Sebastian Vettel: «Dann bin ich halt ein Heuchler!»
Sebastian Vettel
Sebastian Vettel nahm in Kanada kein Blatt vor den Mund: «Das ist ein Horror für die Natur, so etwas sollte nicht erlaubt sein.» Der Heppenheimer trug am Kanada-GP-Wochenende ein T-Shirt mit der Aufschrift «Stoppt den Teersandabbau – Kanadas Klimaverbrechen», ab Freitag fuhr er mit einem besonderen Helm-Design, um auf sein Anliegen aufmerksam zu machen. Es geht um Ölförderung im Bundesstaat Alberta, westlich von Québec.
Experten sagen: Die Vorkommen in Athabasca, Peace River und Cold Lake bilden das drittgrösste Erdöl-Depot weltweit. Aber es ist sehr aufwändig und umweltschädlich, das Öl aus dem Teersand zu gewinnen. Gemäss Greenpeace unterscheidet sich die Förderung von Öl aus einem Ton- und Sandgemisch markant von der herkömmlichen Erdöl-Förderung. Denn solche Ölsandschichten befinden sich in dreissig Metern Tiefe. Und um dahin zu gelangen, werden Kanadas Urwälder gerodet und der Mutterboden abgetragen. Erst dann kann das Gemisch aus Sand, Lehm und teerähnlichem Öl aus dem Boden gehoben werden.
Sebastian Vettel: «Viele Menschen wissen von all dem nichts, auch nicht in Kanada. Es geht darum, an künftige Generationen zu denken.»
Diese Worte brachten Sonya Savage auf die Palme. Die 55-Jährige ist seit 2019 Energie-Ministerin von Alberta und twitterte: «Ich habe ja schon Einiges an Heuchelei erlebt im Laufe der Jahre, aber das übertrifft nun wirklich alles. Ein Rennfahrer von Aston Martin, dessen Team von der saudischen Ölgesellschaft Aramco unterstützt wird, beklagt sich über Ölsand.»
«Saudi Aramco ist der grösste Ölförderer der Welt und angeblich der grösste Produzent von Karbon-Emissionen seit 1965. Statt den Ölsand-Abbau zu verteufeln, sollten die Leute lieber mal auf ihren Karbon-Fussabdruck achten. Vielleicht mit Tretautos für die Formel 1?»
Vettel erwidert: «Dann bin ich halt ein Heuchler, wenn ich einen Job mache, den ich liebe, wenn ich aber gleichzeitig auf Umwelt-Belange hinweise. Wir werden alle von verschiedenen Leidenschaften getrieben, und ich werde mich nicht verbiegen.»
Der 53-fache GP-Sieger sagt weiter: «Ich finde es ein wenig enttäuschend, wenn mich Politiker persönlich angreifen, denn hier geht es nicht um mich als Rennfahrer, es geht um ein viel grösseres Bild. Mir ist wichtig, dass ich die Nachricht verbreiten kann – wir haben andere Lösungswege als uns weiter auf fossile Treibstoffe verlassen zu müssen.»
Kanada-GP, Montreal (nach Strafe Alonso)
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:36:21,757 h
02. Carlos Sainz (E), Ferrari, +0,993 sec
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +7,006
04. George Russell (GB), Mercedes, +12,313
05. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +15,168
06. Esteban Ocon (F), Alpine, +23,890
07. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +25,247
08. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, +26,952
09. Fernando Alonso (E), Alpine, +29,945
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +38,222
11. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +43,047
12. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +44,245
13. Alexander Albon (T), Williams, +44,893
14. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +45,183
15. Lando Norris (GB), McLaren, +52,145
16. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +59,978
17. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:08,180 min
Out
Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, Crash
Mick Schumacher (D), Haas, Motor
Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, Getriebe
Fahrer-WM (nach 9 von 22 Rennen)
01. Verstappen 175 Punkte
02. Pérez 129
03. Leclerc 126
04. Russell 111
05. Sainz 102
06. Hamilton 77
07. Norris 50
08. Bottas 46
09. Ocon 39
10. Alonso 18
11. Gasly 16
12. Magnussen 15
13. Ricciardo 15
14. Vettel 13
15. Tsunoda 11
16. Zhou 5
17. Albon 3
18. Stroll 3
19. Schumacher 0
20. Nico Hülkenberg (D) 0
21. Latifi 0
Stand Konstrukteurs-Pokal
01. Red Bull Racing 304 Punkte
02. Ferrari 228
03. Mercedes 188
04. McLaren 65
05. Alpine 57
06. Alfa Romeo 51
07. AlphaTauri 27
08. Aston Martin 16
09. Haas 15
10. Williams 3