Pirelli-Reifen 2020: Wieso die Teams stinksauer sind
Sergio Pérez in Austin mit den 2020er Reifen von Pirelli
Wie üblich werden wir nach dem WM-Abschluss auf dem Yas Marina Circuit einen zweitägigen Reifentest haben. Ungewöhnlich ist in diesem Jahr: Die zehn Rennställe wissen nicht, ob diese Reifen im kommenden Jahr überhaupt verwendet werden! Die Teams sind stinksauer.
Die geplanten Konstruktionen und Mischungen für 2020 wurden im ersten freien Training zum USA-GP in Austin ausprobiert und von den Piloten als null Fortschritt bezeichnet, um es höflich auszudrücken. Pirelli-Rennchef Mario Isola verteidigte sich mit dem Argument, dass es in Texas verhältnismässig kalt gewesen sei, das habe das Verhalten der neuen Reifen beeinträchtigt. Die Fahrer, so der Mailänder, sollten doch bitteschön den Test in Abu Dhabi abwarten.
Aber Abwarten ist nicht eben eine Stärke von Fahrern und Teams. Normalerweise werden die neuen Reifen für die folgende Saison am 1. September definiert. Wieso die Rennställe so verärgert sind: Die 2020er Reifen weisen eine anders geformte Reifenschulter auf. Das beeinflusst wesentlich, wie der Unterboden angeströmt wird. Sollte der zweite Test mit den neuen Reifen so verlaufen wie in Texas, ist der Weg offen, im kommenden Jahr mit 2019er Reifen zu fahren – allerdings müssten die Fahrzeuge dann punkto Aerodynamik angepasst werden.
Racing Point-Teamchef Otmar Szafnauer: «Die Top-Teams haben ganz andere Ressourcen, um auf eine solche Änderung zu reagieren. Es gibt ja einen Grund, warum wir eine Frist vom 1. September eingeführt haben. Ich verstehe das nicht. Die Formel-1-Führung will, dass das Feld zusammenrückt. Dann kommt so etwas, das zieht das Feld doch eher auseinander. Wir haben ja noch nicht einmal Windkanalreifen für die 2020er Form erhalten!»
Alfa Romeo-Sauber-Teamchef Fred Vasseur: «Ich mache mir Soren. Die Form der Reifen ist anders. Im Moment bereiten wir uns so vor, dass die 2020er Reifen auch wirklich kommen. Aber wir brauchen jetzt dann endlich eine Antwort.»
Mercedes-Technikchef James Allison: «Das alles ist nichts weniger als ein Ärgernis. Wir haben noch nie so lange auf die endgültige Form warten müssen, und klar ist das wichtig für die Aerodynamik. Aber die Aufgabe ist für alle die gleiche.»
Haas-Teamchef Günther Steiner: «Es ist richtig, bis nach dem Abu Dhabi-Test zu warten. Die Verhältnisse von Austin liessen keine korrekten Schlüsse zu. In der kommenden Woche werden wir schlauer sein, wenn die Temperaturen höher sind als damals in Texas. Auch die Reifendrücke waren nicht ideal. Erst nach den Probefahrten hier können wir eine fundierte Antwort darauf geben, ob wir mit den 2020er Walzen antreten sollen oder bei den 2019er Reifen bleiben.»