Toto Wolff verblüfft: Die Schwäche von Mercedes
Toto Wolff
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als könnte es für Mercedes-Benz nicht besser laufen: Lewis Hamilton und Valtteri Bottas zementierten die erste Startreihe zum Ungarn-GP, Lewis Hamilton fuhr einem nie gefährdeten Sieg entgegen und schnappte sich kurz vor Schluss mit einem frischen Satz Reifen die beste Rennrunde, in der WM liegen er und Bottas vorne, und natürlich führt Mercedes in der Markenwertung.
Aber Toto Wolff hätte Mercedes nicht zum Dauer-Weltmeister gemacht, wenn er sich mit dem ersten Blick zufriedengeben würde. Um genau zu sein, zeichnet dies den Rennstall mit Sitzen in Brackley (Chassis) und Brixworth (Motoren) vielleicht am meisten aus – selbst bei einem Sieg verfallen die Spezialisten nicht in Selbstgefälligkeit, sondern stellen sich vielmehr die Frage: Wie können wir das alles noch besser machen?
Lewis Hamilton lag zum Schluss des dritten Saisonlaufs so weit vorne, dass er sich einen Extrastopp leisten konnte, um frische Pirelli-Reifen abzuholen. Am Funk wurde schon zuvor über Zeitpunkte und Walzenmischungen diskutiert. Einmal stürmten die Mechaniker mit den Rädern in die Boxengasse hinaus, nur um unverrichteteter Dinge zurückzugehen, denn Hamilton blieb auf der Bahn.
Toto Wolff findet: «Unser Kommunikation war nicht überragend. Am Morgen waren wir überein gekommen, dass wir es zum Schluss des Grand Prix nicht wagen würden, nur wegen des Punkts für die beste Runde noch einen Stopp zu wagen. Wir fanden einfach, das Risiko sei zu gross. Im Rennen sahen wir – wenn wir das machen, dann ist das Polster gegen Verstappen nur zwei oder drei Sekunden, und wenn noch Überrundete hinzukommen, dann ist solch ein Vorsprung ratz-fatz weg.»
«Es begann eine Diskussion mit Lewis, und dabei entstand ein wenig Verwirrung. Letztlich hielt er in Runde 66 doch an, holte sich weiche Pirelli und fuhr die beste Rennrunde. Ich glaube, wir können aus diesem Funkverkehr viel lernen. Also 1A war das nicht.»
Lewis Hamilton sagt dazu: «Man muss das Risiko einzuschätzen wissen. Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich einen WM-Titel wegen eines einzigen Punkts verloren habe, also will ich aus allen Möglichkeiten das Maximum herausholen. Wir stecken in einer Saison, von welcher wir nicht wissen, wie lange sie dauert oder was in Sachen Standfestigkeit noch alles auf uns zukommt. Und gerade im Duell gegen Valtteri wird jeder Punkt zählen. Die Entscheidung war richtig.»