Mattia Binotto (Ferrari): «Leute feuern hilft nichts»
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto im Februar 2020 bei den Wintertests
Bei Ferrari wissen wir gar nicht, welcher Brand zuerst gelöscht werden sollte: Der Motor ist zu schwach, die Aerodynamik funktioniert nicht, wie sie sollte, Kollision der beiden Piloten im zweiten Rennen, dazu kommen taktische Fehler, wie Charles Leclerc in Ungarn mit den falschen Reifen auszurüsten. Den gleichen Fehler wollte der Kommandostand auch bei Vettel machen, worauf sich Sebastian am Funk zur Wehr setzte. Völlig zu Recht: Seb wurde Sechster, Leclerc auf dem Hungaroring nur Elfter.
Auch der frühere Formel-1-Fahrer und heutige DTM-Pilot Timo Glock beobachtet in Sorge, was bei Ferrari schief läuft, wie er im Instagram-live-Interview mit SPEEDWEEK.com betont hatte: «Es tut schon weh zuzuschauen, wie schwer die sich gegenwärtig tun und was da alles schiefgeht; dass man de facto neun Zehntel langsamer unterwegs ist, gemessen am Vorjahresfahrzeug.»
«Rein theoretisch müsste man dort alle entlassen, angefangen bei den Ingenieuren, die wohl alles falsch gemacht haben. Aber wir könnten das auch anders betrachten: Es wird offensichtlich, dass 2019 ein Weg gefunden worden war, mehr Leistung aus dem Wagen zu holen. Denn heute sind die Autos 12 bis 15 km/h langsamer auf den Geraden, und das lässt sich nicht mit einer missglückten Aerodynamik erklären. Sondern da ist einfach kein Dampf mehr auf der Kette.»
Aber sind personelle Konsequenzen unumgänglich? Nicht, wenn es nach Teamchef Mattia Binotto geht. Der 50jährige Italiener spielt auf der Webpage von Ferrari auf Zeit, nicht zum ersten Mal. Er schreibt: «Ich habe Vertrauen in die Leute unserer Rennabteilung. Wir haben einen langen Prozess begonnen, der einen Siegeszug zum Ziel hat. Das braucht eben seine Zeit.»
«Die ganze Firma versteht und unterstützt diese Vision. Daher finde ich es amüsant, wenn ich Geschichten lese, welche die Runde machen – Leute feuern hilft nichts, deswegen wird der Wagen nicht schneller.»
«Es gibt keine Magie in der Formel 1. Aber wir müssen so schnell es geht nachlegen. Und wir werden dabei alles unter die Lupe nehmen, auch Organisation und Arbeitsmethodik. Doch bevor wir mit den Änderungen beginnen, müssen wir im Detail das Problem verstehen.»