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Beatmungsgeräte dank Formel 1: Auch Mercedes hilft

Von Mathias Brunner
​Die sieben in England angesiedelten GP-Rennställe haben sich dazu verpflichtet, Beatmungsgeräte zu bauen, im Rahmen des «Project Pitlane». Wie bei Red Bull Racing wird auch bei Mercedes produziert.

SARS-CoV-2 breitet sich in Grossbritannien weiter erschreckend schnell aus: 19.522 Covid-19-Erkrankte, 1228 Todesfälle. Das Gesundheitssystem wird kollabieren, wenn die Zahl der Kranken weiter so schnell steigt. Dann werden die Briten Verhältnisse haben wie Spanien und Italien.

Die sieben in England beheimateten Rennställe wollen helfen. «Project Pitlane» von Red Bull Racing, Haas, Racing Point, Renault, McLaren, Mercedes und Williams haben sich verpflichtet, ihren Beitrag zu leisten – in Form von technischer Hilfe. Dies nach einem Aufruf der Regierung an High-Tech-Unternehmen im ganzen Land.

Red Bull-Chefberater Dr. Helmut Marko hat im ORF-Interview erklärt: «Im Red Bull Racing-Werk werden bereits Beatmungsgeräte angefertigt. Das ist das grosse Plus der Formel 1 – dass man in kürzester Zeit auf grösste technologischen Herausforderungen reagieren kann und auch bei der Produktion das nötige Tempo hat. Wir befinden uns zwar seit dem vergangenen Freitag in der sogenannten vorgezogenen Sommerpause, aber die Produktion jener Teile, die für die britische Regierung angefertigt werden, läuft während der Pause weiter.»

Auch Mercedes-Ingenieure haben beim Design eines neuen Beatmungsgeräts geholfen, das nun von der nationalen Gesundheitsbehörde (NHS) bewilligt worden ist. Techniker von «Mercedes-AMG High Performance Powertrain» in Brixworth, wo üblicherweise die Formel-1-Motoren von Mercedes gebaut werden, haben zusammen mit Mechanikingenieuren der College-Uni von London (UCL) an so genannten CPAP-Beatmungsgeräten gearbeitet (steht für: continuous positive airway pressure). Mit dieser Form der Zwangsbeatmung sind in Italien und China gute Ergebnisse erzielt worden. Gemäss UCL konnte durch den Einsatz von CPAP-Geräten bei jedem zweiten Patienten verhindert werden, dass er intubiert und auf die Intensivstation verlegt werden muss.

Das Problem in Grossbritannien: Es gibt viel zu wenige CPAP-Geräte. Mercedes erklärt, dass vom ersten Treffen mit Vertretern der Uniklinik bis zum ersten gebauten Gerät ganze 100 Stunden vergingen. Inzwischen hat die NHS das Design abgesegnet, so dass die Produktion aufgenommen werden kann. Die ersten 100 Stück befinden sich im UCL im klinischen Testeinsatz, dann soll eine flächendeckende Verteilung in Krankenhäusern des ganzen Landes beginnen. Mercedes glaubt, dass bei ihnen rund 300 Stück am Tag hergestellt werden können.

Mercedes-Motorenchef Andy Cowell: «Die Formel-1-Gemeinde hat auf den Aufruf der Regierung eindrucksvoll schnell reagiert. Wir haben unsere Ressourcen in den Dienst von UCL gestellt, um so schnell es geht dieses CPAP-Projekt zum Laufen zu bringen.»

Professor Tim Baker von der Mechanikingenieurs-Abteilung von UCL sagt: «Wir sind sehr dankbar, dass wir den üblichen Entwicklungsvorlauf von Jahren auf einige Tage verringern konnten. Wir haben Tag und Nacht gearbeitet, um eine schnelle Lösung zu finden, Computer-Simulationen haben uns sehr geholfen. Es ist ein Privileg, auf die technischen Möglichkeiten eines Grand-Prix-Rennstalls zurückgreifen zu können.»

Die britische Regeriung hat bei zahlreichen Firman insgesamt 10.000 Beatmungsgeräte bestellt. Im ganzen Land gibt es lediglich 8000, und Experten gehen davon aus – wenn die Zahl der Kranken weiter so schnell steigt, werden mindestens 30.000 Geräte benötigt.

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