Ferrari-Teamchef: So sind Vettel und Leclerc wirklich
Mattia Binotto mit Charles Leclerc und Sebastian Vettel
Am Donnerstag, 28. November, werden sich die Ferrari-Piloten Charles Leclerc und Sebastian Vettel den Fragen der Journalisten stellen, im Fahrerlager des Yas Marina Circuit von Abu Dhabi. Viele Berichterstatter erwarten ein rapides Fallen der Raumtemperatur, wenn die beiden den Konferenzsaal betreten werden. Nicht erst seit ihrer unrühmlichen Kollision in Interlagos, so glauben auch viele Tifosi, kommen die beiden so gut aus wie Hund und Katz.
Aber Ferrari-Teamchef Mattia Binotto erlebt die beiden Alpha-Tiere ganz anders, wie er in einer Frage- und Antwortrunde auf dem eigenen Instagram-Kanal der Scuderia erzählt. «Die Wahrheit sieht vielmehr so aus, dass die beiden prima miteinander auskommen, sie haben eine gute und harmonische Beziehung, also ganz anders als all das, was ihr lest und hört.»
«Die Leute könnten glauben, dass sie sich an der Strecke in ständigem Konflikt befinden, aber das stimmt nicht. Ich weiss noch: Nach der Kontroverse um die Startabsprache in Russland waren wir alle zusammen in Japan in einem Restaurant und haben uns prächtig amüsiert. Sie haben sich gut gelaunt die Handys stibitzt, um zu sehen, was der Andere für Fotos gespeichert hat. Sie sind gerne zusammen.»
Das ist ein wenig schwer zu glauben, wenn wir an die Vorkommnisse in dieser Saison denken: Stallorder gegen einen aufmüpfigen Leclerc im ersten Teil der Saison, dessen Weigerung in Monza, Vettel zu helfen, was zur Quali-Face führte, als eine ganze Anzahl Piloten die Ziellinie zu spät kreuzte, um noch eine schnelle Runde zu beginnen. Dann Vettels Sieg durch bessere Rennstrategie in Singapur, der Schlamassel in Soschi, als Ferrari das Vorgehen nach dem Start verkopfte, schliesslich der Crash in Brasilien.
Und da will man uns allen Ernstes weismachen, das seien «zwei gute Mannschaftsspieler», wie es Binotto im Video sagt? Mattia weiter: «Teamgeist ist ganz wichtig, um aus jedem das Beste zu holen. Wenn überhaupt, dann ist das Zusammengehörigkeitsgefühl bei Ferrari in diesem Jahr noch ausgeprägter geworden, und das wird sich 2020 auszahlen.»
Immerhin gibt Binotto aber auch zu: «Wir haben uns nach Brasilien zusammengesetzt und geredet, zuerst gleich nach dem Rennen und dann nochmals in Maranello. Ich glaube, sie haben verstanden – was da in Interlagos passiert ist, das ist nicht akzeptabel. Aber wir müssen auch vorwärtsblicken.»