Renault: Daniel Ricciardo akzeptiert Lohnkürzung
Daniel Ricciardo und Cyril Abiteboul
Bis Ende Mai geht bei Renault wenig. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie hat Teamchef Cyril Abiteboul den grössten Teil der Belegschaft beurlaubt, das gilt fürs Chassis-Werk in Enstone und für die Motorenabteilung in Viry-Châtillon. Diese Massnahmen könnten verlängert werden, denn die jüngsten Zahlen aus der Coronakrise aus Grossbritannien und Frankreich sind fürchterlich: 12.107 Tote bei den Briten, 15.729 bei den Franzosen.
Abiteboul sagt: «Die sehr schwierigen menschlichen und gesundheitlichen Bedingungen, die wir nun erleben, und die strenge Abriegelung in Frankreich und England sowie in den meisten Ländern, die Grands Prix ausrichten, erlauben es uns noch nicht, die Auswirkungen auf unseren Sport zu ermessen. Wir müssen daher alle uns zur Verfügung stehenden Massnahmen ergreifen, um diese lange Zeit der Unsicherheit und Untätigkeit so gut wie möglich zu überstehen und gleichzeitig das gesamte Team zu schützen, das wir in den letzten vier Jahren aufgebaut haben.»
Die Coronakrise kommt für Renault im wirtschaftlich ungünstigsten Moment. Der französische Autohersteller kämpfte schon zuvor mit Verlusten. Interims-Chefin Clotilde Delbos lässt sich alle Optionen offen, auch den Formel-1-Ausstieg. Delbos arbeitet als Interims-Chefin von Renault, nachdem sich der französische Autohersteller überraschend von CEO Thierry Bolloré getrennt hatte. Clotide Delbos kämpft mit dem gleichen Problem wie zuvor Bolloré – mit einem enttäuschenden Geschäftsergebnis.
Was das aufwändige Formel-1-Engagement angeht, so sagte Clotilde Delbos: «Wenn wir uns die Zahlen betrachten, dann muss alles auf den Tisch kommen. Es ist zu früh, um zu sagen, welche Richtung wir einschlagen werden. Wir haben bereits einige Ideen zu Papier gebracht, aber bis die präsentierfähig sind, wird es noch Monate dauern.»
In französischen Zeitungen wird darüber spekuliert, dass Delbos nicht davor zurückschrecken würde, dem Formel-1-Programm den Stecker zu ziehen. Zumal Star-Fahrer Daniel Ricciardo angeblich 25 Millionen Dollar pro Jahr verdient. Nun sagt der 42jährige Pariser Abiteboul gegenüber den Kollegen der L’Équipe: «Wir haben diese Diskussion bereits geführt. Daniel hat sich bereit erklärt, auf einen Teil seines Gehalts zu verzichten. Wir müssen die ganzen Details noch klären. Aber insgesamt habe ich keine Furcht, dass diese ganze Geschichte das Formel-1-Programm destabilisiert.»
Die Zwangspause in der Formel 1 beeinträchtigt auch die Verhandlungen mit dem siebenfachen GP-Sieger aus Australien, was seine Zukunft angeht – denn der Vertrag zwischen Ricciardo und Renault läuft Ende 2020 aus. Abiteboul sagt: «Normalerweise hätten wir längst begonnen, an dieser Frage zu arbeiten. Wir hätten uns die Leistungen von Daniel in den ersten Rennen angeschaut und dann Gespräche aufgenommen. Aber nun hat sich kein Rad gedreht. Wir sind im Blindflug, sollten aber planen. Wir müssen zu einer Entscheidung gelangen, ohne ein Rennen gefahren zu haben.»
Auf die Frage, ob es ein Problem wäre, würde Ricciardo das Team verlassen, meint der Teamchef: «Nein. Es wäre dann ein Problem, wenn wir es nicht kommen sehen würden. Daher führen wir auch anderswo Gespräche und dazu haben wir unser Nachwuchsfahrerprogramm.»