Mark Webber: «Formel 1 völlig anders als MotoGP»
Mit dem Thema Speed ist Mark Webber bestens vertraut. Der Australier hat seinen Rennfahrer-Helm Ende 2016 an den Nagel gehängt, zuvor gab er aber als Profi in verschiedenen Rennserien Gas. Zwischen 2002 und 2013 bestritt er insgesamt 215 GP-Einsätze, stolze 42 Mal stand der heute 43-Jährige auf dem Formel-1-Podest.
Doch nicht nur auf vier Rädern ist Webber gerne flott unterwegs, auch auf Motorrädern fühlt sich der frühere Red Bull Racing-Fahrer wohl. Und er weiss, dass sich der Speed in einem GP-Renner anders anfühlt als auf einem Bike. In der jüngsten Ausgabe des MotoGP-Podcasts erklärt er im Gespräch mit Matt Dunn und Fran Wyld, dass sich das Autofahren auf der Piste aus naheliegenden Gründen vertrauter anfühlte als die Fahrt auf einem Bike.
«Da ich einigermassen gut trainiert war, um ein Formel-1-Auto zu steuern, war ich dabei entspannter und hatte das Gefühl, ich wisse, was ich tat. Ich konnte meinen eigenen Entscheidungen vertrauen», erzählt der GP-Veteran. «Wenn man in Monza in einem GP-Renner mit 350 km/h unterwegs ist, fühlt sich das natürlich schnell an. Es ist lustig: Ich habe mit Jorge Lorenzo über den gefühlten Speed gesprochen, da er zu jenen Zweirad-Profis gehört, die ein F1-Auto testen durften, wie zuvor Valentino Rossi oder Mick Doohan.»
«Ich denke, dass die Sitzposition in einem Formelrenner sehr speziell ist, man begibt sich wie in eine Badewanne und liegt quasi auf der Strecke. Man kann in dieser Lage wenig sehen.» Das zeige sich auch in Form unterschiedlicher Helme, die bei Vier- und Zweirad-Rennen zum Einsatz kommen. «Ein Motorradhelm bietet eine sehr viel bessere periphere Sicht, weil der Visierbereich viel breiter ist.»
«Und auf dem Motorrad ist man auch deutlich weiter vom Boden entfernt, man ist viel freier und man schaut aus einem ganz anderen Blickwinkel auf die Strecke», schildert Webber. «Jorge erklärte deshalb, im Auto fühle sich der gleiche Speed schneller an. Natürlich gilt das nur für die Fahrt auf den Geraden, beim Bremsen ist es eine ganz andere Geschichte.»
«Ich habe nicht viele Bike-Fahrten auf der Rennstrecke unternommen, aber für mich war es irritierend, denn auf den Geraden fühlte sich das Motorrad im Vergleich zum Formel-1-Auto nicht übermässig schnell an. Im Formel-1-Auto hat man viel mehr Vibrationen, die man spürt. Man ist angeschnallt und der eigene Hintern liegt nur wenig über dem Boden.»
«Beim Motorrad muss man vergleichsweise früh bremsen, und ich bin immer zu flott in die Kurven gestochen, und dann fühlt es sich auch auf dem Bike plötzlich sehr schnell an. Das lag einerseits daran, dass mir das entsprechende Talent auf dem Motorrad fehlt, und andererseits an der Wahrnehmung der Geschwindigkeit, die einem langsamer vorkommt – bis man in die Schräglage geht.»