Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Zukunft der Formel 1: Die Situation ist kritisch

Von Mathias Brunner
​McLaren-Teamchef Andreas Seidl schwankt zwischen Hoffen und Bangen, was die Zukunft der Königsklasse angeht: «Jeder hat inzwischen verstanden, wie kritisch die Situation ist.»

Im ersten Teil eines Gruppengesprächs mit McLaren-Teamchef Andreas Seidl hat der 44jährig Passauer über den englischen Traditionsrennstall in der Coronakrise gesprochen und festgehalten: «McLaren wird die Coronakrise überleben.»

«McLaren wird auch 2021 am Start sein. Es ist kein Geheimnis, dass die finanzielle Situation angespannt ist. Weil unser Preisgeld zum grössten Teil davon abhängt, dass wir Rennen fahren. Aber mit den ganzen im Team getroffenen Massnahmen, also Kurzarbeit, Lohnkürzungen, Verlängerung des Lockdowns im Werk, haben wir alles getan um sicherzustellen, dass wir das Team schützen und durch die Krise kommen.»

«Natürlich gibt es Unsicherheit. Denn keiner kann heute sagen, wie viele Rennen wir 2020 noch fahren können. Und davon hängt nun mal ab, wie hoch unsere Einkünfte sind. Grundsätzlich lautet der Grundsatz – jedes Rennen, das wir fahren können, ist gut für uns.»

Aber auch der Niederbayer schwankt zwischen Hoffen und Bangen, was die Zukunft der Formel 1 angeht. FIA-Präsident Jean Todt hat gesagt: Die Rennställe müssen sich auf eine Reihe vieler Rennen in kurzer Folge im Herbst einstellen. Was würde das für ein Team wie McLaren bedeuten? Andreas Seidl: «Grundsätzlich kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Formel 1 an drei, auch an vier Wochenende unmittelbar hintereinander fährt, wohlwissend, dass dies eine extreme Belastung für unsere Mitarbeiter wäre.»

«Aber jeder hat inzwischen verstanden, wie kritisch die Situation ist. Jedem in der Belegschaft muss klar sein – wenn sich die Chance bietet, wieder Rennen zu veranstalten, dann müssen wir so viele Grands Prix als möglich fahren, um den finanziellen Schaden für die Teams möglichst gering zu halten. Von daher glaube ich, dass wir uns da durchbeissen, auch wenn das Programm vielleicht sehr anspruchsvoll werden könnte.»

Im Formel-1-Reglement ist festgehalten: Eine Weltmeisterschaft muss aus mindestens acht Rennen bestehen. Aber Seidl will einen eventuellen späten Saisonbeginn 2020 nicht an einer Zahl aufhängen: «Was die Anzahl Läufe angeht, so sage ich einfach – so viele wie möglich, damit wir Einkünfte für die Teams generieren können.»

«Wann das alles passieren kann? Da spielen verschiedene Faktoren mit hinein. Es müsste möglich sein, in unseren Heimatländern aus- und auch wieder einreisen zu dürfen. Dann müssen in den Ländern mit Grands Prix solche Veranstaltungen überhaupt wieder erlaubt sein. Es stellt sich die Frage, wie wir in solche Länder hineinkommen sollen. Im Zentrum muss die Sicherheit und die Gesundheit der Menschen stehen. Die ist nur dann gegeben, wenn die Regierungen solche Anlässe erlauben.»

«Bei den Veranstaltern stellen sich die Fragen: Welcher Zeitpunkt ist für einen neuen Termin sinnvoll? Macht eine spätere Austragung, zumal ohne Fans, überhaupt Sinn?»

«Ich finde es auch wichtig, dass eine gewisse Akzeptanz da ist. Wir können doch nicht mit unserem Zirkus und, sagen wir 1000 Leuten um die Welt ziehen, unter strengsten Sicherheitsmassnahmen, und dann vielleicht im entsprechenden Land medizinische Kapazitäten binden, die dort fürs eigene Volk gebraucht würden, Stichwort Corona-Tests. Das sind alles sehr viele offene Fragen, und daher ist es aus heutiger Sicht nicht zu sagen, wann die Formel 1 wieder rollen kann. Ich glaube, dass nach diesen Wochen des Lockdowns unter den Fans ein grosser Hunger nach Sportveranstaltungen entsteht, aber letztlich sind wir nur Unterhaltung.»

«Es liegt ja auch der Plan auf dem Tisch, die Saison eventuell ins Jahr 2021 zu verlängern. Grundsätzlich sind die Teams dafür offen. So lange das von der kommerziellen Seite aus Sinn macht. Das Gleiche gilt für den Plan, gewisse GP-Wochenenden an nur zwei Tagen austragen zu lassen. Ich finde, in solch einer Situation muss man für alle Ideen empfänglich sein.»

«Es findet ein sehr guter Austausch statt zwischen den Rennställen, aber auch mit dem Autoverband und der F1-Führung. FIA-Chef Jean Todt hat sich des Themas sehr gut angenommen. Grundsätzlich ist auch bei den grossen Teams Verständnis dafür zu spüren, dass wir uns in einer Krise befinden, welche die Existenz einiger Teams, vielleicht sogar der Formel 1 gefährdet. Der Wille zu schnellen Entscheidungen ist da.»

«In der Formel 1 sind wir gewohnt, dass wir in unserer Blase Vieles ignorieren, was um uns herum passiert. Wir haben etwa jahrelang ignoriert, dass wir jedes Jahr Geld verlieren durch die Formel-1-Teilnahme. Wenn man dieser Krise etwas Positives abgewinnen will: Corona ist ein Weckruf, dass wir dringend etwas ändern müssen. Wir müssen dahin kommen, dass der Sport für alle Teilnehmer finanziell gesünder, nachhaltiger ist. Das ist für mich derzeit der vielleicht wichtigste Aspekt.»

Der gegenwärtige Formel-1-Kalender 2020

05. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
02. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
06. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

Ohne neuen Termin
Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F

Abgesagt
Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC

Das ursprüngliche WM-Programm

15. März: Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
22. März: Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
5. April: Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
19. April: Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
3. Mai: Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
10. Mai: Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
24. Mai: Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC
7. Juni Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
5. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
2. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
6. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

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