Mattia Binotto (Ferrari): Hamilton erhältlich? Prima!
Seit Jahren guckt sich Lewis Hamilton an, was Ferrari so macht
Lewis Hamilton und Ferrari, das kommt mir hin und wieder vor wie Zwei, die beide in festen Beziehungen stecken, sich jedoch aus der Ferne anschmachten und bisweilen darüber nachdenken, was wäre wenn. Fast in jeder Medienrunde mit dem Engländer und italienischen Journalisten kommt früher oder später unweigerlich die Rede auf Ferrari, und ich erinnere mich gerne daran, wie sich der Engländer vor ein paar Jahren diesen Scherz erlaubt hat: «Ferrari? Ich rufe immer wieder mal dort an.»
Den Kollegen aus dem Süden blieb fast das Herz stehen, sie witterten eine Sensation, einige zückten schon das Handy, um die Redaktion von einer kommenden Hammermeldung zu informieren. Aber falscher Alarm, denn Lewis legte sofort nach: «Aber nur deshalb, weil mir ihre Strassenautos gefallen. Nein, ich fühle mich bei Mercedes pudelwohl und will für kein anderes Team fahren. Jeder weiss, wie ich Ayrton Senna bewundere – und der ist ein Idol geworden, auch ohne dass er je für Ferrari gefahren ist.»
Jacques Villeneuve, 1997 mit Williams selber Weltmeister geworden, sagte in Austin bei der italienischen Sky: «Lewis jagt alle Rekorde, und er hat gute Chancen, die meisten davon zu knacken. Ferrari wäre zu all dem die Krönung. Ich vermute schwer, dass er darüber nachdenkt.»
Was meint eigentlich Ferrari-Teamchef Mattia Binotto? In Abu Dhabi meint der Italiener: «Lewis ist für 2021 erhältlich? Prima! Lewis ist mit Sicherheit ein herausragender Fahrer. Aber es ist für uns zu früh, um da Entscheidungen zu treffen. Wir sind zufrieden mit unseren heutigen Piloten. Gleichwohl wird es im kommenden Jahr eine Phase geben, in welcher wir Verhandlungen aufnehmen.»
Die Frage bleibt: Verhandlungen mit wem?
Was sicher ist: Charles Leclerc ist bis Ende 2022 an Ferrari gebunden. Kommt hier keine vorzeitige Trennung, ist dieser Platz also gesetzt.
Das Abkommen mit Sebastian Vettel läuft Ende 2020 aus. Ob er sich darüber hinaus den aufmüpfigen Leclerc antun will, muss der Heppenheimer selber entscheiden.
Aber selbst wenn Vettel auf Ende 2020 adieu sagt, ist es überhaupt nicht gesagt, dass Hamilton automatisch sein Nachfolger würde. Denn ob Hamilton im Ferrari sitzt, hängt vorrangig von Lewis selber ab.
Der Engländer hat erklärt, er habe Lust auf die Formel 1 anno 2021, mit dieser neuen Fahrzeuggeneration. Er fühlt sich auch jung genug, den kommenden Champions wie Verstappen und Leclec die Stirn zu bieten. Aber Lewis weiss ganz genau, was er bei Mercedes hat, ihn verbindet ein starkes Band mit Teamchef Toto Wolff.
Ferrari-Magie hin, Fahrergehalt her: Für Hamilton wird es unterm Strich nur um technische Garantien gehen. Mercedes bedeutet für ihn Sicherheit, Ferrari steht für Risiko.