Martin Brundle über Ferrari: «Miserable Zeit»
Charles Leclerc patzte im zweiten WM-Lauf
In der dritten Kurve war der Steiermark-GP für Sebastian Vettel bereits gelaufen – der Deutsche wurde von seinem Teamkollegen Charles Leclerc angerempelt, der nach einer notdürftigen Reparatur noch einmal ausrückte, eine Runde später aber auch aufgeben musste – zu gross war auch der Schaden an seinem Auto.
Hinterher nahm der Monegasse alle Schuld auf sich und entschuldigte sich auch gleich bei seinem Teamkollegen und einigen Mechanikern für das unbedachte Manöver, das zum schmerzlichen Doppelnuller führte. Damit erstickte der 22-Jährige gleich alle Diskussionen um die Schuldfrage im Keim, wofür er von einigen Experten gelobt wurde. «Das ist wichtig, denn jetzt kann man das schnell abhaken und nach vorne blicken», erklärte etwa der 2009er-Weltmeister Jenson Button.
Das Manöver in der dritten Kurve brachte Leclerc hingegen einige Kritik ein. So erklärt etwa Martin Brundle in seiner Analyse auf Skysports.com: «Leclerc, der nach einer Strafe fürs Behindern von Kvyat von Startplatz 14 losfahren musste, keilte unerklärlicherweise in der dritten Kurve rein, obwohl ein Teamkollege mit zwei anderen Gegnern bereits in die Kurve ging.»
«Dies ist eine wirklich miserable Zeit für die Scuderia. Sie haben deutlich an Motor-Power eingebüsst, seit die FIA in einigen Bereichen hart durchgegriffen hat, und auch ihr Chassis und ihre Aerodynamik sind noch nicht schnell genug», lautet das Urteil des früheren GP-Piloten und langjährigen Szenekenners.
«Hinzu kommt, dass Leclerc und Vettel das Auto als einigermassen gut ausbalanciert bezeichnen, und es gibt nichts Schlimmeres als einen Rennwagen, der sich in Ordnung anfühlt, aber langsam ist. Sie hätten lieber Probleme mit dem Handling, an die sie ihre Hoffnungen knüpfen könnten. Hoffen wir, dass diese Strecke ihnen einfach nicht gepasst hat», hofft Brundle, der weiss, wie schwierig die Aufgabe ist, die Ferrari nun zu lösen hat.
«In dieser verspäteten und kompakten WM wird es schwierig werden, das Auto und den Motor bis zur nächsten Saison, geschweige denn bis zum nächsten Rennwochenende, in Ordnung zu bringen. Der verstimmte Vettel wurde für 2021 bereits entlassen und das Letzte, was das Team nun brauchen konnte, war ein Ferrari-Crash, der von der jungen Nachwuchshoffnung verursacht wurde», mahnt der Brite.