Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Red Bull Racing: Die Gründe der Siegesserie

Von Mathias Brunner
Die Red Bull Racing-Mannschaft feiert den Sieg beim Grossen Preis von Österreich 2023

Die Red Bull Racing-Mannschaft feiert den Sieg beim Grossen Preis von Österreich 2023

​Max Verstappen hat vor der Formel-1-Sommerpause den 13. Sieg seines Rennstalls Red Bull Racing in Folge sichergestellt. RBR ist 2023 ungeschlagen. Woher kommt diese Überlegenheit?

Da hielt es am Circuit de Spa-Francorchamps fast keinen Zuschauer mehr auf seinem Sitz: Der 25-jährige Niederländer Max Verstappen gewann zum dritten Mal in Folge den Grossen Preis von Belgien, damit den 45. Grand Prix seiner Karriere.

Max erzielte in den Ardennen in Saisonlauf 12 bereits seinen zehnten Sieg (nach Bahrain, Australien, Miami, Monaco, Spanien, Kanada, Österreich, Grossbritannien und Ungarn), seinen achten hintereinander 2023.

Gleichzeitig bedeutet der Sieg von Verstappen 104. GP-Sieg für den Formel-1-Rennstall Red Bull Racing. RBR bleibt in der GP-Saison 2023 ungeschlagen, zusammen mit dem WM-Finale 2022 in Abu Dhabi sind es inzwischen dreizehn Volltreffer in Folge. Seit Mitte November 2022 und dem Sieg von George Russell mit Mercedes in Brasilien hat kein anderes Team mehr in der Formel 1 gewonnen!

Die Überlegenheit von Red Bull Racing ist erdrückend, das Team aus Milton Keynes strebt dem sechsten Gewinn des Konstrukteurs-Pokals entgegen (nach 2010 bis 2013 sowie 2022). Aber woher kommt diese Dominanz?

Wie immer gibt es in der Formel 1 nicht nur einen Grund, sondern viele.

Faktor Fahrer
Red Bull Racing hat mit Max Verstappen einen der drei besten Fahrer der aktuellen Formel 1 im Auto. Nur Fernando Alonso und Lewis Hamilton sind als Summe aus Speed, Rennintelligenz, gottgegebenem Talent, Hingabe, Entschlossenheit und Erfahrung so komplette Racer wie Max.

Faktor Auto
Red Bull Racing hat das beste Auto des Jahres 2023 gebaut, es zeigt genau jenes Fahrverhalten, womit sich Verstappen am besten einbringen kann – eine knackig einlender Vorderachse, dazu hohe Stabilität in schnellen Kurven. Ein Auto, das dem Fahrer Vertrauen einflösst. Es fällt auf, dass Red Bull Racing in DRS-Zonen, also in jenen Bereichen, in welchen das obere Heckflügel-Element flachgestellt werden kann, mehr Speed dazugewinnt als andere Autos. Die Gegner rätseln, was hier RBR cleverer macht. Der Tempo-Vorteil liegt, je nach Strecke, im Bereich zwischen 15 und 30 km/h.

Auch ohne DRS zeigen Speed-Messungen: Der Wagen von Red Bull Racing ist windschlüpfiger als die Autos von Mercedes oder Aston Martin.

Der diesjährige Rennwagen ist zudem markant leichter gebaut worden als das Vorjahresmodell, was es erlaubt, unter dem Gewichtslimit zu bleiben und dies dann mit geschickt platziertem Ballast auszugleichen. Das verbessert das Handling.

Faktor Adrian Newey
Das beste Auto des Jahres ist durch den besten Formel-1-Designer der vergangenen dreissig Jahre möglich geworden, durch Adrian Newey. Der 64-Jährige Meister-Designer hat nach seiner eigenen Rechnung bei 204 GP-Siegen von Williams, McLaren und Red Bull Racing die Finger im Spiel gehabt. Newey hat im IndyCar-Sport sehr viel über Wing-Cars gelernt, diese Erfahrung können andere Designer nicht vorweisen.

So hat Newey in Sachen Aufhängungen ein Auto gebaut, das wenig anfällig ist auf Nickbewegungen, beim Bremsen und beim Beschleunigen. Liegt der Wagen derart gleichmässig, dann kann die Aerodynamik konstanter Abtrieb aufbauen. RBR kann den Wagen tiefer legen, so entwickelt der Fahrzeugboden die Saugnapfwirkung am nachhaltigsten.

Ein gleichmässig liegendes Auto ist zudem – in der modernen Formel 1 ganz wichtig – entscheidend für ein gutes Reifen-Management.

Faktor Auto, Teil 2
Der Wagen von Max Verstappen und Sergio Pérez ist in allen bisherigen Rennen 2023 ins Ziel gekommen. Hohe Standfestigkeit ist ein Eckpfeiler auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung. Dazu gehört auch die leistungsstarke und zuverlässige Antriebseinheit von Honda/Red Bull Powertrains.

Faktor Rennstrategie
Red Bull Racing arbeitet auf gleichmässig hohem Niveau, was das Vorgehen im Rennen angeht. Im Gegensatz zu Ferrari oder Mercedes sind krasse Patzer bei der Rennstrategie sehr selten.

Faktor Mechaniker
Der Rennstall zeigt 2023 im Schnitt die besten Boxenstopps. So wie in den vergangenen Jahren.

Faktor Vorbereitung
Die Grundabstimmung wird in der Simulation im Rennwagenwerk erarbeitet, es kommt sehr selten vor, dass Verstappen, Pérez und ihre Renningenieure mit dem Set-up komplett daneben liegen. So können sich Max und Sergio sofort um Feinarbeit kümmern, wenn die Wagen auf die Bahn gehen.

Der Niederländer und der Mexikaner bereiten ihre Autos mit Schwerpunkt Leistung im Grand Prix vor. Es fällt auf, dass die Gegner in der Qualifikation näher rücken – in Baku stand Charles Leclerc mit Ferrari auf der Pole-Position – aber im Rennen ist der Red Bull Racing RB19 in der Regel das schnellste Auto.

Faktor Gegner
Ferrari hat 2023 nicht so begonnen wie erwartet, Mercedes kommt erst mit umgebautem Rennwagen langsam in Schwung. Red Bull Racing ist auch deshalb so stark, weil die direkten Gegner so schwach sind. Überraschung der Saison: Der grosse Fortschritt bei Aston Martin mit dem ewig jungen Fernando Alonso.

Faktor Entwicklung
Red Bull Racing hat in den vergangenen fünfzehn Jahren gezeigt, wie effizient das Team die Rennwagen entwickelt. Das ist vor allem vor dem Hintergrund der Kostenobergrenze in der Königsklasse elementar.

Faktor mentale Einstellung
Teamchef Christian Horner und Superstar Max Verstappen teilen diese Ansicht und haben dafür fast indentische Worte gefunden: «Wir gehen in jedes Rennwochenende mit einem Hunger, als hätten wir noch überhaupt nichts gewonnen. Es gibt keine Selbstgefälligkeit, es gibt kein Gefühl der Sättigung. Wenn wir siegen, dann erlauben wir es uns, am Sonntagabend happy zu sein, aber dann beginnen wir schon mit der Analyse, was wir noch hätten besser machen können.»

Fazit von Teamchef Christian Horner: «Wenn in der Formel 1 ein Rennstall überlegen ist, dann basiert das immer auf Mitarbeitern, die in Harmonie zusammenarbeiten. Wir hatten schon 2022 mit dem Modell RB22 ein sehr gutes Auto gebaut. Und dann haben wir versucht, jene Bereiche zu verbessern, von welchen wir fanden, dass wir zu wenig gut sind. Das ist uns gelungen, und das Ergebnis ist der siegreiche Rennwagen vom Typ RB23.»

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