er ist ein Naturtalent. Er war am Ende ungefähr sieben Sekunden langsamer als wir. Das ist schneller als die meisten Gelegenheitsfahrer. Der Kerl weiss, wie man Motorrad fährt. Schwer abzuschätzen, um wie viel schneller er noch fahren könnte.»
Hamilton ist voller Ehrfurcht über die Zweirad-Artistein aus der MotoGP und der Superbike-WM und hat zu den Rennfahrerkollegen mal festgehalten: «Was die machen, ist viel härter als Formel 1. Das Tempo, das diese Jungs haben, ist einfach irre.»
An den Formel-1-Pisten hat Hamilton wiederholt über die Faszination Motorrad gesprochen: «Wenn ich mehr Zeit dazu hätte, dann sässe ich auf dem Bike und würde irgendwo testen.»
Seine Qualitäten als Motorradsportler hat der sechsfache Formel-1-Champion so umrissen: «Ich bin nicht unheimlich schnell, aber ich bin auch nicht total schlecht. Ich muss wahrscheinlich einfach weiter trainieren.»
«Ich verfolge MotoGP regelmässig, ich unterbreche dafür sogar meine Sitzungen mit den Technikern, damit ich das Qualifying anschauen kann. Ich bewundere diese Fahrer sehr und was sie auf ihren Bikes leisten.»
«Als ich fünf Jahre alt war, wollte ich Formel-1-Fahrer werden, aber ich wollte eben auch ein Motorrad haben. Mein Vater sagte damals: ‘Zu gefährlich, unmöglich!’ Und er kaufte mir stattdessen ein Kart. Ich wollte trotzdem immer Motorrad fahren. Diese Leidenschaft habe ich nie verloren.»
Als 2018 die MotoGP-Stars Marc Márquez und Dani Pedros auf dem Red Bull Ring mit einem Formel-1-Renner ausrückten, meinte Hamilton: «Wenn ich mir ihr Bike schnappen würde, hätte ihn wohl schnell einen Knochen gebrochen, mindestens einer, aber das würde genügen, um eine Weile weg vom Fenster zu sein.»