Kimi Räikkönen: «Wohl falsch, in Australien zu sein»
Kimi Räikkönen im Fahrerlager des Albert Park Circuit
Moderne Formel-1-Fahrer sind nicht nur Meister des schnellen Strichs um die schwierigsten Pistenkurven der Welt, sie haben sich längst das Rüstzeug von Diplomaten zugelegt. Heikle Themen werden in der Regel mit politisch korrekten Floskeln umgangen. Aber beim Thema Coronavirus reden die Weltmeister im Albert-Park von Melbourne Klartext. Das Thema ist einfach zu ernst, um etwas schönzureden.
Lewis Hamilton stellte fest: «Die ganze Welt reagiert auf den Coronavirus, vielleicht ein wenig spät. Ich höre, dass Donald Trump die US-amerikanische Grenze dicht gemacht hat für Europäer. Ich weiss nicht, wieso wir mit diesem Rennen weitermachen.»
Sebastian Vettel hat gesagt: «Die Situation ist derzeit undurchschaubar. Viele Sportanlässe werden abgesagt, da fragt man sich schon, wo wir mit der Formel 1 stehen. Lewis hat völlig Recht, wenn er thematisiert, wieso wir eigentlich hier sind. Ich weiss nicht, was wir machen werden, wenn wir die ersten Erkrankten aus dem Formel-1-Fahrerlager haben. Ich hoffe, es kommt nicht so weit, dass wir schwere Fälle oder gar Tote zu beklagen haben. Das wäre dann wirklich der Punkt, an dem wir die Handbremse ziehen müssen.»
Auch Kimi Räikkönen nimmt kein Blatt vor den Mund. Der finnische Formel-1-Weltmeister von 2007 sagt zur Pandemie Coronavirus und zum Saisonbeginn in Melbourne: «Wie sich die Situation entwickelt hat, das hat nichts mit uns zu tun. Ich weiss nicht, ob es das Richtige ist, hier in Australien zu sein – wohl nicht. Aber die Entscheidung darüber liegt nicht bei uns. Wenn die zehn Rennställe das Sagen hätten, dann wären wir vermutlich alle nicht hier.»
Die Fahrer meiden Kontakt zu den Fans in Melbourne. Kimi sagt: «Auch ich versuche, das Risiko so gering als möglich zu halten. Es geht nicht nur um den Schutz der Fahrer, es geht um den Schutz aller Menschen. Ich höre, dass vielleicht die ersten Mitglieder des Formel-1-Zirkus erkrankt sind. Ich weiss nicht, ob das stimmt. Jetzt schauen wir mal, wie es weitergeht.»
Vielleicht bringt es Lewis Hamilton am besten auf den Punkt. Auf die Frage, wieso eine Veranstaltung fortgeführt wird, wo es doch die ersten Coronavirus-Verdachtsfälle gebe, meint der Engländer: «Geld regiert die Welt.»