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Fiat/Chrysler–Peugeot: Aktionäre segnen die Fusion ab

Von Mathias Brunner
​Fiat/Chrysler (FCA) und Peugeot (PSA) hatten Ende 2019 die Fusion beschlossen, nun haben auch die Aktionäre ja gesagt, damit entsteht die Auto-Holding «Stellantis», viertgrösster Autobauer der Welt.

Stellantis kann kommen: Die Aktionäre der französischen PSA-Gruppe (mit den Marken Peugeot, Citroën, DS, Opel und Vauxhall) und die Aktionäre von Fiat-Chrysler Automobiles FCA (Fiat, Abarth, Lancia, Alfa Romeo, Maserati, Chrysler, Jeep, Dodge, Ram Trucks) haben ja gesagt – ja zur Mega-Fusion der beiden Konzerne. Daraus entsteht die Auto-Holding «Stellantis» (vom lateinischen «stello», von Sternen beleuchtet), Stellantis wird zum viertgrössten Autohersteller der Welt (nach Volkswagen, Toyota und General Motors), die ganzen bekannten Automarken jedoch bleiben.

Nach einer ausserordentlichen Hauptversammlung sagte PSA-Konzernchef Carlos Tavares erfreut: «Wir sind jetzt bereit für die Fusion, das ist ein historischer Moment.» Der 62jährige Portugiese wird den Autoriesen mit rund 400.000 Fachkräften als CEO leiten.

Wann genau die Franzosen mit den italienisch-amerikanischen Kollegen fusionieren, wird gemäss Tavares zu einem späteren Zeitpunkt kommuniziert. Im Visier ist eine Fusion bis Ende März 2021.

Wegen Corona-Vorschriften in Frankreich konnte PSA keine normale Präsenzveranstaltung durchführen. Bei der ausserordentlichen Hauptversammlung wurde die Fusion mit 99,8 Prozent gutgeheissen. Auch bei FCA gab es einen ähnlich hohen Wert. Der New Yorker John Elkann, Verwaltungsrats-Präsident von FCA: «Stellantis wird zu einem führenden Automobilhersteller.»

Die Wettbewerbshüter der EU hatten der Fusion bereits im Dezember zugestimmt. Die für Wettbewerbspolitik zuständige Exekutiv-Vizepräsidentin der Kommission Margrethe Vestager erklärte vor Weihnachten: «Für viele Selbstständige sowie kleine und mittlere Unternehmen in ganz Europa ist es wichtig, dass auf dem Markt für gewerbliche Kleintransporter reger Wettbewerb herrscht. Wir können den Zusammenschluss von Fiat Chrysler und Peugeot SA genehmigen, da ihre Verpflichtungen den Eintritt und die Expansion neuer Anbieter auf dem Markt für leichte Nutzfahrzeuge erleichtern werden. Auf den anderen Märkten, auf denen die beiden Automobilhersteller derzeit tätig sind, wird der Wettbewerb auch nach dem Zusammenschluss nicht an Dynamik einbüssen.»

Seit Jahren reagieren die Autohersteller mit Fusionen, um dem enormen Druck der Branche standzuhalten. Und dann kam 2020 Corona und hat alles noch viel schlimmer gemacht.

Die Konzerne stecken derzeit Milliarden in die Elektro- und Hybrid-Entwicklung, Fiat/Chrysler hat da Nachholbedarf und wird künftig auf das Know-how der Peugeot-Gruppe zurückgreifen können.

FCA und PSA liessen 2019 verlauten, es seien keine Werkschliessungen geplant, vielmehr sollen ohne Standortveränderungen Spareffekte in Höhe von 5 Milliarden Euro erzielt werden. Man wolle gemeinsam 8,7 Millionen Fahrzeuge im Jahr verkaufen. Damit wäre das neue Unternehmen die Nummer 4 der Welt hinter Volkswagen, Toyota sowie dem Verbund aus Renault und Nissan.

Carlos Tavares vorgesehen gilt als knallharter Sanierer und hat Peugeot auf Vordermann gebracht, derzeit trimmt er Opel, um die deutsche Traditionsmarke wieder profitabel zu machen.

John Elkann wird das Spitzengremium im Gemeinschaftsunternehmen als Verwaltungsrats-Chef führen. Das Manager-Magazin bezeichnet die Fusion als eine «Übernahme unter französischer Führung», auch wenn beide Seiten gleich viel Gewicht erhalten. Was die Aktien angeht, so soll die Familie Agnelli 14,4 Prozent am neuen Konzern halten, die Familie Peugeot 7,4 Prozent, der französische Staat 6,1 Prozent, der Rest besteht aus Anteilen im Streubesitz.

Vor dem Schulterschluss mit PSA hatte Fiat/Chrysler die Antennen Richtung Renault ausgefahren. Schliesslich zog FCA sein Angebot zurück. Seitens Fiat/Chrysler wurde argumentiert, Renault habe die Gespräche verschleppt; Renault warf FCA vor, sie hätten nicht auf die Zustimmung von Nissan warten wollen.

In seiner jüngsten Rede lobte Tavares die Zusammenarbeit mit Sozialpartnern bei der Vorbereitung der Fusion, liess das heikle Thema Entlassungen aber aussen vor. In Frankreich wird offen darüber spekuliert, dass eine Restrukturierung in der Coronakrise unvermeidlich sei. In Frankreich ist der Absatz von Neuwagen 2020 um ein Viertel eingebrochen.

Völlig unklar ist, welche Auswirkungen diese Fusion auf die Sportprogramme von FCA und PSA haben wird.

Peugeot ist mehrfacher Weltmeister bei Sportwagen und auf den Rallye-Pisten, einschliesslich Erfolgen bei der prestigeträchtigen Dakar. Mittelfristig wollen die Franzosen ab 2022 mit den so genannten Hypercar-Sportwagen auf die Langstrecke zurückkehren. In der Hypercar-Klasse werden Renn-Prototypen fahren und auch zu Rennwagen umgebaute Strassen-Hypercars.

In der Formel 1 ist Peugeot gescheitert: Der Plan, einen fertigen Motor von BMW zu übernehmen und als Talbot an den Start zu bringen, scheiterte. BMW behielt das Projekt und wurde 1983 zum ersten Turbo-Weltmeister der Formel 1. 1994 legte sich Peugeot mit McLaren ins Bett, die Ehe wurde nach nur einem Jahr geschieden. Die Franzosen dümpelten ein paar Jahre als Motorlieferant von Jordan und Prost weiter und verschwanden dann.

Citroen ist in der Rallye-WM engagiert und gewann von 2003 bis 2012 acht Herstellertitel.

DS ist Antriebspartner des chinesischen Cheetah-Teams in der Formel E, das Team wurde Marken-Champion.

Sportliches Aushängeschild von FCA war das Formel-1-Team von Ferrari, aber 2016 wurde Ferrari auf eigene Beine gestellt, FCA gab ihre 90 Prozent Anteile (10 Prozent gehören Piero Ferrari) ab, Ferrari wurde mit zehn Prozent an die Börse gebracht, 80 Prozent wurden an die Aktionäre von FCA abgegeben. Alfa Romeo wurde 2019 offiziell auf die GP-Pisten zurückgebracht, mit Autos, die bei Sauber in der Schweiz gebaut werden. Beide italienischen Marken haben im Grand-Prix-Sport eine reiche Tradition, die bis in die Steinzeit des Motorsports zurückreicht. Damals trat sogar Fiat zu Grands Prix an. Alfa Romeo hat überdies unzählige Siege bei Sport- und Tourenwagen eingefahren.

Fiat ist früherer Rallye-Weltmeister, ebenso mit der Marke Lancia. Mit Lancia wurden auch erfolgreich Sportwagenrennen bestritten.

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