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Mercedes-Benz: Gnadenlose Analyse der Monaco-Pleite

Von Mathias Brunner
Mercedes-Chefstratege James Vowles

Mercedes-Chefstratege James Vowles

​Weltmeister Mercedes-Benz hat in Monaco eine krachende Pleite eingefahren: Bottas ausgeschieden, Hamilton nur Siebter. Chefstratege James Vowles analysiert gnadenlos, was alles schiefgelaufen ist.

Mercedes-Benz ist die WM-Führung los: Nach der Pleite von Monaco, mit Lewis Hamilton nur auf Rang 7 und Valtteri Bottas out, sind die Dauer-Weltmeister in der Konstrukteurs-Wertung hinter Red Bull Racing zurückgefallen, und bei den Piloten liegt Max Verstappen erstmals in seiner Formel-1-Karriere in Führung.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat vor Jahren beim Rennstall etabliert: Fehler müssen schonungslos auf den Tisch kommen, aber ohne mit dem Finger auf Menschen zu zeigen. «Wir sind jederzeit aufrichtig, stärken uns gegenseitig und fördern eine Kultur, in der niemand an den Pranger gestellt wird.»

Zu dieser Firmenkultur gehört, dass sich Chefstratege James Vowles nach dem verpatzten Auftritt von Monaco vor die Kamera stellt und auf die wichtigsten drei Fragen eingeht: Wieso fuhr Lewis Hamilton ein Wochenende lang unter seinen Möglichkeiten? Warum wurde die Rennstrategie versemmelt? Und wie konnte eine Radmutter am Wagen von Bottas zum Ausfall führen?

James Vowles auf dem YouTube-Kanal des Formel-1-Rennstalls von Mercedes-Benz: «Am Donnerstag hatte sich Lewis im Wagen sehr wohlgefühlt und war so weit zufrieden. Er hatte ein paar Probleme mit Verkehr, aber wir wussten – seine Idealzeit bringt ihn unter die Schnellsten.»

«Dann verflüchtigte sich das gute Handling bei Lewis, und wir führen das auf eine Veränderung der Pistentemperatur zurück, sie fiel um rund 15 Grad. Wir haben es nicht mehr geschafft, bei Lewis die Reifen ins beste Betriebsfenster zu bringen. In Monaco dreht sich viel um Vertrauen. Hast du das, dann fährst du schneller, wärmst die Reifen besser auf, alles kommt zusammen. Hast du das hingegen nicht, so gerätst du in eine Abwärtsspirale. Letztlich ging alles um mangelnden Grip aufgrund zu wenig nachhaltig aufgewärmter Reifen.»

Wie sieht es mit der Rennstrategie auf? Wieso versuchte Mercedes bei Hamilton gegen seinen direkten Gegner Pierre Gasly einen Undercut, also früher an die Box zu kommen als der Franzose? Wie sich herausstellte, blieben Gasly, Vettel und Pérez alle länger auf der Bahn und konnten auf diese Weise an Hamilton vorbeigehen.

James Vowles: «Wenn du länger auf der Bahn bleiben willst, also den Overcut versuchst, dann musst du für anschliessenden schnelle Runden freie Bahn haben. Aber gegen vorne war dazu die Lücke zu wenig gross. Daher versuchten wir etwas Anderes. Dann hat sich gezeigt, dass die Aufwärmphase mit den harten Reifen schwierig war. Gasly reagiert auf unseren Stopp und kam eine Runde später als wir herein. Aber wir konnten mit noch nicht ideal aufgewärmten Reifen zu wenig schnell fahren.»

Zum Ausfall von Valtteri Bottas sagt James Vowles: «Der Schlagschrauber wurde leicht verkantet angesetzt, die Zähne des Schraubers sassen daher nicht perfekt auf den Zähnen der Radmutter. Als dann mehrfach versucht wurde, die Mutter abzudrehen, und die Kraft eines solchen Schlagschraubers ist wirklcih gewaltig, da wurden die Zähne an der Mutter regelrecht abgeschliffen; so dass wir am Ende das Rad überhaupt nicht mehr entfernen konnten.»

Gemäss Vowles wird derzeit alles beleuchtet, um einen solchen Vorfall künftig zu verhindern: Material der Radmutter, Form der Zähne, Schlagschrauber-Einstellung, Position des Mechanikers am Rad.

Monaco-GP, Monte Carlo

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:38:56,820 h
02. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, 9,114 sec
03. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, 22,117
04. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, 23,963
05. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, 51,115
06. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, 54,045
07. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:06,361 min
08. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1 Runde
09. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +1 Runde
10. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
11. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
12. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
13. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +1 Runde
14. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +1 Runde
15. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, +1 Runde
16. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +1 Runde
17. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, +3 Runden
18. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +3 Runden
Out
Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, Antriebswelle gebrochen *
Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, Radmutter
* nicht zum Rennen gestartet

WM-Stand nach 5 von 23 Rennen

Fahrer
1. Verstappen 105 Punkte
2. Hamilton 101
3. Norris 56
4. Bottas 47
5. Pérez 44
6. Leclerc 40
7. Sainz 38
8. Ricciardo 24
9. Gasly 16
10. Ocon 12
11. Vettel 10
12. Stroll 9
13. Alonso 5
14. Tsunoda 2
15. Giovinazzi 1
16. Räikkönen 0
17. Russell 0
18. Latifi 0
19. Schumacher 0
20. Mazepin 0

Konstrukteure
1. Red Bull Racing 149
2. Mercedes 148
3. McLaren 80
4. Ferrari 78
5. Aston Martin 19
6. AlphaTauri 18
7. Alpine 17
8. Alfa Romeo 1
9. Williams 0
10. Haas 0

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