Mattia Binotto (Ferrari): Antworten unvollständig
Mattia Binotto mit Charles Leclerc und Sebastian Vettel
Wenn ein Rennstall aus neun Pole-Positions in einer Saison nur drei Siege macht, dann ist das immer ungenügend, WM-Kampf ungeachtet. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto ist der Überzeugung: «Ich glaube, wir haben diese WM im vergangenen Jahr verloren, als wir diesen Rennwagen entwarfen. Unterm Strich kann das keiner schönreden – wir waren zum Saisonbeginn nicht anhaltend konkurrenzfähig. Und das hatte Gründe. Also war unser Projekt einfach nicht gut genug.»
Der Motor war zweifellos kraftvoll genug, der Wagen von Sebastian Vettel und Charles Leclerc war auch windschlüpfig, aber es mangelte den grössten Teil der Saison über an Abtrieb. Auf den schnellen Kursen von Spa-Francorchamps und Monza liess sich das kaschieren, ein Durchbruch gelang erst zum Singapur-GP hin.
Binotto weiter: «Es war eine sehr intensive Saison, wir haben umstrukturiert. Dazwischen haben wir versucht, den Wagen schneller zu machen, und gewisse Fortschritte waren offensichtlich. Wir kennen unsere Schwachstellen gemessen an den Autos der Konkurrenz, und wir werden alles Menschenmögliche tun, um die aus der Welt zu schaffen. Wir stehen vereint, wir sind konzentriert, wir arbeiten unermüdlich und gut, wir sind bis in die Haarspitzen motiviert. Wo uns das alles mit dem kommenden Wagen 2020 hinbringt, weiss noch keiner.»
Der in Lausanne geborene Italiener bleibt davon überzeugt, dass nur wenig fehlt, damit Ferrari den Titel erobern kann. Binotto ist der Erste, der zugibt, dass 2019 zu viele Fehler gemacht wurden – beim Fahrzeugkonzept, bei der Standfestigkeit und in Sachen Rennstrategie. «Aber jeder Fehler ist auch eine Gelegenheit, etwas zu lernen. Ich finde nicht, dass es bei uns grosse Veränderungen braucht. Ich sehe Ferrari noch immer als junges Team, das alles ist eine Sache der Erfahrung.»
Aber wieso ist gemäss Binotto das Sommerhoch von Ferrari verpufft? «Wir sollten nicht vergessen, dass Red Bull Racing stärker geworden ist und Mercedes ein Aero-Entwicklungspaket nach Japan brachte. Was das WM-Finale von Abu Dhabi angeht, so hat unser Auto noch nie zu dieser Bahn gepasst. Doch wir müssen generell analysieren, wieso wir uns teilweise mit dem Reifen-Management schwerer getan haben als die Konkurrenz. Wir müssen herausfinden, wieso wir in gewissen Rennen zu Beginn auf frischen Reifen gut sind, dann aber an Tempo verlieren, und auf anderen Strecken ist es genau umgekehrt. Da gibt es sehr viel unter die Lupe zu nehmen, und auf einige dieser Fragen haben wir noch nicht alle Antworten.»