Ferrari blamiert: Magerste Zwischenbilanz seit 2009
Charles Leclerc und Sebastian Vettel
Ferrari ist seit elf Jahren nicht mehr so schlecht in eine GP-Saison gestartet. Nach drei WM-Läufen stehen die Italiener mit ganzen 27 Punkten da, das reicht nur für den fünften Zwischenrang im Konstrukteurspokal.
Vergleichbar schlecht lief es in der Turbohybrid-Ära der Formel 1, also seit Anfang 2014, nur im ersten Jahr des neuen Reglements mit diesen 1,6-Liter-V6-Turbomotoren und Mehrfach-Energierückgewinnung; 2014 hatte Ferrari nach drei Grands Prix 33 Punkte auf dem Konto.
Der Fall ist tief. Teamchef Mattia Binotto wollte 2020 Mercedes am Gewinn eines weiteren Titels hindern, doch schon im Testwinter drängte sich der Eindruck auf – mit dem Wagen stimmt etwas nicht. Was sich auf der Testbahn des Circuit de Barcelona-Catalunya angedeutet hatte, bestätigte sich schmerzlich auf den GP-Pisten Red Bull Ring und Hungaroring: Ferrari musste beim Motor auf Druck des Autosport-Weltverbands FIA nachbessern, das kostete Leistung.
In Ungarn hat Binotto das zum ersten Mal zugegeben. Im Rahmen einer Medienkonferenz am Hungaroring sagt der Italiener ein wenig umständlich: «Das Reglement ist sehr kompliziert. Seit vergangenem Jahr haben zahlreiche technische Direktiven der FIA einige Bereiche geklärt. Wir mussten uns diesen Direktiven anpassen, so wie Andere auch. Aber aus Sicht von Ferrari bedeuteten diese Anpassungen, dass wir einen Teil Leistung verloren haben.»
Und auch mit der Aerodynamik stimmt etwas nicht. Mattia Binotto: «Die neuen Teile, welche wir zum zweiten Rennen auf dem Red Bull Ring dabei hatten, verbesserten die Übereinstimmung von Windkanalwerten und Erkenntnissen von der Rennstrecke. Aber ein Mangel an Leistungsfähigkeit bleibt. Wir sind auf den Geraden zu langsam, und wir sind in den Kurven zu langsam. Die Wahrheit ist – wir müssen in allen Belangen besser werden.»
Zum Vergleich die reichste Punktebeute von Ferrari nach jeweils drei Rennen seit Anfang 2014: 99 Punkte 2017, 84 Punkte 2018, 79 Punkte 2015.
Ein anderer Vergleich: Mit einer Ausnahme (2018) hat Mercedes-Benz aus den ersten drei Rennen 100 Punkte oder mehr erobert. 2019 waren es sogar 130, also fast fünf Mal so viel wie Ferrari heute vorweisen kann!
Wann gab es einen ähnlich missglückten Start in die WM? Wir müssen bis ins Jahr 2009 zurückblättern – da standen die damaligen Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen und Felipe Massa nach drei Rennen sogar mit null Punkten da. Damals gab es nur bis zu den ersten Acht Punkten, und es dauerte bis zum vierten Lauf in Bahrain, bevor mit einem sechsten Rang die ersten Zähler zusammengekratzt werden konnten.