Der Motorsport trauert: Kurt «Master» Bergmann tot
Ohne ihn wären viele Karrieren anders gelaufen. Damit ist eine weitere Ikone der wilden Sechziger, in denen der Motorsport in Österreich populär wurde, nicht mehr, nachdem vor ihm unter Anderen Gustav Tiroch, Willy Löwinger, Martin Pfundner oder Peter Soche für immer gegangen waren.
Der nahe seiner Autowerkstatt in Wien-Essling gelegene Flugplatz in Aspern war die Ausbildungsstätte für Rennwagen und Nachwuchspiloten. Aus den von Porsche-Rennleiter Huschke von Hanstein aus den USA importierten Spassautos wurde mit den ersten Boliden der neuen Formel V Ernst: Monoposti für Rennsport-Einsteiger aus VW-Teilen.
Im dritten Versuch gelang Bergmann, bis dahin vom Rennsport unbeeindruckt, die erste konkurrenzfähige Konstruktion.
Im neuen Kaimann-Team Mitte der 1960er versuchten sich Werner Riedl, Fritz Glatz (der viel später in den frühen 1980ern mit Jo Gartner bis zur Formel 2 aufstieg und in einem historischen F1-Rennen in Most 2002 zu Tode kam), Erich Breinsberg und der Motorrad-Umsteiger Dieter Quester. Letzterer holte 1967 im Flugplatzrennen Aspern den ersten Sieg für Kaimann.
Als 1968 1300er-Motoren von VW im Rohrrahmen-Kaimann Mk III verbaut wurden, hatte auch der legendäre Techniker Fritz Indra seine Hände im Spiel.
Fahrer wurden ein gewisser Helmut Marko sowie der St. Pöltner Günther Huber, der nicht nur in der Formel V reüssierte, sondern auch 1970 erster österreichischer Gesamtsieger der 24 Stunden von Spa (mit Helmut Kelleners im BMW 2,8 CS) wurde. Huber war zuvor im Salzburger Konkurrenzteam (Austro-V) unterwegs gewesen.
Marko, bereits promovierter Jurist, gewann die Meisterschaft. Seinen Platz im Team nahm 1969 Niki Lauda ein, Meister wurde aber Breinsberg. Lauda, damals 20, wurde Dritter.
1970 wurde zur Erfolgssaison mit Breinsberg, Peter Peter (der Handschuhfabrikant war in Rennfahrerkreisen nur als Fäustling bekannt) und dem Salzburger (Zeller) Harald Ertl.
Der Wiener Breinsberg, der am 3. Juni 80 Jahre alt wurde, gewann für Kaimann neben dem heimischen Titel auch den Formel-V-Europapokal.
Auch als 1971 mit dem 1600er-Motor zur Formel Super V aufgerüstet wurde, rissen die Erfolge nicht ab. Im Daytona Speedway schlug Breinsberg im Vergleich USA-Europa die gesamte Konkurrenz in der Trans Atlantic Challenge.
VW schrieb in Europa den Super-V-Goldpokal als inoffizielle EM mit zehn Rennen aus, für Bergmann war neben Breinsberg und Riedl auch der aufstrebende Helmut Koinigg am Start. Breinsberg gewann auch diese Serie, Bergmann den erstmals vergebenen Konstrukteurspokal. Nach Platz zwei 1972 holte Koinigg 1973 den Goldpokal.
Nach dem Scheitern eines Formel-2-Projekts blieb Bergmann der FSV treu, 1974 wurde sein neuer Pilot Keke Rosberg Dritter im Goldpokal.
Mitte der 1970er-Jahre, nach rund 200 gebauten Rennwagen, ging die Ära des Kaimann-Teams von Bergmann zu Ende.
Mit Lauda und Rosberg wurden zwei Bergmann-Piloten Weltmeister, Marko und Huber 24-Stunden-Sieger, Quester, Koinigg, Ertl, Jochen Mass und der bei Bergmann angestellte Techniker Jo Gartner schafften es bis in die Formel 1.
Nachdem ein Formel-3-Projekt abgebrochen worden war, stellte Bergmann 1978 den Rennbetrieb ein. Die Formel Super V lebte weiter, 1982 wurde der Salzburger Walter Lechner Europa- und deutscher Meister.
Mitte der 1980er wurde Bergmann vom damaligen VW-Sportchef Klaus-Peter Rosorius mit einem Protoytpen für das Pikes-Peak-Rennen in Colorado beauftragt. Der Monster-Golf mit Rallyespezialist Jochi Kleint am Steuer scheiterte 1987 knapp vor dem Ziel (auf 4300 m) wegen eines gebrochenen Gelenks der vorderen Aufhängung, Walter Röhrl gewann im Audi Sport quattro. Bergmann hatte dem Golf eine Alu-Karosse, zwei 1,8-Turbos mit zusammen 650 PS und zwei Hewland-F2-Getriebe verpasst.
Nach dem Motorsport war Bergmann in der Kfz-Innung und als Sportkommissar tätig und widmete sich seinem Hobby, dem Modellbau – von U-Booten und Hubschraubern. Er überlebte seine Gattin Hannerl und Sohn Peter.