Racing Point, Ex-Jordan: 17 Jahre auf Sieg gewartet
Giancarlo Fisichella: Erst in Imola für Brasilien-Sieg geehrt
Ein Aussenseitersieg ist in jeder Sportart etwas Besonderes, kreiert Aufmerksamkeit, Bewunderung und Neid. Und wenn er gelingt, ist oft ein langes Warten zu Ende gegangen. So wie bei Sergio Pérez’ aussergewöhnlichem Erfolg am 6. Dezember beim Grossen Preis von Sakhir in Bahrain.
Doch wie lange mussten Pérez und Racing Point auf dieses Husarenstück warten? Im Fall des 30jährigen Mexikaners war es der erste Sieg in seiner zehnten Saison, im 190. Rennen in der Topklasse.
Bei Racing Point dauerte es vier Namenswechsel und genau 17 Jahre und acht Monate, bis ein Fahrer des britischen Teams aus Silverstone wieder das oberste Podest besteigen durfte – und auch das stimmt nur symbolisch und statistisch.
Denn als es nach dem Unfallchaos im Regen und Abbruch des Grossen Preises von Brasilien 2003 (6. April) zur Siegerehrung kam, erhielt Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) den grössten Pott. Doch die Berichtigung der Wertung nach 54 Runden ergab, dass zu diesem Zeitpunkt Giancarlo Fisichella im Jordan-Ford vorne lag – 14 Tage später wurde in Imola die richtige Siegerehrung nachgeholt.
Aus dem 1991 in die Formel 1 eingestiegenen Team von Eddie Jordan wurde nach mehreren Verkäufen Midland, dann Spyker, dann Force India und schliesslich Racing Point. Die Eigentümer waren nach dem Iren Russe, Niederländer, Inder und nun Kanadier.
Als Jordan GP wurden vier Siege gefeiert, auch die anderen drei vor Fisichella waren unter besonderen Umständen zustande gekommen.
1998 feierte Eddie Jordan den ersten Triumph gleich als Doppelsieg mit Damon Hill und Ralf Schumacher in Spa-Francorchamps, wo es beim ersten Start die Massenkarambolage und nach Neustart die historische Kollision von Michael Schumacher mit David Coulthard gegeben hatte; 1999 dann durch Heinz-Harald Frentzen, der in Magny-Cours mit einer blitzgescheiten Taktik und dank cleveren Spritsparens hinter dem Safety-Car zum Sieg fuhr – kurz nach seinem schweren Unfall in Montreal mit lädierten Beinen! Und ebenfalls Frentzen im gleichen Jahr in Monza, womit der Deutsche kurzfristig sogar mit dem WM-Titel liebäugeln durfte.
Das hat uns zur Idee gebracht – wie lange dauert das Warten für die anderen Formel-1-Teams?
Mercedes
Seit 29. November 2020 (Lewis Hamilton im ersten Bahrain-Rennen)
Red Bull Racing
Seit 9. August 2020 (Max Verstappen beim Jubiläumsrennen zu 70 Jahren Formel 1 in Silverstone)
McLaren
Seit 25. November 2012 (Jenson Button in Interlagos)
Renault
Seit 12. Oktober 2008 (Fernando Alonso in Fuji; als Motorenlieferant seit 28. Oktober 2018, als Max Verstappen im Red Bull-Tag Heuer/Renault in Mexiko-Stadt gewann)
Ferrari
Seit 22. September 2019 (Sebastian Vettel in Singapur)
AlphaTauri
Seit 6. September 2020 (Pierre Gasly in Monza)
Alfa Romeo
Seit 28. Oktober 1951 (Juan Manuel Fangio in Pedralbes/Barcelona; Einsatzteam Sauber Motorsport seit 8. Juni 2008, Robert Kubica in Montreal; als Motorenlieferant seit 10. September 1978, Niki Lauda im Brabham-Alfa in Monza)
Haas
Noch kein Sieg seit dem Debüt am 20. März 2016 in Melbourne
Williams
Seit 13. Mai 2012 (Pastor Maldonado in Barcelona)