MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

Belgien-Sieger Max Verstappen: «Das war schlimm»

Von Mathias Brunner
Max Verstappen überholte Sergio Pérez und flog zum Sieg

Max Verstappen überholte Sergio Pérez und flog zum Sieg

​Belgien-GP auf dem Circuit de Spa-Francorchamps: Max Verstappen erobert den 45. Sieg in der Königsklasse. Der Weltmeister spricht nach dem Rennen über einen kritischen Moment.

Das war weltmeisterlich: Max Verstappen fährt beim Traditions-GP von Belgien in den Ardennen unwiderstehlich zum 45. Sieg seiner GP-Karriere, es ist sein achter Sieg in Folge (Miami, Monaco, Spanien, Kanada, Österreich, Grossbritannien, Ungarn), sein zehnter in der Saison (mit Bahrain und Australien), sein 89. Podestplatz in der Formel 1, sein dritter Sieg in Folge in Belgien nach 2021 und 2022.

Für den Rennstall Red Bull Racing ist dies der 104. Volltreffer im GP-Sport und der fünfte Doppelsieg 2023 (nach Bahrain, Saudi-Arabien, Aserbaidschan und Miami). Für RBR ist es auch der 13. GP-Sieg in Folge, das Team hat alle Rennen 2023 gewonnen, dazu das WM-Finale 2022 in Abu Dhabi.

Max Verstappen sagt nach seiner grandiosen Leistung (22,3 Sekunden Vorsprung auf Sergio Pérez im gleichen Auto): «Von Platz 6 zu siegen, das ist für mich eine Premiere. Ich wusste, dass wir ein gutes Auto haben, ich musste nur geduldig sein und durfte keine Dummheit machen in der ersten Kurve und in der ersten Runde.»

«Ich schaffte es, mich aus allem Gedrängel rauszuhalten. Dann konnte ich vorrücken, wenn auch zäher als erwartet. Denn die Fahrer vor mir konnten alle ihre Heckflügel flachstellen. Als ich mein eigenes Tempo fahren konnte, lief alles prima, das war sehr befriedigend. Die ganzen Überholmanöver waren kein Problem.»

Richtig in Gefahr kam dieser Sieg nur einmal: Als Max Verstappen auf regenfeuchter Bahn ausgerechnet am Ausgang von Eau Rouge einen üblen Quersteher hatte!

Max gibt zu: «Das war schlimm, ungefähr die letzte Stelle, wo dir das Auto wegrutschen sollte. Zum Glück konnte ich den Wagen abfangen.»

«Der Regen war tückisch, er machte die Bahn schmierig, aber es war von freiem Auge schwer einzuschätzen, wie feucht die Strecke wirklich war.»

So fuhr Verstappen zum Sieg

Das Rennen begann mit vielen Wolken, 18 Grad Luft- und 27 Grad Pistentemperatur, Regenwahrscheinlichkeit gemäss FIA bei 40 Prozent. Leclerc, Pérez, Hamilton, Sainz auf weichen Pirelli-Reifen (rot markiert), dann Piastri auf mittelharten Walzen (gelb markiert), Verstappen auf weich, Norris, Russell, Alonso auf mittelhart. Kein Fahrer auf harten Reifen.

Beim Start kam Leclerc gut weg, sofort in Führung, er machte Pérez den Weg zu, aber zur Les Combes ging der Mexikaner schon in Führung, mühelos. Piastri fiel zurück: «Mein Auto ist beschädigt.» Max Verstappen damit auf Rang 5 hinter Pérez, Leclerc, Hamilton und Sainz. Aber auch der Spanier meldet, dass sein Auto beschädigt sei.

Aus der ersten kam Pérez 1,2 Sekunden vor Leclerc zurück, dann Hamilton mit Verstappen im Nacken, Sainz verlor Boden und musste sich gegen Alonso wehren. Carlos erhielt die Anweisung: «Wir sehen die Beschädigung, aber fahr erst mal weiter.» Gemäss Ferrari-Daten gab es fünf Prozent weniger Aero-Effizienz, Alonso legte sich seinen Landsmann zurecht und ging vor Les Combes vorbei.

Oscar Piastri musste seinen McLaren zur Seite stellen, die Wiederholung zeigte, dass er in der ersten Kurve mit Sainz kollidiert war. Der junge Australier schimpfte: «Ich weiss nicht, was er sich gedacht hat. Er lenkte ein, als würde es mich rechts neben ihm gar nicht geben.» Die FIA schaute sich das an und fand dann – das war keiner Strafe würdig.

Verstappen folgte Hamilton wie ein Schatten, der Niederländer sehr geduldig. An der Spitze Pérez zwei Sekunden vor Leclerc, der Monegasse 0,9 Sekunden vor Hamilton, der 0,6 Sekunden vor Verstappen auf Platz 4.

Sainz mit eingedrücktem Seitenkasten fiel Platz um Platz zurück. Auch Norris fiel zurück: Sein McLaren war auf nasse Bahn getrimmt.

Top-Ten nach 5 Runden: Pérez, Leclerc, Hamilton, Verstappen, Alonso, Tsunoda, Albon, Sainz, Stroll und Russell.

Runde 6: Verstappen überrumpelte in die Les-Combes-Rechtskurve hinein Hamilton und rückte vor auf Platz 3. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr lag er von Startplatz 16 kommend nach 12 Runden in Führung.

Verstappen machte sich auf die Socken Richtung Leclerc. Carlos Sainz brachte seinen angeschlagenen Ferrari an die Box, aber nicht etwa zur Aufgabe, sondern für mittelharte Reifen. Der Madrilene nun auf P18.

Runde 8: Pérez drei Sekunden vor Leclerc, der mit Verstappen im Nacken. Max schnappte sich den Monegassen scheinbar mühelos aussen herum in Les Combes. Nun trennte ihn nur noch sein Stallgefährte Pérez vor der Führung.

Runde 12: Pérez 2,4 Sekunden vor Verstappen, dann Leclerc, Hamilton holte sich mittelharte Walzen ab.

Nach 13 Runden holte sich Pérez frische Walzen ab. Derzeit ein wenig Zoff am Funk von Verstappen. Sein Renningenieur Gianpiero Lambiase: «Halte dich einfach an meine Anweisungen und vertrau mir.»

Neue Frage an Max: «Regen kommt in neun oder zehn Minuten, was sollen wir tun?» Verstappen: «Ich kann ja schlecht auf den Radar sehen, nicht wahr?» Max holte sich neue mittelharte Reifen ab und kam hinter Pérez auf die Bahn zurück.

Stroll, Russell und Gasly versuchten ihr Glück damit, noch nicht zu wechseln und dann eventuell einen Vorteil zu haben, wenn ein Wechsel auf Intermediates nötig werden würde,

Runde 17: Verstappen an Pérez dran. Würde Max Geduld haben, um auf der Kemmel-Geraden am Mexikaner vorbeizugehen? Ja! Genau so machte er es, die Gegenwehr von «Checo» war überschaubar.

Neuer Stand daher: Verstappen, Pérez, Leclerc, Hamilton, Alonso, Russell, Stroll, Gasly, Tsunoda und Ocon.

Nach 37 Minuten begann es zu regnen, Sainz-Ingenieur Adami warnte vor «Intensität 2 bis 3, und das dauer ungefähr zehn Minuten». Die Fans öffneten Schirme und zogen Regenschutz über.

Runde 21: Verstappen meldete, dass der Regen zunehme, die Rundenzeiten stiegen um drei Sekunden, Max verlor den Wagen in Eau Rouge fast aus der Kontrolle, als er etwas zu weit rechts auf dem nun feuchten Randstein war. Aston Martin holte Stroll herein, aber nicht für Intermediates, sondern für weiche Reifen. Noch waren die profillosen Walzen die bessere Wahl.

Norris rückte wieder vor. Zur Erinnerung: Der McLaren abgestimmt mit viel Abtrieb für nasse Bahn. Russells Reifen hatten genug, der Mercedes-Fahrer holte frischen Gummi ab (weich).

Ferrari sah ein, dass mit beschädigtem Auto kein Blumentop zu gewinnen ist und nahm den Wagen von Sainz aus dem Rennen.

Stand nach 26 Runden: Verstappen 7,3 Sekunden vor Pérez, der 7,1 Sekunden vor Leclerc, der 3,4 vor Hamilton, dann Alonso und Russell. Dann gab es in Runde 28 weiche Pirelli-Reifen für Hamilton, eine Runde später gleiche Reifenwahl für Leclerc im Ferrari, dann für Alonso und für Pérez.

In Runde 30 holte Red Bull Racing Leader Verstappen herein, makelloser Stopp, Max behielt die Führung. Seine frischen weichen Pirelli mussten noch 14 Runden lang halten. Von Renningenieur Lambiase gab es einen Klaps auf die Finger: «Du hast den Reifen auf der ersten Runde viel zugemutet, ich weiss nicht, ob das vernünftig war.» Max antwortete mit der neuen besten Rennrunde.

Runde 33: Verstappen 12,4 Sekunden vor Pérez, Leclerc 4,4 Sekunden dahinter, der mit Hamilton im Nacken.

Wieder ein Klaps von Lambiase am Funk: «Dieser Reifen hatte ordentlich Verschleiss zu Beginn des Rennens, ich bitte dich, den Kopf zu nutzen.»

Verstappen antwortete: «Ich kann auch ein wenig mehr Gas geben und für noch einen Stopp reinkommen. Ein wenig Boxenstopptraining?» Lambiases Antwort: «Nein, dieses Mal nicht.»

Nach dem Rennen sagte Max: «GP musste sich keine Sorgen machen. Ich weiss, dass diese Strecke den Reifen viel abverlangt. Ich war vorsichtig genug.»

Belgien-GP, Circuit de Spa-Francorchamps

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:22:30,450 min
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +22,305 sec
03. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +32,359
04. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +49,671
05. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +56,184
06. George Russell (GB), Mercedes, +1:03,101 min
07. Lando Norris (GB), McLaren, +1:13,719
08. Esteban Ocon (F), Alpine, +1:14,719
09. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:19,340
10. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +1:20,221
11. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:23,084
12. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +1:25,191
13. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, +1:35,441
14. Alex Albon (T), Williams, +1:36,184
15. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:41,754
16. Daniel Ricciardo (AUS), AlphaTauri, +1:43,071
17. Logan Sargeant (USA), Williams, +1:44,476
18. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1:50,450
Out
Carlos Sainz (E), Ferrari, Kollisionsschäden
Oscar Piastri (AUS), McLaren, Kollisionsschäden

WM-Stand (nach 12 von 22 Grand Prix, inklusive 3 von 6 Sprints) 

Fahrer
01. Verstappen 314 Punkte
02. Pérez 189
03. Alonso 149
04. Hamilton 148
05. Leclerc 99
06. Russell 99
07. Sainz 92
08. Norris 69
09. Stroll 47
10. Ocon 35
11. Piastri 34
12. Gasly 22
13. Albon 11
14. Hülkenberg 9
15. Bottas 5
16. Zhou 4
17. Tsunoda 3
18. Magnussen 2
19. Sargeant 0
20. De Vries 0
21. Ricciardo 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 503 Punkte
02. Mercedes 247
03. Aston Martin 196
04. Ferrari 191
05. McLaren 103
06. Alpine 57
07. Williams 11
08. Haas 11
09. Alfa Romeo 9
10. AlphaTauri 3

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