Mick über Michael Schumacher: «Der beste Gradmesser»
Mick Schumacher bei Ferrari-Tests in Fiorano
Früher gab es nicht wenige Formel-1-Fans, die sich eine stattliche Sammlung zugelegt haben: mit den Rennprogrammen ihrer besuchten Grands Prix. 2020 passierte in der Coronakrise etwas, das in den Jahrzehnten zuvor nur selten vorgekommen ist – Rennprogramme wurden hergestellt, aber so gut wie keiner hat sie gesehen.
Zu diesen Programmen gehört auch jenes des WM-Finales von Abu Dhabi 2020. Die Formel 1 hat nun ein Interview veröffentlicht, das Ferrari-Junior Mick Schumacher für diese Publikation gegeben hatte. Darin geht es darum, einige vielleicht weniger bekannte Hintergründe zu beleuchten.
So sagt der 21jährige Formel-2-Meister über die Faszination Motorsport: «Ich liebe einfach den Wettbewerb, den Rad-an-Rad-Kampf. Wenn du ein Rennen gewinnst oder wenn dir eine perfekte Runde gelingt, dann ist das ein unbeschreibliches Gefühl, das erfüllt dich mit einer tiefen Freude. Ich finde es auch spannend, mit so vielen klugen Köpfen zu arbeiten.»
Klar hat das Rennfahrer-Dasein Schattenseiten: «Du verbringst zu wenig Zeit mit deiner Familie. Du bist ständig auf Achse. Aber das ist ein Opfer, das du bringen musst, wenn du dich deiner Rennleidenschaft hingeben willst.»
Eine alte Racing-Faustregel besagt: Ein Rennfahrer hat im Startfeld keine Freunde. Wie ist das bei Mick? Schumacher weiter: «Ich stand 2019 Sean Gelael nahe. Wir sind als Prema-Stallgefährten prima miteinander ausgekommen, wir haben zusammen Baseketball gespielt oder Darts. Ich war in Sachen Basketball ein Neuling, das war interessant.»
Was wäre eigentlich aus Mick geworden, hätte es mit der Rennfahrerkarriere nicht funktioniert? «Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Vielleicht würde ich für die Verkehrspolizei arbeiten. Ich fand das immer faszinierend, und ich könnte auf den Autobahnen Speed-Kontrollen durchführen!»
War Mick eigentlich ein guter Schüler? Der kommende GP-Pilot von Haas antwortet: «Am liebsten war mir Sport. Es ist nicht so, dass ich ungern zur Schule gegangen wäre. Aber ich war ständig am Kartfahren und habe die Hälfte der Lektionen verpasst. Es ist nicht so einfach, Karting und Schule unter einen Hut zu bringen.»
Für seine 21 Jahre ist Mick schon ganz ordentlich in der Welt herumgekommen und findet: «Man sagt zwar, dass die Kirschen in Nachbars Garten süsser schmecken, aber ich mag mein Zuhause. Ich habe viel von Indien gesehen, als ich in der MRF Challenge angetreten bin, und ich war ein paar Mal in Australien – das hat mir gefallen. Ich finde, wenn du mehr über verschiedene Länder erfährst, dann kannst du als Mensch viel dazulernen.»
Auf der Mach-ich-noch-Liste von Mick steht: «Sri Lanka. Ich möchte herausfinden, ob das sehr verschieden ist von Indien. Und Costa Rica: Ich liebe die Natur, Schlangen, Frösche und das alles. Allerdings bin ich kein grosser Freund von Spinnen.»
Wenn Mick Schumacher mal die Füsse hochlegt, guckt er sich gerne einen Film an. «Ich liebe Filme. Meine Favoriten sind die Harry-Potter-Serie oder Avatar. Ich finde die ganze Technik hinter einem Film spannend.»
Langsam füllen sich die Pokalregale bei Mick Schumacher. Sein wertvollster Besitzer aber «ist ein kleiner Pokal, den mein Vater einst gewonnen hat, bei einem Rennen mit Miet-Karts. Ich habe den behalten, seit ich sechs Jahre alt bin. Er hat einen ganz besonderen Platz erhalten. Das ist für mich die wichtigste Auszeichnung, auch wenn ich sie gar nicht selber gewonnen habe.»
Bei der Frage nach seinem Rennhelden kommen wir zum Offensichtlichen: «Natürlich mein Vater. Ich habe immer versucht, so viel als möglich von ihm zu lernen. Er ist immer mein Referenzpunkt. Als Sportler oder als Mensch ist er mein bester Gradmesser. Ich habe immer seine Konstanz bewundert und wie er auf dem Boden geblieben ist. Davon werde ich meine ganze Karriere lang zehren.»