Mercedes: Reifen-Diskussion am Kommandostand
Lewis Hamilton achtete gut auf seine Reifen, mit denen er zum 94. GP-Sieg und 7. WM-Titel fuhr
Vor dem Türkei-GP rechneten die wenigsten Formel-1-Experten mit einem Sieg von Lewis Hamilton. Schliesslich hatte sich der Mercedes-Star in den Tagen zuvor schwer damit getan, die Reifen auf dem aalglatten Istanbul Park Circuit ins Arbeitsfenster zu bringen. Das spiegelte sich auch im Qualifying-Ergebnis: Mit 4,795 sec Rückstand auf die Pole-Zeit von Lance Stroll schaffte es der Dauersieger der letzten Jahre gerade einmal auf den sechsten Platz. Sein Teamkollege Valtteri Bottas musste gar mit knapp 5,5 sec Rückstand den neunten Rang hinnehmen.
Doch im viertletzten Rennen der Saison stellte Hamilton wieder einmal seine Extraklasse unter Beweis und schaffte es dank einer guten Strategie, viel Geduld und einem erstaunlichen Reifen-Management, den 94. GP-Sieg seiner Karriere und damit den siebten WM-Titel einzufahren. Sehr zur Freude des leitenden Streckeningenieurs Andrew Shovlin.
«Wir hätten eigentlich keine Erinnerung daran benötigt, warum Lewis es verdient hat, ein siebenmaliger Weltmeister zu sein – aber er hat uns dennoch daran erinnert», schwärmte der Brite. «Er verdient diesen Erfolg voll und ganz und es war ein Privileg, zu sehen, wie er diesen Titelgewinn ganz oben auf dem Podium gefeiert hat.»
«Das Rennen war relativ unvorhersehbar. Wir konnten wegen der veränderten Wetterbedingungen einige regelkonforme Änderungen am Auto vornehmen und damit zum ersten Mal an diesem Wochenende die Reifen zum Arbeiten bringen», schilderte Shovlin. «Die ersten Runden waren sehr schwierig und es war überraschend schwer, nah an den Vordermann heranzukommen, um ihn zu überholen. Das galt besonders, als wir kein DRS hatten.»
«Valtteri hatte einen guten Start, drehte sich dann aber, als er in Kurve 1 einem Renault ausweichen musste. Danach hatte er eine Berührung in Kurve 9, bei der sein Auto beschädigt wurde», erklärte der 47-Jährige mit Blick auf den Finnen, der als als Vierzehnter leer ausging. «Lewis hatte ebenfalls einen guten Start, kam aber in Kurve 9 etwas weit nach draussen und verlor dadurch ein paar Positionen. Das erschwerte ihm das Rennen, da er lange Zeit hinter Seb festhing.»
Doch der alte und neue Weltmeister liess sich davon nicht entmutigen. Er kämpfte sich bis auf die Spitzenposition, die er nicht mehr hergab. «Die Strategie entpuppte sich dann als weniger kompliziert als wir gedacht hatten. Die grösste Diskussion am Kommandostand drehte sich darum, wie lange wir auf einem Satz Intermediates fahren konnten. Leider kannten wir die Antwort darauf nicht, da wir nie so lange damit gefahren waren», verriet Shovlin.
«Lewis hat grossartig auf seine Reifen geachtet und sich seinen Stint sehr gut eingeteilt, sodass er einen Zusatzstopp vermeiden konnte», lobte der Ingenieur noch einmal und erklärte angesichts der letzten drei Kräftemessen in Bahrain und Abu Dhabi: «Noch sind drei Rennen zu fahren und wir freuen uns auf das warme Wetter im Mittleren Osten, wo wir die Saison hoffentlich mit starken Ergebnissen abschliessen können.»
Türkei-GP, Istanbul
1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:42:19,313 h
2. Sergio Pérez (MEX), Racing Point, +31,633 sec
3. Sebastian Vettel (D), Ferrari, +31,960
4. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +33,858
5. Carlos Sainz (E), McLaren, +34,363
6. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +44,873
7. Alex Albon (T), Red Bull Racing, +46,484
8. Lando Norris (GB), McLaren, +1:01,259 min
9. Lance Stroll (CDN), Racing Point, +1:12,353
10. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +1:35,460
11. Esteban Ocon (F), Renault, +1 Runde
12. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +1 Runde
14. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +1 Runde
13. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, +1 Runde
15. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +1 Runde
16. George Russell (GB), Williams, +1 Runde
Out
Kevin Magnussen (DK), Haas, Aufgabe
Romain Grosjean (F), Haas, Schäden nach Kollision mit Latifi
Nicholas Latifi (CDN), Williams, Schäden nach Kollision mit Grosjean
Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, Getriebedefekt
WM-Stand nach 14 von 17 Rennen
Fahrer
1. Hamilton 307 Punkte
2. Bottas 197
3. Verstappen 170
4. Pérez 100
5. Leclerc 97
6. Ricciardo 96
7. Sainz 75
8. Norris 74
9. Albon 70
10. Gasly 63
11. Stroll 59
12. Ocon 40
13. Vettel 33
14. Kvyat 26
15. Nico Hülkenberg (D) 10
16. Räikkönen 4
17. Giovinazzi 4
18. Grosjean 2
19. Magnussen 1
20. Latifi 0
21. Russell 0
Marken
1. Mercedes 504
2. Red Bull Racing 240
3. Racing Point 154
4. McLaren 149
5. Renault 136
6. Ferrari 130
7. AlphaTauri 89
8. Alfa Romeo 8
9. Haas 3
10. Williams 0